Smarte Fertigung, papierlose Kommunikation und hochautomatisierte Prozesse. Begriffe und Schlagwörter, zweifelsohne, die seit geraumer Zeit durch die industrielle Welt flattern. Bei Roto Frank Austria, einem global agierenden Hersteller von Fenster- und Türbeschlägen, aber werden sie mit Leben gefüllt. Denn während sich andere Unternehmen zurzeit in Investitionszurückhaltung üben (müssen), hat Roto Frank in Kalsdorf zuletzt ein umfassendes Automatisierungsprogramm umgesetzt. In zweistelliger Millionenhöhe.

„In Sachen Automatisierung und Digitalisierung brauchen wir den internationalen Vergleich nicht zu scheuen“, sagt heute Roto-Frank-Austria Geschäftsführer Christian Lazarevic. Der Weg weg vom Analogen sei „kein Einzelprojekt“, sondern „ein konsequent durchgeführter Strategiewechsel“. Fahrerlose Transportsysteme zählen ebenso zum Angesicht des Werks wie neue Montageautomaten.

370 Beschäftigte zählt der 110.000 Quadratmeter und zur deutschen Roto-Frank-Gruppe zugehörige Standort in der Steiermark. Über 9000 Werkzeuge sind im Einsatz, der Maschinenpark ist „durchgehend digital vernetzt“, die Geschäftsprozesse laut Roto Frank „vollständig digitalisiert“. So habe man es geschafft, auch in Österreich, einem Land mit tendenziell hohen Lohn- und Energiekosten, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Ein Zeugnis dessen: über 90 Prozent der Kalsdorfer Roto-Produktion geht in den Export. Neben Europa zählen China und Nordamerika zu den Absatzmärkten. Spezialkomponenten aus Kalsdorf landen via Skibindung übrigens auch im Ski-Weltcup.

„Wer nicht in smarte Produktionsprozesse automatisiert, verliert – und zwar nicht nur an Effizienz, sondern mittelfristig an Relevanz“, heißt es indes von Herbert Ritter. Das würde auch eine Erhebung zeigen, auf die sich der Vorsitzende der „Plattform Automatisierungstechnik Steiermark (AT Styria)“ bezieht. Mitgliedsbetriebe, die in den vergangenen fünf Jahren konsequent automatisiert haben, berichten laut AT Styria „von einem durchschnittlichen Produktivitätszuwachs von 15 bis 20 Prozent“.

Mehr als 70 Prozent der Unternehmen würden übrigens Automatisierung zudem als „direkte Antwort auf den zunehmenden Engpass an qualifizierten Fachkräften sehen“. Dass die technische Verselbstständigung auf Kosten bestehender Jobs gehe, glaubt Ritter nicht. „Im Gegenteil“, meint er. Im Cluster-Netzwerk gäbe es derzeit „über 1200 offene Stellen“.

Zwei Tage mit „Best-Practice-Beispielen“

Auf die brachliegenden Potenziale will der Cluster insbesondere mit dem „Internationalen Forum Mechatronik“ – am 24. und 25. September in Graz – hinweisen. „Wir erwarten rund 350 hochkarätige Entscheidungsträger aus Industrie, Forschung und Politik“, heißt es von Helmut Röck, Geschäftsführer bei AT Styria. Zwei Tage lang würden „Best-Practice-Beispiele, aktuelle Forschungsergebnisse und konkrete Kooperationschancen präsentiert“. Mit dem Ziel, so Röck, „aus dem Standort Steiermark einen noch schlagkräftigeren Player im globalen Industrieumfeld zu machen“.

Hochautomatisiertes Werk: Der 370-köpfige Kalsdorfer Roto-Standort erstreckt sich auf über 110.000 Quadratmeter
Hochautomatisiertes Werk: Der 370-köpfige Kalsdorfer Roto-Standort erstreckt sich auf über 110.000 Quadratmeter © Roto Frank