Wie leben und arbeiten wir alle im Jahr 2030? Diese Frage stand im Zentrum des siebten Zukunftstags der SFG. Rund 1000 Besucher kamen in die Grazer Messe, um einerseits den Vorträgen zu lauschen und andererseits, vielleicht sogar noch wichtiger, miteinander in Austausch zu kommen. Moderiert wurde der Zukunftstag von Christian Clerici.

Den Anfang macht der Wirtschaftsphilosoph Anders Indset. Eine seiner zentralen Aussagen ist so einfach, wie schwierig: "Stellt Fragen". Schließlich bringt Neugierde den Menschen stets weiter. Beschränkungen lege man sich stets selber auf. Daher könne auch nur man selber diese wieder abbauen.

Nach der Pause schwenkte der Fokus auf die lokalen, steierischen Experten. Konkret waren das Sarah Reindl und Verena Kassar von den verpackungsfreien Geschäften Gramm und Dekagramm, der Molekularbiologe Frank Madeo, Heinz Leitner des Abfallexperten Komptech und Albert Leonhard, Leiter der Mobilitäts- und Infrastrukturkoordination der Energie Steiermark.

Verpackung und Recycling

Reindl und Kassar erzählten davon, wie sehr sie sich doch mit ihren Annahmen getäuscht hatten. Die beiden jungen Frauen sahen die Zielgruppe für ihre nachhaltige Geschäftsidee auch eher bei jungen Generationen. Dabei seien die Kunden viel älter als anfangs gedacht. Auch ginge es den Kunden nicht immer um das Konzept des verpackungsfreien Einkaufens. Viele würden auch die Beratung und das persönliche Gespräch schätzen. Die beiden Gründerinnen unterstrichen auch, dass sie nicht prinzipiell gegen Verpackungen sein. Allerdings müssten diese Smart sein und wiederverwertbar.

Der Abfallspezialist Leitner bestätigte, dass das Vermeiden von Verpackung quasi der Königsweg sei. Doch auch wenn Verpackung anfällt, könne man 98 Prozent davon wiederverwerten. Man müsse halt schon beim Produktdesign anfangen und beispielsweise nicht dünne Plastikfolien verwenden, die man nur noch verbrennen kann. Leitner verteidigte auch das Plastiksackerl. Dieses ließe sich sehr gut wiederverwerten, wenn man ein Sammelsystem dafür hätte.

E-Mobilität und Alter

E-Mobilitäts-Experte Leonhard sieht die Steiermark inzwischen gerüstet für E-Autos. Es gebe inzwischen genug Ladestationen und nahezu alle Automobilkonzerne würden in den kommenden Jahren neue E-Auto-Modelle auf den Markt bringen. Uneinigkeit herrschte unter den Diskutanten, ob man in Zukunft noch Autos besitzen werde oder sich doch die Sharing-Economy durchsetzen wird.

Sarah Reindl und Verena Kassar von Gramm, Biologe Frank Madeo, Heinz Leitner von Komptech und E-Mobilitätsexperte Albert Leonard
Sarah Reindl und Verena Kassar von Gramm, Biologe Frank Madeo, Heinz Leitner von Komptech und E-Mobilitätsexperte Albert Leonard © SFG, Erwin Scheriau

Der Biologe und Altersforscher Madeo brachte ein neues Thema auf. Denn wenn man über Zukunft spricht, müsse man auch über das Altern sprechen. Er kritisierte dabei, dass man in Österreich ab einem gewissen Alter aus dem Erwerbsleben ausscheide. Damit ginge der Wirtschaft viel Wissen und Erfahrung verloren. Ein Tipp, um Gesund zu altern: Verzicht. Wenn der Körper in regelmäßigen Abständen Hunger verspürt, verlängert das die Lebenszeit.

Digitalisierung ist keine Überraschung

Den Abschluss machte dann ein Vortrag des brand-eins-Journalisten Wolf Lotter. Seine These: Alles was wir über die Zukunft wissen müssen, ist seit über 40 Jahren bekannt. Auch die Digitalisierung hat im Prinzip schon in den 1930ern begonnen und ist spätestens seit den 1980er-Jahren überall Realität. Also kein Grund, überrascht zu sein.

Inzwischen würden wir in einer Welt leben, in der die Märkte voll sind. Eben deshalb sei Innovation so wichtig, doch was heute alles als Innovation verkauft werde, nerve Lotter. Zum Schluss arbeitet er sich an der Bedürfnis-Pyramide von Abraham Maslow ab. Grund- und Sozialbedürfnisse würde wir gut beherrschen, aber sobald es um Individualbedürfnisse oder Selbstverwirklichung geht, versage unser derzeitiges gesellschaftliches Konzept. In Firmen werde noch immer von Mitarbeitern gesprochen, also Personen, die nach Auftrag arbeiten. Doch die jungen Menschen wollten selbst gestalten. Mitarbeiten sei hier nicht genug.