Die Pandemie führte den Handel in eine Zäsur. Einkäufe im Internet haben massiv zugenommen. „Wir haben nach den Lockdowns mit einem Gegentrend gerechnet, aber das Wachstum geht weiter“, sagt Andreas Pesenhofer, Geschäftsführer von ACL. Das ist gut für das steirische Unternehmen – ACL (advanced commerce labs), das sich darauf spezialisiert hat, Händler in die Digitalisierung zu führen. Der E-Commerce-Boom habe auch zu vielen Anfragen geführt. Mangels IT-Kräften „können wir nicht alle Projekte umsetzen“. Dieser Mangel, der nicht nur die IT-Branche trifft, führt geradewegs in die Logistikwerkstatt, in der am 7. und 8. Oktober Wissenschaftler und Praktiker das Thema E-Commerce in Einzelteile zerlegen wollen. Um vor allem Fragen zu beantworten: Wie viel Automation ist sinnvoll? Denn, so Pesenhofer: „Der Fachkräftemangel führt zu einem Automationsdruck in der Branche.“

Was dies bedeuten könnte, demonstriert der größte Händler Chinas, JD. Der Konzern hat Warenhäuser komplett automatisiert, zeigt – noch in Visionen – wie das auch auf der letzten Meile, also bei der Zustellung, funktionieren könnte: Autonom fahrende Autos und Drohnen bringen Packerl bis vor die Haustür und holen Retouren ab.

„Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll“, hält Christian Landschützer vom Institut für Technische Logistik der TU Graz entgegen. „In Nischenbereichen können wir autonom zustellen, aber nicht in der Breite, wollen wir den Klimaschutz ernst nehmen.“ Hiesige Paketdienste packen ihre Transporter gewöhnlich bis oben voll, um die Effizienz zu steigern. In der JD-Vision bringen fahrende Roboter die Pakete einzeln.

Die Automation gehört längst auch hier zum Alltag. „Es ist eine Evolution und keine Revolution. Lagerroboter sind vielerorts Standard“, erklärt Pesenhofer. Die Post etwa setzt den „Rapid Unloader“ ein, der Lkw an der Rampe zum Verteilzentrum automatisch entlädt. Die Entwicklung war ein von Landschützer betreutes Dissertationsprojekt an der TU. Auch die zunehmende Zahl von Abholstationen sehen Fachleute als Teil der Automatisierung.

Auf Seite der Händler sei entscheidend, Daten von (grob gesagt) Warenbeständen, Filialen, Kunden und Zustellern zu bündeln. „Kunden bestellen dort, wo schnell geliefert wird und wo Ware retourniert werden kann. Das funktioniert nur mit Automation.“ Der Druck entstehe nicht zuletzt auf Konsumentenseite. ACL betreut die Onlineshops zahlreicher großer Händler wie Kastner & Öhler, Hervis oder Drogeriemarkt.