Als Airbus das größte Passagierflugzeug der Welt vorstellte, war es der ganze Stolz von Europas Flugzeugkonstrukteuren. Doch die Nachfrage geht seit längerem gegen Null. Nun greift Airbus zu einem drastischen Schritt. Die Produktion wird eingestellt.

"Die Entscheidung ist schmerzhaft. Wir haben viel Mühe, Geld und Schweiß in den weltweit größten Passagierjet gesteckt. Aber im Geschäft dürfen wir unsere Entscheidung nicht auf Basis von Gefühlen oder Wünschen treffen, sondern basierend auf Fakten", kommentierte Airbus-Boss Tom Enders das Ende des Superfliegers.

Zu viele Stornos

Bereits seit Längerem stand fest, der weltgrößte Passagierjet A380 wird für Airbus zu einer immer herberen Enttäuschung. Weil Airlines den Flieger nicht mehr bestellten oder ihre Bestellungen zum Teil stornierten, strich der Hersteller die Produktion zusammen. Dabei gilt der Flieger als ausgereift.

Immer weniger Auslieferungen

Konzernchef Enders sprach bereits vor rund eineinhalb Jahren Klartext. "Die Lage ist nicht angenehm. Wir treffen die notwendigen Entscheidungen." 2016 lieferte Airbus noch 28 Exemplare des A380 aus, 2017 nur noch 15. Die Zahl sank von Jahr zu Jahr.

Airbus steht mit dem Zusammenstreichen der Produktion seines größten Modells nicht allein. Rivale Boeing baut von seinem riesigen Jumbo-Jet sogar nur noch 6 Maschinen pro Jahr - und diese praktisch nur noch in der Frachtversion.

Bei so geringen Absatzzahlen legt Airbus Geld drauf. Das hielt das Management aber für verkraftbar. Die Verluste beim A380 seien marginal, hieß es.

Airlines setzen auf kleinere Jets

Dabei kommt das Aus für den Großraumjet in einer Phase anhaltenden Phase des Wachstums im Flugverkehr. Das war zuletzt der wichtigste Grund, weiterhin an den A380 zu glauben. Doch setzen derzeit Airlines bei ihren Langstreckenflotten meist auf normalgroße Großraumjets wie den Airbus A350 und Boeings 787 "Dreamliner", die sich auf einer Vielzahl von Routen rentabel einsetzen lassen. Die kleineren Jets sind leichter auszulasten und günstiger zu warten. Die A380 rentiert sich mit ihren typischerweise 544 Sitzplätzen nur auf Verbindungen zwischen großen Metropolen.

Vor zwei Jahren meinte Airbus-Verkaufschef John Leahy (66) noch, dass die wachsenden Passagierzahlen über kurz oder lang nur mit Riesenfliegern wie der A380 zu bewältigen seien. "Der Passagierverkehr wird sich alle 15 Jahre verdoppeln, aber wir können nicht so viele Flughäfen bauen", sagte er. Der aufgewertete "A380plus" mit einem um 80 Passagiere erhöhten Fassungsvermögen und einem geringeren Treibstoffverbrauch konnte den Trend jedoch nicht aufhalten.

Enorme Preisnachlässe

Airbus indes hat mit einem Hinweis auf die Höhe der Preisnachlässe für seine Kunden ein offenes Branchengeheimnis unfreiwillig bestätigt. Flugzeuge werden im Schnitt mit rund 50 Prozent Rabatt auf den Listenpreis verkauft, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Jahresbilanz des europäischen Flugzeugherstellers hervorgeht.

Ablesen lässt sich das aus Zahlen zum Auftragsbestand, den der Boeing-Rivale nach neuen Rechnungslegungsvorschriften anders bewerten muss als bisher. Während früher Listenpreise zugrunde gelegt wurden, muss Airbus den Wert der Aufträge nun auf der Basis von Marktpreisen angeben. Für 2018 steht der Auftragsbestand nach Marktpreisen mit 460 Milliarden Euro in der Bilanz. Das ist halb so viel wie ein Jahr zuvor, als sich die Aufträge nach Listenpreisen auf 997 Milliarden Euro summierten. Weil sich Neubestellungen und Auslieferungen seitdem in etwa die Waage hielten, sind beide Zahlen Branchenexperten zufolge grob vergleichbar.

446 Millionen Dollar - der Listenpreis

Das weltgrößte Flugzeug, der A380, steht beispielsweise mit 446 Millionen Dollar (395 Millionen Euro) in der Airbus-Preisliste, die nach den Branchengepflogenheiten in der US-Währung geführt wird. Doch trotz der offensichtlich hohen Rabatte ist die Nachfrage nach dem Riesenflieger mit seinen 544 Sitzplätzen so gering, dass Airbus ihn aus dem Programm nimmt.

An der Börse wurde die Nachricht vom Ende des A380 freundlich aufgenommen. Die Airbus-Aktie setzte ihren schon länger anhaltenden Steigflug am Donnerstagmorgen fort. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund 30 Prozent an Wert gewonnen.

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