Das hat es wirklich noch nie gegeben“ – auch wenn René Jonke weit in seinen Statistiken zurückblättert, ein Quartal, in dem nur fünf steirische Gastronomiebetriebe Insolvenz anmelden mussten, findet sich dort nicht. Der Grazer Niederlassungsleiter des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV) verweist auf 24 Insolvenzfälle im ersten Quartal 2020, auf 18 im Jahr davor und sogar jeweils mehr als 30 in den ersten drei Monaten der Jahre 2018 und 2017. Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass ausgerechnet jene Branche, die mit am stärksten von der Pandemie betroffen ist, plötzlich im Insolvenz-Ranking ganz weit hinten zu finden ist und „einen historischen Tiefststand verzeichnet“, wie es Jonke ausdrückt. Erklären lasse sich das insbesondere durch die Coronahilfen – von den (bis Ende Juni verlängerten) Stundungen von Steuern und Abgaben über die Zuschüsse und Ersatzzahlungen bis hin zur Kurzarbeit. Jonke und mit ihm auch andere Gläubigerschützer sprechen daher auch von einer „trügerischen Momentaufnahme“.

Wenn die Stundungen und andere Hilfen auslaufen, werde es hier sicher wieder zu einem markanten Anstieg kommen, gewissermaßen eine Stunde der Wahrheit.

"Es ist mit einer Ausdünnung zu rechnen"

Auch der steirische Gastronomie-Obmann Klaus Friedl befürchtet, dass mit einem Auslaufen der Stundungen und Hilfen eine Kehrtwende einsetzt. „Derzeit ist das Thema ja gewissermaßen auf Eis gelegt.“ Wie auch in anderen Branchen sei auch in der Gastronomie damit zu rechnen, „dass es zu einer Ausdünnung kommt“.

Hoffen auf Neustart ab Mitte Mai

Viel werde freilich aber auch davon abhängen, wann und vor allem wie der Neustart, sprich die Wiedereröffnung in der steirischen Gastronomie, erfolgen kann. „Wir hoffen sehr auf Mitte Mai“, so Friedl, „dann bin ich überzeugt, dass das Geschäft wieder anspringt.“ Entscheidend sei dann aber, unter welchen Bedingungen und Auflagen der Betrieb wieder aufgenommen werden könne. „Nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ist es für uns entscheidend, dass sich das Aufsperren auch auszahlt, und das hängt sehr davon ab, wie die Öffnungszeiten und die Tischbelegungen festgelegt werden, aber auch davon, ob dann wieder Veranstaltungen möglich sind“, sagt Friedl.