Ein Meter Neuschnee deckt am Nassfeld leise und prachtvoll alles zu. Doch unter der Decke brodelt es gewaltig, klaffen Gräben tief ins Gailtal und wird bis in die Landesregierung und in das Finanzministerium gerungen. Ihm untersteht die Hypo-Bad-Bank Heta, die zügig ihren Drittelanteil am Nassfeld verwerten soll. Darum rittern mit Igor Rattaj und seiner Tatry Mountain Resorts S. A. der größte Tourismusinvestor der Slowakei sowie eine Gailtaler Bietergruppe um die Bauunternehmer Friedl Seiwald aus Kötschach und Riedergarten-Chef Herbert Waldner.

„Wir haben in den Tatry Mountain Resorts 600.000 Kunden aus Polen, Tschechien und der Slowakei, die wir bringen können. Wir wollen auf dem Nassfeld investieren und auch von Italien her“, erklärt Igor Rattaj der Kleinen Zeitung sein Interesse an Kärntens größtem Skigebiet.

„Wir sind bereits jetzt beteiligt und selbst mit Seilbahn, Hotel und Restaurant am Nassfeld engagiert. Die Firma soll im Gailtal bleiben und von Kärnten aus gesteuert werden“, sagt auf der Gegenseite Baumeister Seiwald, dem die Madritschen-Seilbahn gehört.

Bis 19. Jänner, so die Aufforderung der Kanzlei Angerer-Hochfellner-Pontasch im Namen der Heta, müssen sie nachgebesserte Angebote abgeben. Genau geht es um 29,5 Prozent oder 56.233 Stückaktien an der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG der Heta sowie 3,81 Prozent oder 7267 Stückaktien der Grazer Wechselseitigen (Grawe). Schätzwert laut Gutachten: knapp fünf Millionen Euro.

Doch wer als Bestbieter den Zuschlag erhält, entscheidet nicht die Heta – sondern die Mitaktionäre, die dem Verkauf zustimmen müssen. Vor allem Arnold Pucher. Der 78-jährige Nassfeldpionier hält 17,55 Prozent und hat mit Christof Herzog (7,84 Prozent) dank eines Syndikatsvertrages aus Zeiten des Ex-Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer die Bergbahnen in der Hand. „Wir haben einen Vorvertrag mit Pucher, der Waldner ablehnt“, ist Rattaj zuversichtlich, dass er die Heta-Anteile erfolgreich ziehen wird.

„Auch mein Vater hat einst zwei Millionen Schilling am Nassfeld investiert. Ich bin mit dem Gartnerkofel Hotel und Resort mit 700.000 Euro größter Liftkartenkunde der Bergbahn“, führt Waldner ins Treffen. Doch Pucher lehnt Waldner und sein ungestümes Drängen ab. Dabei hatte einst Waldner via Siegfried Wolf und Herbert Paierl den Slowaken Rattaj als Partner ins Gailtal gelockt.

Nun sind Rattaj und Pucher Partner – und zwar auch, um dem Land Kärnten dessen Drittel-Anteil am Nassfeld abzunehmen. Während die Gailtaler Unternehmer wollen, dass das Land seine 33 Prozent behält, will Rattaj diese ebenfalls kaufen. „In Abstimmung mit Pucher“, erklärt er. Am Ende soll aber Pucher mit seiner Gruppe 51 Prozent an der Nassfeld Pramollo Bergbahnen AG halten, Rattaj mit den Tatry Mountain Resorts nur 49 Prozent.

Elektronikingenieur, Tourismus- und Finanzinvestor Igor Rattaj, Bratislava
Elektronikingenieur, Tourismus- und Finanzinvestor Igor Rattaj, Bratislava © KK

Igor Rattaj: „Haben einen Vorvertrag mit Pucher“

Sie sind Aufsichtsratsvorsitzender und größter Aktionär der börsennotierten Tatry Mountain Resorts SA mit rund 90 Millionen Euro Umsatz. Was lenkt Ihr Interesse von Bratislava auf das Nassfeld?
IGOR RATTAJ: Bereits jetzt kommt die Hälfte der Gäste auf dem Nassfeld aus Polen, Tschechien und der Slowakei. Wir haben hier in unseren Resorts 600.000 Kunden aus diesen Ländern, die wir bringen können. Wir wollen unser Portfolio nach Österreich erweitern, eventuell auch mit einem Wasserpark, worin wir auch aktiv sind.

Sie bieten um 33 Prozent Heta-Anteile am Nassfeld, was planen sie im Skigebiet?
Wir wollen weiter investieren und sind auch weiterhin an der Bergbahn von Italien aus interessiert, obwohl ich weiß, dass das sehr teuer und sehr schwer ist.

Bieten Sie privat oder mit den Tatry Mountain Resorts?
Wir haben dafür in Wien die PHIG Holding GmbH gegründet, die in die Tatry-Gruppe einfließen würde, an der ich Aktionär bin.

Für den Zuschlag für den Kauf der Nassfeld-Anteile der Heta brauchen Sie die Zustimmung von Arnold Pucher.
Wir haben einen Vorvertrag mit Arnold Pucher, der Herbert Waldner und dessen Angebot ablehnt. Der Kauf der Heta-Anteile ist nur der erste Schritt. In der zweiten Runde wollen wir auch die Anteile von Kärnten erwerben.

Bau- und Seilbahnunternehmer Friedl Seiwald aus Kötschach-Mauthen
Bau- und Seilbahnunternehmer Friedl Seiwald aus Kötschach-Mauthen © KK

Friedl Seiwald: „Die Firma soll in Gailtaler Hand bleiben“

Ihre Familie bietet gemeinsam mit Herbert und Martin Waldner sowie Klaus Herzog um den Drittel-Anteil der Heta am Nassfeld. Was treibt Sie an?
FRIEDL SEIWALD: Auf dem Nassfeld soll weiter so erfolgreich gearbeitet werden wie bisher. Deshalb soll die Firma in Gailtaler Hand bleiben und von Kärnten aus gesteuert werden. Aus der Bergbahngesellschaft wurde nie ein Geld herausgezogen, sie soll auch weiterhin nicht fremdbestimmt sein.

Sie sind schon jetzt in der von Pucher dominierten Gruppe der einheimischen Aktionäre und Grundbesitzer dabei.
Mein Schwiegervater Hans Jenull hat hier einst die ersten Lifte gebaut. Meine Tochter Elisabeth Guggenberger führt die Madritschenbahn mit 30 Leuten, mein Sohn Christian die Seiwald Bau mit 160 Mitarbeitern in Kötschach-Mauthen. Die Waldners engagieren sich touristisch ganz stark am Nassfeld. Bei uns stehen junge Leute dahinter, die im Gailtal bleiben und etwas bewegen wollen. Holen wir Ausländer her oder tun wir etwas gegen die Abwanderung? Zukunft gehört mit zur Lebensqualität.

Sie wollen, dass das Land seine Anteile behält. Warum?
Das Land hat am Nassfeld viel Steuergeld drin, bis hin zu jeder Lawinenverbauung. Mit dem Land ist jede Entwicklung leichter. Es kann auch auf die kleinen Gebiete Kötschach, Weißbriach und Weißensee schauen.

Welche Lösung stellen Sie sich also vor?
Es soll eine gute Kärntner Konstellation sein.