Österreichs Start-ups haben 2025 laut Beratungsunternehmen EY rund 253 Millionen Euro an Finanzierungen erhalten und damit um 56 Prozent weniger als 2024. Die Zahl der Finanzierungsrunden war mit 148 nahezu stabil (2024: 151). „Die Zahlen zeigen unmissverständlich, dass sich das österreichische Start-up-Ökosystem weiter abschwächt“, sagt Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich. „Nach bereits drei Jahren rückläufiger Finanzierungsaktivität ist 2025 ein neuer Tiefpunkt erreicht.“ Für die Auswertung wurden Finanzierungsrunden von Start-ups mit Hauptsitz in Österreich berücksichtigt, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.
Der Rückgang wird von EY vor allem mit dem Ausbleiben größerer Abschlüsse erklärt. Das durchschnittliche Finanzierungsvolumen sank 2025 auf rund 2,3 Mio. Euro je Runde (2024: 4,3 Mio. Euro; 2021: 11,6 Mio. Euro) und lag damit auf dem niedrigsten Niveau seit zehn Jahren. 2025 wurden nur vier Finanzierungen über 10 Mio. Euro registriert. Größter Deal war Refurbed mit rund 50 Millionen Euro, gefolgt von enspired (rund 15 Millionen Euro), Emmi AI (rund 15 Mio. Euro), Easelink (rund 11,5 Millionen Euro) und Hololight (rund 10 Mio. Euro).
Wiener Start-Ups holten sich das meiste Geld
Regional blieb Wien der mit Abstand wichtigste Standort: In der Bundeshauptstadt wurden 86 Finanzierungsrunden gezählt (58 Prozent aller Deals), beim Volumen entfielen 179 Millionen Euro bzw. 71 Prozent auf Wiener Start-ups. Dahinter lagen die Steiermark (19 Runden/29 Mio. Euro), Oberösterreich (12 Runden/20 Millionen Euro) und Tirol (11 Runden/15 Millionen Euro). Nach Sektoren führte Software & Analytics mit 52 Runden. Das Segment vereinte 95 Mio. Euro bzw. 38 Prozent des Kapitals auf sich, lag damit aber deutlich unter dem Vorjahreswert (250 Millionen Euro). E-Commerce kam 2025 auf 15 Runden und 57 Millionen Euro, FinTech/InsurTech auf 28 Millionen Euro.
Künstliche Intelligenz immer wichtiger
Thematisch gewann Künstliche Intelligenz weiter an Bedeutung: 54 der 148 Finanzierungsrunden (36 Prozent) betrafen KI-Start-ups. In in sie flossen 96 Mio. Euro bzw. 38 Prozent des gesamten investierten Kapitals (2024: 29 Prozent Anteil). Auch Nachhaltigkeit erreichte 2025 einen Rekordanteil: 31 Runden (21 Prozent) mit Sustainability-Bezug standen für 73 Millionen Euro und damit 29 Prozent des Kapitals, absolut jedoch rund halb so viel wie im Vorjahr (148 Millionen Euro).
Im internationalen Vergleich sieht EY Österreich „klar gegen den Trend“: EU-weit sei das Investitionsvolumen 2025 um rund 5 Prozent auf mehr als 66 Mrd. Euro gestiegen, Österreich liege mit minus 56 Prozent im unteren Drittel der erfassten europäischen Märkte. „Dass sich viele europäische Märkte bereits stabilisieren oder wieder wachsen, zeigt sehr klar: Es liegt nicht an fehlendem Marktpotenzial, sondern an den Rahmenbedingungen“, sagt Haas.
EY nennt als Ansatzpunkte für eine Trendumkehr unter anderem niedrigere Lohnnebenkosten, Abbau bürokratischer Hürden, attraktivere Rahmenbedingungen für privates und institutionelles Risikokapital sowie eine rasche Umsetzung des angekündigten Rot-Weiß-Rot-Dachfonds.
Junge Wirtschaft fordert „entschlossenes Handeln“
„Wir dürfen nicht länger zusehen, wie das Start-up-Ökosystem zunehmend unter Druck gerät. Es liegt nicht am fehlenden Potenzial, sondern an den Rahmenbedingungen. Jetzt braucht es entschlossenes Handeln“, betont die Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), Verena Eugster.
Auch JW-Bundesgeschäftsführer Lukas Sprenger unterstreicht: „Start-ups sind Innovationstreiber und Jobmotoren. Damit Österreich nicht den Anschluss verliert, müssen wir Kapital mobilisieren und Bürokratie abbauen. Wir brauchen ein klares Signal für den Start-up-Standort Österreich.“
Die Junge Wirtschaft fordert daher Verbesserungen und sieht folgende Hebel für eine Trendumkehr: die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags, die rasche Umsetzung des angekündigten Rot-Weiß-Rot-Dachfonds sowie die durchgängige Digitalisierung des Gründungsprozesses. Diese Schritte sind entscheidend, um Investitionen attraktiver zu machen, Kapital für Start-ups und Scale-ups zu mobilisieren und den Weg in die Selbstständigkeit deutlich zu erleichtern.