Ein Erdbeben erschüttert Fiat Chrysler (FCA). Der italo-amerikanische Autobauer hat am Samstag bei einer plötzlich einberufenen Aufsichtsratsitzung einen neuen Chef anstelle des seit 2004 amtierenden Topmanagers Sergio Marchionne ernannt, dessen Gesundheitszustand sich in den letzten Stunden wesentlich verschlechtert hat.

Wegen schwerer Komplikationen infolge eines chirurgischen Eingriffes Anfang Juli könne Marchionne nicht mehr zurück in seine berufliche Tätigkeit, teilte der Aufsichtsrat mit. Zum Nachfolger wurde der Chef der zum FCA-Imperium gehörenden Jeep-Marke, Mike Manley, ernannt. Der 1964 im britischen Edenbridge geborene Manley ist der einzige Topmanager im FCA-Firmament, der nicht aus dem Fiat-Imperium, sondern von Chrysler stammt. Seit Oktober 2015 ist er auch für die Pick-up-Marke RAM verantwortlich. Unter Manleys Führung hat Jeep 2017 1,4 Millionen Fahrzeuge verkauft. 2009 waren noch 337.000 abgesetzt worden.

Manley galt zusammen mit dem Topmanager Alfredo Altavilla und dem FCA-Finanzdirektor Richard Palmer als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Marchionnes. FCA war bereits auf der Suche nach einem Nachfolger für den 66-jährigen Marchionne, der FCA eigentlich erst im Frühjahr 2019 nach der Vorstellung der Konzernergebnisse 2018 verlassen und sich ganz auf den Luxusautobauer Ferrari konzentrieren wollte. Gesundheitsprobleme machten Marchionne aber einen Strich durch die Rechnung. Anfang Juli wurde der CEO operiert und liegt laut Medienangaben seitdem in einer Schweizer Klinik. Sein Zustand habe sich in den vergangenen Stunden jedoch wesentlich verschlechtert.

Zu einem Wechsel kommt es auch bei den FCA-Töchtern Ferrari und CNH Industrial. Louis Carey Camilleri, Schweizer Manager maltesischer Abstammung, ist der neue CEO Luxusautobauers Ferrari. Den Posten des Verwaltungsratspräsidenten übernimmt John Elkann, der dieselbe Position beim italo-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler (FCA) bekleidet, teilte FCA mit. Die Managerin Suzanne Heywood rückt zur Verwaltungsratspräsidentin des Nutzfahrzeugherstellers CNH Industrial anstelle Marchionnes auf, teilte der Aufsichtsrat des Nutzfahrzeugproduzenten mit. Als interimistischer CEO wird weiterhin Derek Neilson amtieren.

Elkann erklärte, dass er mit Marchionne 14 Jahre "voller Erfolge und Schwierigkeiten" erlebt habe. "Es waren einmalige und nicht wiederholbare Momente sowohl vom persönlichen als auch vom professionellen Standpunkt. Marchionne hat uns Mut zum Wandel gelehrt, auch auf unkonventionelle Weise. Dabei hat er immer mit Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern gehandelt", betonte Elkann, Erbe der Unternehmerfamilie Agnelli, die Mehrheitsaktionärin von FCA ist.

Marchionne rettete schwer angeschlagenen Fiat-Konzern

Marchionne hatte 2004 Fiats Ruder übernommen und den schwer angeschlagenen Konzern gerettet. Unter seiner Führung wurde Fiat 2014 mit Chrysler fusioniert, womit der Turiner Konzern zum siebentgrößten Autobauer der Welt aufgerückt ist. Anfang Juni hatte Marchionne den neuen Investitionsplan von FCA bis 2022 vorgestellt. Dieser sieht Investitionen in Höhe von 45 Milliarden Euro vor. Seitdem war Marchionne nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen, was Gerüchte über seinen angeschlagenen Gesundheitszustand genährt hatte.