Aldi in Deutschland und Hofer in Österreich schicken die Milchpreise auf Talfahrt, und das trifft die heimische Milchwirtschaft erwartungsgemäß hart. Hermann Schultes, Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer, findet klare Worte: "Die Senkung des Milchpreises ist in Zeiten, in denen Putin dem EU-Nahrungsmittelmarkt schadet, um ihn für seine Aggressionspläne zu instrumentalisieren, ein Schlag ins Gesicht der Milchbauern. Gelebte Solidarität, die vom Handel verkündet worden war, sieht anders aus."

Eine weltweit hohe Milchproduktion, eine schwächere Nachfrage aus China und die Sanktionen Russlands drücken auf die Preise für Milcherzeugnisse. Ähnlich wie Schultes hatte auch der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Kritik geübt und die Nahrungsmittelindustrie beschuldigt, Russlands Agrarsanktionen für eigene Zwecke zu missbrauchen und Bauern unter Druck zu setzen. Wie berichtet, hatte Russland Anfang August einen umfassenden Importstopp für Lebensmittel aus der EU verhängt.

Tatsächlich hat der russische Markt für heimische Milch- und Milchproduktexporte in der Bedeutung stark zugenommen. Lag der Wert der Ausfuhren 2012 noch bei 4,9 Millionen Euro, kletterte er 2013 um mehr als das Zweifache auf 13 Millionen. Die heimischen Milchbauern müssen darauf hoffen, dass der Export nach Russland wieder anzieht, wenn die Sanktionen auslaufen.

Verschärfend kommt hinzu, dass Ende März 2015 die Milchquotenregelung der EU ausläuft und damit die Milchmengen steigen werden. Dennoch gibt es für die Branche auch Lichtblicke auf dem Weltmarkt. Durch eine wachsende Weltbevölkerung und einen höheren Lebensstandard werde die Nachfrage langfristig steigen, damit rechneten Experten bei einer vor kurzem in Mondsee organisierten Tagung. Mittelfristig dürfte der Milchpreis demnach um 20 Prozent steigen, doch um die Mehrmengen unterzubringen, muss auch der Export wachsen.

Österreich exportiert derzeit in mehr als 102 Länder Milchprodukte. Deutschland und Italien zählen zu den wichtigsten Absatzmärkten. Der Balkan, Nordafrika und Asíen gelten als zukunftsträchtige Abnehmer der österreichischen Milch.