„Der Aufschwung kommt“, servierte Matthias Reith, Senior Ökonom bei Raiffeisen Research, am Dienstag eine gute Nachricht zum Business Frühstück in der Raiffeisenlandesbank in Klagenfurt. Allerdings mit dem entscheidenden, weniger ermutigenden Nachsatz: „nur mit angezogener Handbremse“. Denn Österreich habe ein massives Wachstumsproblem und verzeichne aktuell fünf Prozent weniger Wachstum als die Eurozone. Das schlägt sich in einem Wohlstandsverlust von 2000 Euro pro Kopf nieder.
Das „Mini-Mini-Mini-Wachstum“, das für 2025 prognostiziert ist, berge Gefahren, warnt der Ökonom. Denn dadurch schwinde der Druck für Reformen, die dringend notwendig seien. Anzusetzen sei bei der „Fitness der Wirtschaft, die in den letzten Jahren Speck angesetzt“ hat, meint Reith. Kritisch beurteilt er auch die heimische Lohnpolitik, denn diese seien in Österreich im Gegensatz zu anderen Euro-Ländern „munter gestiegen als gäbe es keine Rezession“. Mittlerweile sei eine Arbeitsstunde in Österreich fast ein Viertel teurer als im Euroraum. Der niedrige Metaller-Abschluss sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, dem noch viele weitere folgen müssten, denn das Schreckgespenst Deindustrialisierung sei „noch keine Realität, aber ein Risiko“. Es werde viel Kraftanstrengung brauchen, um die bestehenden Industriebetriebe im Land zu halten. Mit Neuansiedlungen sei gar nicht erst zu rechnen.
Scheinbar stabiler Arbeitsmarkt
Sich auf das Konjunkturpaket in Deutschland zu verlassen und zu hoffen, dass Österreich mitgezogen wird, werde nicht funktionieren. Vielmehr sei in Österreich bei der Steuerbelastung und dem Pensionssystem anzusetzen, betont der Ökonom. Als nur scheinbar stabil bezeichnet er den heimischen Arbeitsmarkt. Denn bei der wöchentlichen Arbeitszeit sei man mittlerweile europaweit das Schlusslicht oder anders ausgedrückt: „Weniger Arbeit verteilt sich auf mehr Schultern.“ Momentan ein positiver Effekt bei der Arbeitslosenstatistik, doch eine Tatsache, die sich spätestens ab 2028 aufgrund des demographischen Wandels negativ als Arbeitskräftemangel bemerkbar machen werde.
Als Inflationstreiber benennt Reith die Dienstleistungen – insbesondere die Gastronomie. Seit 2011 gäbe es in diesem Bereich eine rasante Aufwärtsentwicklung, wobei die Branche selbst mit sinkenden Erträgen kämpft. Einer der Gründe: die hohen Löhne. Die Lebensmittelpreise und die Mieten, die die Politik aktuell im Visier hat, seien hingegen nicht die Inflationstreiber. Die Mietpreisbremse sieht der Ökonom als Signal kritisch, denn Österreich erlebe ohnehin schon eine Wohnbaurezession. Das einfachste Gegenmittel wäre mehr Neubau. Denn mit genügend Angebot würden sich die Miethöhen selbst regulieren.
Neue Chancen mit der Koralmbahn
Das wirtschaftliche Umfeld sei zwar für die heimischen Unternehmen nach wie vor herausfordernd. Doch es zeigt sich ein kleines Licht am Ende des Tunnels, das Zuversicht und Vertrauen der Wirtschaftstreibenden befeuern könne, meint Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank. Darüber hinaus eröffne auch die Koralmbahn und der daraus entstehende Wirtschaftsraum neue Chancen.