Die Wellen des Pleite-Erdbebens des britischen Reisekonzerns Thomas Cook haben nun auch die Tochtergesellschaften in Österreich und Deutschland in die Insolvenz gerissen. Noch keinen Insolvenzantrag stellte indes die in der Schweiz ansässige Tochtergesellschaft, die für mindestens 20 Kärntner Hotelbetriebe als Vertragspartner fungierte.

Die Kärnten-Werbung fürchtet, 50 Betriebe seien betroffen. Von großer Verunsicherung und einer "äußerst prekären Situation für die heimische Hotellerie" spricht Hoteliers-Obmann Sigismund Moerisch: "Hohe Summen stehen aus." Er will für den beträchtlichen Schaden die öffentliche Hand zur finanziellen Unterstützung für geschädigte Hotelbetriebe in die Pflicht nehmen.

Nassfeld und Bad Kleinkirchheim trifft es hart

Allein am Nassfeld sind "vier bis fünf" Hotels von der Thomas-Cook-Pleite betroffen, sagt Markus Brandstätter von der NLW Tourismus Marketing GmbH. "Melden auch die Schweizer Konkurs an, wird es für ein paar Betriebe verdammt schwierig." Neben offenen Forderungen („Da geht es jetzt um Einzelschicksale, für die es sehr teuer wird“) gehe es um bereits reservierte Winterkontingente und sogar um die nächste Sommersaison, sagt Brandstätter.

Hoteliers haben zum Teil "Knebelverträge"

Auch für Wolfgang Kuttnig von der Wirtschaftskammer tun sich hier "große Fragezeichen" auf. Viele Hoteliers haben eine Art "Knebelvertrag" mit Cook abgeschlossen, der die Kündigung im Fall eines Konkurses des Reiseveranstalters ausschließt. Dazu kommen chaotische Szenen bei Kunden, die bereits gebucht haben und nicht wissen, wie es weitergeht.
"Wir sind im permanenten Krisenmodus, erklärt Kuttnig. In einem "Krisenstab" werden Mitglieder beraten und verschiedene Szenarien durchdacht.

Forderungen vom August

Einzelne Kärntner Hotels sitzen auf offenen Rechnungen bis zu 100.000 Euro, im Schnitt seien Forderungen von 20.000 bis 30.000 Euro offen. So zum Beispiel auch beim Trattlerhof in Bad Kleinkirchheim. "Da geht es vor allem um die Forderungen vom Monat August", sagt Hotelchef Jakob Forstnig. Denn Neckermann, im deutschsprachigen Raum die Hauptveranstaltermarke von Cook, habe ein Zahlungsziel von 60 Tagen. Auch für den Herbst gebe es noch Buchungen über Neckermann. Diese Gäste können allerdings nur dann anreisen, wenn sie den Aufenthalt im Hotel selbst bezahlen. "Das Geld, das sie für die Pauschalreise an Neckermann gezahlt haben, müssen sie sich dann rückerstatten lassen", so Forstnig. Auch Konsumentenschützer raten Kunden, die Reise trotz Insolvenz nicht zu stornieren.

Für die frei werdenden Neckermann-Kontingente gebe es, so Forstnig, schon Interessenten. Wie das alles rechtlich aussehe, müsse man sich aber erst genau ansehen. Auch im Feriendorf Kirchleitn in St. Oswald ist der letzte Gast, der über Neckermann gebucht hatte, gestern abgereist. Ob Hotelchef Wolfgang Schneeweiß von dem Geld etwas sehen wird, steht in den Sternen. "Wir haben bisher nur wenig Informationen." Die Forderungsausfälle würden bei rund 20.000 Euro liegen.