Grundsätzlich soll der für 12 Uhr angesetzte Warnstreik der Eisenbahner wie geplant stattfinden und - wie angekündigt - bis 14 Uhr dauern. Doch es gibt noch so etwas wie eine letzte Chance. Denn am Sonntag kam plötzlich wieder Bewegung in die zuvor völlig festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Bahn-KV. Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben ihr Angebot noch einmal "substanziell nachgebessert". Daher wird am Montag ab 10 Uhr noch einmal über den KV verhandelt.

Die Ausgangslage ist also klar: Erfolgt in der kurzen Zeit bis Mittag doch noch eine Einigung, lässt sich der Streik noch abwenden. Wenn nicht, dann kommt es zum ersten Bahn-Ausstand seit November 2003. "Aus jetziger Sicht findet der Warnstreik wie geplant statt", so eine Sprecherin der Sprecherin der Gewerkschaft vida.

"Haben alles getan, um den Streik zu verhindern"

Der geplante Warnstreik der Eisenbahner hat am Sonntag jedenfalls eine neue Dynamik in die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen gebracht. Die Verhandlungsrunde am Montagvormittag ist das Ergebnis eines Vier-Augen-Gesprächs zwischen den beiden Chefverhandlern, das am Sonntagabend stattgefunden hat. Der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, Thomas Scheiber, hat bei diesem Treffen vida-Chef Roman Hebenstreit ein "substanziell verbessertes Angebot" vorgelegt, wie Scheiber sagte. Dem Wunsch der Arbeitgeber, noch in der Nacht auf Montag über den KV zu verhandeln, ist die Gewerkschaft aber nicht nachgekommen - sie will stattdessen das Angebot im Detail bewerten.

Ob sich der Warnstreik noch abwenden lässt, ist damit völlig offen. Scheiber erklärte nach dem Treffen mit Hebenstreit, es werde "sehr knapp", aber es sei noch möglich. "Wenn die Gewerkschaft wirklich willens ist, kann es sehr schnell einen KV-Abschluss geben und der Streik noch verhindert werden", so Scheiber. "Wir haben alles getan, um den angekündigten Streik zu verhindern." Das Angebot sei hart an der Grenze des Leistbaren.

Von Gewerkschaftsseite wurde betont, dass ein annehmbares Verhandlungsergebnis nötig sei - und zwar noch vor dem geplanten Streikbeginn um 12.00 Uhr.

Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, ruft die Gewerkschaft vida ihre Mitglieder österreichweit zum Arbeitsaufstand am Montag zwischen 12 und 14 Uhr auf.

Im Fall eines Streiks kommt es zu Ausfällen

Falls es keinen Durchbruch gibt, müssen Bahnfahrer am Montag österreichweit mit Verspätungen rechnen. Der Streik der vida soll von 12 bis 14 Uhr dauern, es ist aber auch danach noch mit Verzögerungen zu rechnen. Die ÖBB rät ihren Kunden, sich im Internet oder über die Telefon-Hotline zu informieren und auf die Durchsagen an Bahnhöfen und in Zügen zu achten. Auch der ÖBB-Rivale Westbahn hat Einschränkungen im Betrieb nicht ausgeschlossen. Nicht betroffen sind Busverbindungen, Straßenbahnen und U-Bahnen.

Am stärksten betroffen wären naturgemäß die ÖBB. Die Bundesbahnen informieren ihre Kunden auf der eigenen Webseite unter streckeninfo.oebb.at und scotty.at, via Telefon (05 17 17) sowie in den sozialen Medien Facebook und Twitter.

Steiermark

Zu Ausfällen und Verspätungen wird es auch auf der für Pendler wichtigen Graz-Köflacher-Bahn kommen. Die GKB informiert unter der Telefonnummer (0316) 5987 256, via Email (personenkasse@gkb.at) sowie auf Facebook und Twitter.

Bei der Steiermärkischen Landesbahn, die mit ihren fünf Bahnstrecken in das S-Bahn-Netz eingebunden ist, sind Infos auf der Webseite unter www.stlb.at abrufbar.

Kärnten

Mögliche Verspätungen beim Verkehrsverbund Kärnten sind unter (0463) 54 618 21 oder www.kaerntner-linien.at abrufbar.

ÖBB und Minister hoffen auf Einigung

Sowohl ÖBB als auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) drängen auf eine Einigung der Sozialpartner. "Nachdem es auch bei den Beamten und den Metallern zu guten Lösungen gekommen ist, erwarten wir auch bei den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern einen Lohnabschluss für 2018. Es liegt jetzt in der Verantwortung der Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft vida, den für morgen angekündigten Warnstreik doch noch abzuwenden", teilte Hofer-Sprecher Volker Höferl am Sonntag der APA mit.

Die ÖBB erklärten, die Aufnahme von neuen Kollektivvertragsverhandlungen zu begrüßen. "Es müssen heute substantielle Fortschritte erzielt werden - im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer tausenden Fahrgäste, die morgen ungestört ihre Reise antreten möchten. Seitens ÖBB steht einer Einigung nichts im Wege, wenn der Wille sowohl auf Seiten der Wirtschaftskammer als auch der vida wirklich gegeben ist", sagte ÖBB-Kommunikationschef Sven Pusswald.