Zum dreißigsten Mal in Folge sind seit April 2023 in Österreich die monatlichen Arbeitslosenzahlen gestiegen. Bundesweit sind 375.120 Personen beim Arbeitsmarktservice arbeitslos oder in Schulungen gemeldet. Damit ist die Zahl der Jobsuchenden um 5,8 Prozent gestiegen und die Arbeitslosenquote hat sich um 0,4 Prozentpunkte auf sieben Prozent erhöht.
„Die längste Konjunkturkrise der Zweiten Republik bringt immer mehr Betriebe an ihre Grenzen: Viele schaffen es nicht mehr, durchzutauchen oder ihr Personal für bessere Zeiten zu halten“, sagt dazu AMS-Chef Johannes Kopf die aktuellen Arbeitslosendaten in einer Stellungnahme. Es gebe „fast wöchentlich schlechte Nachrichten“ für den Arbeitsmarkt, zuletzt etwa von Lenzing und Unimarkt. Die Arbeitslosigkeit wachse „quer durch alle großen Branchen, in sämtlichen Bundesländern (in Kärnten nur minimal) und betrifft jede Altersgruppe“, so der AMS-Vorstand. „Kurz gesagt: Vom Arbeitsmarkt gibt es derzeit nichts Erfreuliches zu berichten.“
Nicht so düster sieht die Situation der Kärntner AMS-Chef Peter Wedenig – zumindest auf sein eigenes Bundesland bezogen. Er betont: „Der Kärntner Arbeitsmarkt zeigt sich erfreulich stabil.“ Denn österreichweit verzeichnet Kärnten die geringste Zunahme. Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit um 1,4 Prozent auf 18.238 Personen gestiegen. Davon waren 3424 in Schulungen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 6,2 Prozent, was allerdings nach Wien, wo sie bei 11,7 Prozent liegt, die zweithöchste Österreichs ist.
„Wir haben keine großen, negativen Ausreißer wie andere Bundesländer wie etwa Oberösterreich und die Steiermark“, sagt Wedenig. Das habe unter anderem damit zu tun, dass die Kärntner Industrie krisenfest und sehr vielfältig aufgestellt sei.
Weniger Jugendliche arbeitslos
Nichtsdestotrotz dürfe man sich nicht zurücklehnen und müsse gezielte, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen setzen. „Wir haben zuletzt 1,5 Millionen Euro für Jugendmaßnahmen umgeschichtet und der Erfolg gibt uns recht“, sagt Wedenig. Die Jugendarbeitslosigkeit hat um 5,7 Prozent abgenommen. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es jedoch einen Anstieg um 1,7 Prozent.
In den Bezirken haben sich die Zahlen sehr unterschiedlich entwickelt.
Den höchsten Arbeitslosenanstieg verzeichnete der Bezirk Hermagor mit 13,3 Prozent, gefolgt von Spittal mit sechs Prozent und Klagenfurt mit 3,4 Prozent. Gesunken ist die Arbeitslosigkeit in Wolfsberg um 8,6 Prozent und in Villach um 6,2 Prozent. Jobsuchende haben es derzeit nicht ganz leicht. Die Anzahl der offenen Lehrstellen ist im Bundesland um 18,1 Prozent eingebrochen, die Zahl der offenen Stellen um 6,7 Prozent gesunken. Während in der Baubranche die Arbeitslosigkeit um 11,4 Prozent gesunken ist, ist sie im Bereich Metall und Elektro um 7,8 Prozent gestiegen. In letzterem Bereich ist das Angebot an offenen Stellen mit 23,1 Prozent am stärksten zurückgegangen.
„Alarmglocken müssten schrillen“
Trotz des im Bundesländervergleich relativ niedrigen Anstiegs in Kärnten sieht Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer aufgrund der Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent Anlass für Kritik. Er betont, bei der SP/VP-Landesregierung müssten „die Alarmglocken schrillen“: „18.238 Arbeitslose stellen 18.238 Arbeitsaufträge für die Kärntner Arbeitsmarktpolitik dar.“ Anders sehen das Landeshauptmann Peter Kaiser und Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig (SPÖ), die in einer Aussendung die „geringste Zunahme“ besonders hervorstreichen. Dies sei Resultat der Programme in Zusammenarbeit zwischen Land Kärnten, AMS Kärnten und den Sozialpartnern.