"Eigentlich“, hadert Gerhard Höflehner, „wäre es am 30. März wieder losgegangen.“ Eigentlich. Denn als Mitte März die Meldungen von Corona-Infizierungen in Ischgl publik wurden, sind die Gästeanfragen in Höflehners Viersterne-Wellnesshotel in Haus/Ennstal „praktisch auf null zurückgegangen“. „Wir sitzen auf unseren Katalogen, können aber nichts verkaufen“, sagt der Chef über 140 Mitarbeiter, 82 Zimmer, 18 Suiten, vier Chalets, ein 3700 Quadratmeter großes Spa-Areal und ein Wildgehege.

Auch die Ankündigung, vielleicht Mitte Mai wieder aufsperren zu dürfen, tröstet ihn wenig. „Diese Hinhaltetaktik ist nicht gut.“Zu viele Fragen seien offen: Dürfen Mitarbeiter aus Ungarn oder Kroatien dann nach Österreich? Kommt bei den Gästen Urlaubsstimmung auf, wenn Kellner sie mit Mundschutz bedienen? Wie ist das mit Massagen in Spa-Bereichen? Was, wenn im Herbst eine zweite Infektionswelle oder Anfang Winter ein Einzelfall aufpoppt? Reicht dann die Durchseuchungsrate schon oder werden Hotels wieder gesperrt? „Wir müssten wissen, welche Auflagen und Regeln dann gelten“, sagt Höflehner.

Blitzblau der Himmel, strahlend weiß die Pisten. „Die Osterwoche wäre bei uns sehr gut gebucht gewesen – zu 80 Prozent mindestens“, schildert Christina Brandstätter, Sprecherin des Seehotels Jägerwirt auf der Turrach. Als der Skiliftbetrieb Mitte März eingestellt wurde, machte das Hotel zu, fiel die Karwoche ins Wasser. Am 12. Juni wolle man die Sommersaison eröffnen, auch wenn es aktuell keine Buchungen gibt. Sie rechne mit einem „Softopening“, so Brandstätter, also einem langsamen Start. Der Ausfall der Urlauber aus dem Ausland wird enorm hoch sein, einzige Zielgruppe heuer sind Gäste aus Österreich. Erst in eineinhalb bis zwei Jahren rechnen die Hoteliers damit, Verluste auf dem internationalen Markt wieder gutmachen zu können. Brandstätter übt dennoch keine Kritik: „Wir haben vollstes Verständnis für die Maßnahmen.“

"Warum wird alles über einen Kamm geschoren?"

Das ist in der Branche derzeit die Ausnahme. So sorgt der Umstand, dass es für Beherbergungsbetriebe frühestens Mitte Mai eine Chance auf Wiedereröffnung gibt, bei Andreas Reinisch für „Unverständnis“. Der Betreiber der „Golden Hill Chalets“ in St. Nikolai im Sausal kann „nicht nachvollziehen, warum alles über einen Kamm geschoren wird. Wir bieten fünf Chalets, können alles völlig berührungs- und kontaktlos abwickeln, das ist nicht mit einem Massenbetrieb vergleichbar.“ Um die Zeit zu überbrücken und später wieder durchstarten zu können, hat man bei „Golden Hill“ beispielsweise eine Gutschein-Aktion gestartet, bei der bei Erwerb bis 24. April zehn Prozent Nachlass geboten werden, „fünf Prozent des Rechnungsbetrags spenden wir an die Helden vom Roten Kreuz“, so Reinisch.

"Hotellerie fühlt sich nicht in der ersten Reihe"

In der Thermenregion sollte die Outdoorsaison anlaufen. Josef Sommer, Chef des Hotels „Kaiser von Österreich“ in Radkersburg, hat stattdessen 31 seiner 33 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Tritt keine Verschlechterung ein, könnte man Mitte Mai wieder aufsperren. Aber, so Sommer: „Es ist zu befürchten, dass die Durststrecke länger andauern wird.“ Bei den Buchungen herrsche ein großes Abwarten, „niemand will ein Risiko eingehen. Auch wenn wir Stornierungen immer sehr amikal abwickeln“, wie er betont. Ein großes Fragezeichen stehe hinter der Reisefreiheit, „da hat der Tourismus Europa gespürt, nun sind wir sehr nationalstaatlich eingestellt“. Die von der Regierung gesetzten Schritte seien „im Großen und Ganzen sehr gut. Aber die Hotellerie fühlt sich nicht in der ersten Reihe“, erinnert Sommer an den Umstand, dass die Branche von Mitte März bis Anfang April warten musste, bis aus rechtlicher Sicht Klarheit herrschte.

Sommer hofft, dass für die Zeit nach Corona im Gesundheitstourismus Qualitäten wieder erkannt werden, die zuletzt „zu wenig Beachtung fanden“ – etwa die Sicherheit ausreichender ärztlicher und heiltherapeutischer Versorgung.