Im Handumdrehen hat Corona die eigenen vier Wände in ein Büro verwandelt. Zwar gibt es keine Zahl, wie viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Österreich auf Tele- bzw. Heimarbeit umgestellt haben, doch liefert Microsoft einen vielsagenden Hinweis.

Der US-Anbieter gewann in vielen Ländern innerhalb nur einer Woche 37 Prozent mehr Nutzer für die Bürokommunikationssoftware Teams dazu. Die App mit Chats und Videokonferenzen komme inzwischen auf 44 Millionen Anwender, erklärte Microsoft-Chef Satya Nadella am Donnerstag. Um die Gunst neuer Anwender setzte umgehend ein verschärfter Wettlauf ein. So lockerten Softwareanbieter wie Discord und Zoom die Beschränkungen für ihre Gratis-Versionen.

Gefragte IT-Profis

Die Drähte auch zu heimischen IT-Dienstleistern glühen in diesen Tagen – im Gegensatz zu anderen Branchen erleben sie eine Hochkonjunktur. Die Krise wird zum Treiber für die Digitalisierung.

„Wir bündeln unsere Ressourcen, um die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen“, erklärt Alexander Albler, Vorstandschef von NTS, einem der großen heimischen Anbieter. Man werde alle bestmöglich betreuen, ein besonderer Fokus in Notfällen liege im Moment aber auf der „kritischen Infrastruktur“ wie Gesundheitsversorgung, öffentlicher Sicherheit, Lebensmittelhandel etc., wirbt Albler auch um Verständnis.

Kapazitäten erhöht

Viele Fäden laufen beim Cloudanbieter Anexia zusammen. Dieser hat sich wegen der Corona-Krise in China vorsorglich mit ausreichend Hardware eingedeckt und die Kapazitäten in Österreich, Deutschland und den USA „massiv erhöht“, sagt Anexia-Chef Alexander Windbichler. Aus gutem Grund: „Seit Beginn dieser Woche hat sich die Belastung unserer Cloudplattform mehr als verdoppelt.“

Problematisch werde die starke Belastung der Netze erst auf der „letzten Meile“ zum Nutzer. Diese ist auf die enorme Zunahme der Belastung dieser Tage schlicht nicht vorbereitet. Dass Netflix und Youtube nun die Videoqualität von HD auf SD reduziert haben, sei „ein notwendiger Schritt“ gewesen.

Im Dienst der guten Sache

Viele IT-Profis stellen ihr Service in den Dienst der guten Sache, helfen gratis. Etwa Avido: Das Telekommunikationsunternehmen bietet Firmen, die auf Heimarbeit umgestellt haben, kostenloses Service bei der Einrichtung von Festnetztelefonie an. Oder Eyeson: Das Start-up offeriert gemeinsam mit A 1 bis Juni Gratis-Lösungen bei Videokonferenzen.

Auch Parkside: Das Unternehmen, dessen Kerngeschäft sonst die Projektentwicklung und nicht die Beratung ist, baute eine Website mit nützlichen Infos für Firmen, die Hilfe beim Thema Homeoffice benötigen.

„Wir werden die Inhalte in den nächsten Tagen weiter ausbauen“, kündigt Vorstandsmitglied Wolfgang Lierzer der Kleinen Zeitung an. Auch Orderspace und Itell.Solutions helfen, stellen sich aber der Gastronomie zur Verfügung und installieren bis Ende April für die Wirte kostenlos digitale Speisekarten ins Netz.

Räumliche Trennung

Doch auch wenn die Technik läuft, bleibt Heimarbeit für die Betriebe eine enorme Herausforderung – denn dass ganze Belegschaften von zu Hause aus arbeiten, ist für die meisten gänzlich neu. Darüber, was alles zu beachten ist, hat Parkside einen kleinen Leitfaden zusammengestellt. Da geht es nicht nur um technische Punkte, sondern in hohem Maß um organisatorische und soziale. Nicht zuletzt sei es wichtig, zu Hause das Berufliche (räumlich) zu trennen. Homeoffice bedeute nicht, rund um die Uhr verfügbar sein zu müssen.