Es ist ein trauriges Jubiläum, das Österreichs Arbeitsmarkt zurzeit begeht. Zum 30. Mal in Folge stiegen die monatlichen Arbeitslosenzahlen, seit April 2023 findet sich vor der Veränderung im Jahresabstand das unbeliebte Plus. Ende September waren österreichweit 375.120 Menschen beim Arbeitsmarktservice (AMS) als jobsuchend gemeldet – um 5,8 Prozent mehr als im Jahr davor.

„Die längste Konjunkturkrise der Zweiten Republik bringt immer mehr Betriebe an ihre Grenzen: Viele schaffen es nicht mehr, ‚durchzutauchen‘ oder ihr Personal für bessere Zeiten zu halten“, kommentiert AMS-Chef Johannes Kopf die aktuellen Arbeitslosendaten. Kopfs Kurzresümee: „Vom Arbeitsmarkt gibt es derzeit nichts Erfreuliches zu berichten.“

10.493 offene Stellen

Auf die Steiermark, hier steigt die Arbeitslosigkeit seit geraumer Zeit über dem Österreichschnitt, trifft der Befund besonders zu. Zur Trendwende am Arbeitsmarkt kam es im industriegeprägten Bundesland nämlich bereits im Februar 2023, also zwei Monate bevor die konjunkturelle Tristesse im Österreich-Schnitt durchschlug. Ende September des heurigen Jahres liegt das Plus der beim AMS Steiermark vorgemerkten Arbeitslosen bei 9,6 Prozent. Inklusive Schulungsteilnehmer sind 43.537 Menschen und damit um 7,4 Prozent mehr als vor einem Jahr jobsuchend registriert.

Zugleich liegt die Zahl der beim AMS eingemeldeten offenen Stellen um 17,4 Prozent hinter dem Vorjahreswert. Was freilich nicht bedeutet, dass die Vermittlung in diesen Tagen völlig zum Erliegen kommt. Einerseits sind mit Stichtag 30. September immer noch 10.493 Jobs vakant, zugleich zählt das AMS auch in herausfordernden Monaten wie diesen mehr als 7500 „Abgänge“ in Arbeit. Also vormals arbeitslose Menschen, die in den vergangenen 30 Tagen wieder in ein Beschäftigungsverhältnis eintauchten.

Karl-Heinz Snobe (AMS Steiermark)
Karl-Heinz Snobe (AMS Steiermark) © AMS

Deutlich düsterer fällt die Analyse mit Blick auf eine am Arbeitsmarkt besonders vulnerable Gruppe aus. Bei den Langzeitbeschäftigungslosen, also jenen Menschen, die seit mehr als einem Jahr ohne Job sind, macht das Plus in der aktuellen AMS-Statistik 19,1 Prozent aus. Das ist besonders heikel, tun sich diese Personen doch umso schwerer, wieder Arbeit zu finden.

„Drei Jahre steigende Arbeitslosigkeit und eine anhaltend schwache Dynamik“ macht Karl-Heinz Snobe, Chef des AMS Steiermark, als Hauptgründe für diese Entwicklung aus. Grundsätzlich befinde sich die Steiermark damit „im Einklang mit allen Bundesländern“. Ein wenig Hoffnung, von einem „Herbstlüfterl im September“ und einer „Seitwärtsbewegung“ spricht Snobe, schöpft der AMS-Chef aus der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit im Vergleich mit dem vorangegangenen Monat nicht mehr so stark stieg wie in den Jahren davor.

Minus in Judenburg, Plus in Leibnitz

Divers fällt indes weiter der Blick auf die einzelnen Arbeitsmarktbezirke in der Steiermark aus. Während etwa in Judenburg zurzeit um 5,1 Prozent weniger Menschen arbeitslos registriert sind als vor einem Jahr, steigt die Arbeitslosigkeit im Süden des Landes massiv an.

2398 Menschen sind im Arbeitsmarktbezirk Leibnitz als arbeitslos vorgemerkt – ein Plus von 16,7 Prozent. „Von einem traditionellen und wichtigen Handelsbezirk, der im Verhältnis wenig Industrie aufweist“ spricht Karl-Heinz Snobe mit Blick auf den Branchenmix in dieser Region.

11,5 Prozent mehr Arbeitslose im Handel

Unterfüttert wird diese Einschätzung statistisch, stieg die Arbeitslosigkeit im steirischen Handel mit 11,5 Prozent doch besonders stark und beispielsweise rasanter als in der Industrie (+ 6,3 Prozent).

In absoluten Zahlen und mit Blick auf die gesamte Steiermark relativiert sich die Leibnitzer Zahl freilich etwas. Denn mehr als die Hälfte der steirischen Arbeitslosen – achtmal so viele wie in Leibnitz – sind in Graz vorgemerkt. Die Dynamik übrigens ähnelt sich. Auch in der Hauptstadt ist der Zuwachs an Arbeitslosen mit 13,6 Prozent überdurchschnittlich hoch.