Wenn jetzt Rumänien von Österreich den EU-Ratsvorsitz übernimmt und ins Rampenlicht rückt, hat das für Sie wahrscheinlich einen bitteren Beigeschmack. Die rumänische Regierung hat gerade den RBI-Börsenkurs massakriert, weil es demnächst eine Bankensteuer, eine „Steuer gegen Gier“ geben soll, die die RBI-Tochter voll betrifft.
JOHANN STROBL: Die Steuer ist, wenn sie so kommt, sehr, sehr schädlich, nicht nur für uns, sondern für das ganze Land.

Was versteht man in Bukarest unter „Steuer gegen Gier“?
Im Detail weiß ich es auch noch nicht. Man will bis zu 0,9 Prozent der Bilanzsumme besteuern, das aber offenbar auch abhängig machen von der Höhe des rumänischen Zinssatzes Robor, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen. Dabei soll es auch Bandbreiten geben.

Es hat die RBI kalt erwischt?
Nicht nur uns, alle. Das hatte niemand auf dem Radar. Auch der Prozess ist in meinen Augen total ungewöhnlich. Normalerweise hat man in einem Land ein Gesetzgebungsverfahren, im Zuge dessen es zu Beratungen kommt, Experten befragt werden, ob das gut oder schlecht ist, all diese Dinge dürften hier nicht passiert sein. Es hat uns alle sehr überrascht.

Ist das also Willkür?
Allein dieses Konstrukt, abhängig vom Zinssatz Steuern auf die Bilanzsumme aufzuschlagen, ist extrem. (In Österreich erfolgt die adaptierte Bankenabgabe auf den Gewinn, Anm.) Das stößt in Rumänien selbst auf massive Ablehnung.

Wird das noch korrigiert?
Danach sieht es derzeit nicht aus, aber sowohl die rumänische Nationalbank als auch der Präsident haben gesagt, dass das ein Fehler ist.

Was könnte die RBI dieser „Fehler“ dann kosten?
Das können wir derzeit nicht abschätzen, weil wir noch keine Details kennen.

Was werden Sie heuer generell Bankensteuern kosten?
In den ersten drei Quartalen dieses Jahres haben sie uns insgesamt rund 100 Millionen Euro gekostet. Aber es ist bitte schon anzumerken, dass die Erfinder der Bankensteuer in Österreich zu suchen sind, da waren wir vorneweg. Ungarn, Polen, Slowakei, Rumänien sind nur Nachahmer. Dass es dann Regierungen gibt, die das noch mit gravierenderen Methoden zu übertreffen versuchen, ist schlimm.

Streichen Sie Rumänien jetzt von Ihrer Liste jener Länder, wo sich die RBI vorstellen kann, demnächst eine Bank zu kaufen?
Das kann man so nicht sagen. Tatsache ist, dass alle Banken in Rumänien jetzt deutlich weniger wert sind. Aber weil auch die Bewertung komplexer wird, ist es jetzt sicher schwieriger zu argumentieren.

Ist die angekündigte Expansion schon bald ein Thema?
Wir sind in keinem Verhandlungsprozess. Wir beobachten, hören, wer vielleicht Interesse an einem Verkauf haben könnte.

Warum will die RBI überhaupt wieder zukaufen?
Der eine Weg, die Kundenzahl zu vergrößern, ist über die bestehende Basis. Die andere Variante ist Zukauf.

Jetzt haben Sie aber gerade erst die polnische Tochterbank verkauft. Gibt es aus den langen Querelen Lehren?
Die Übernahme war eine sehr komplizierte, für die Gesetzesänderungen notwendig waren, später haben wir zusätzliche Auflagen bekommen. Alles hat sich über Jahre gezogen. Wenn wir heute etwas erwerben, sollte man es sehr rasch integrieren können. Aber ob eine Akquisition attraktiv ist oder nicht, das kann eine Regierung durch ein neues Gesetz von einem Tag auf den anderen dramatisch verändern, wie es dort passiert ist.

Vor zwei Jahren haben Sie gesagt, es werden gute Jahre werden. Heuer versprechen die Zahlen ein Spitzenergebnis, aber bleiben Sie auch für die nächsten Jahre bei Ihrer Einschätzung?
Ja, auch 2019 müsste immer noch ein sehr gutes Jahr werden. Es gibt zwar die eine oder andere Stimme, die eine Rezession in den USA nicht ausschließt, wobei ich nicht verstehe, warum das unbedingt so sein soll. Dort ist halt alles sehr stark politisch getrieben. Die Frage ist, wie viele Beschädigungen man in Kauf nehmen will. Man sieht ja schon im Handelsstreit erste Schritte Richtung Einlenken, die nun von der US-Regierung ausgehen. In Europa ist die Frage, was mit den immer wieder aufgeschobenen Zinserhöhungen passiert. Alle warten darauf, sie würden die Profitabilität der gesamten Industrie verbessern.

Beim Bankenstresstest ist die RBI nur im Mittelfeld gelandet.
Was heißt nur? Man hat gesehen, dass wir sehr viel getan haben und wir nicht mehr die Bank von vor zwei Jahren (vor der Fusion RBI-RZB, Anm.) sind. Unsere Ausgangssituation mit 13 Prozent Eigenkapitalquote ist gut. Im Extrem-Stress-Szenario sind gut zehn Prozent herausgekommen. Das ist eigentlich gut und reicht uns. Wir wollen ja schließlich auch Dividenden zahlen.

Die Bankenwelt ändert sich massiv. Etwas scherzhaft zum Raiffeisen-Internetbanking gefragt: Ist Elba jetzt schon groß genug, dass der erwachsene George, der „Typ“ von der Ersten, sich in sie verlieben könnte?
Wenn er mutig genug ist, dass er sich an die große Elba heranwagt. Die ist schlagfertig. Ich gebe zu, die Konkurrenz macht gute Werbung. Was für mich zählt, ist, dass Elba extrem viele Nutzer hat.

Sie sind seit ein paar Tagen mit einer kolportierten 84-Millionen-Dollar-Klage konfrontiert. Was hat es damit auf sich und wie geht es Ihnen damit?
Es gibt eine Klage gegen die RBI und vier Einzelpersonen, zu denen ich auch gehöre. Mir persönlich ist die Klage noch nicht zugestellt worden. Man wirft uns vor, für einen von uns vergebenen Kredit über 50 Millionen einen Käufer gesucht zu haben. Das steht sogar im Vertrag, dass wir das dürfen. Da fragt man sich persönlich schon, was alles möglich ist, vor allem, wenn man das erste Mal geklagt wird. Aber davon wird nichts in keiner Weise halten und übrig bleiben.