Nach dem Abschluss einer Restrukturierungsphase will die Modegruppe Benetton nun am Neustart arbeiten. Das Unternehmen aus Ponzano Veneto rechnet damit, bis Ende 2026 die Gewinnschwelle zu erreichen - möglicherweise schon früher, da das Unternehmen bereits in diesem Jahr ausgeglichen bilanzieren könnte.
15 Monate nach der finanziellen und industriellen Krise des Textilunternehmens und der Ernennung des angesehenen Managers Claudio Sforza zum neuen CEO, zeigen sich erste konkrete Ergebnisse: Dank der Unterstützung des Hauptaktionärs Edizione, der Holdinggesellschaft der Familie Benetton, und dem Abschluss der ersten Sanierungsphase lassen sich Fortschritte auch in den Zahlen ablesen. Bereits im September steht ein Plan zur Ausgliederung verschiedener Einheiten des Konzerns an - etwa im Bereich Logistik und E-Commerce -, bei dem auch eine Beteiligung industrieller Partner am Kapital der neuen Tochtergesellschaften in Betracht gezogen wird.
Zweistufiger Sanierungs- und Entwicklungsplan
Der neue CEO Sforza verfolgt einen ambitionierten Sanierungs- und Entwicklungsplan. Stärkung der Marke, Ausbau der digitalen Kanäle, Optimierung des Vertriebsnetzes, Verbesserung von Produktions- und Organisationsprozessen und Senkung der Kosten sind einige Schwerpunkte des Plans. Außerdem wurde ein Effizienzprogramm für die Filialen gestartet – mit Fokus auf direkt geführte Stores und Investitionen in den Online-Handel, wie der Konzern mitteilte.
Die schwerste Phase der Krise erreichte die Benetton Group im Mai 2024, als Edizione zur Rettung des Modekonzerns massiv eingreifen musste. Edizione stellte insgesamt 260 Millionen Euro zur Verfügung. Als erste konkrete Maßnahme wurde eine Liquiditätsspritze von 90 Millionen Euro gewährt, um den akuten Liquiditätsbedarf des Unternehmens während der Sanierungsphase zu decken. Die Arbeit des neuen Managements zeigte bereits im Jahr 2024 Wirkung: Die Verluste wurden halbiert, und da sich der Liquiditätsbedarf besser entwickelte als erwartet, wurde die zweite Tranche in Höhe von 30 Millionen Euro, ursprünglich für Jänner 2025 vorgesehen, erst im Juli benötigt.
Im Produktionsbereich wurde ein neues Beschaffungsmodell eingeführt, um Kosten zu senken. Diese Maßnahmen führten bereits 2024 zu einer klaren Trendwende: Der Verlust sank unter 100 Millionen Euro, was einem Rückgang von 57,5 Prozent gegenüber 2023 entsprach. Die Nettoverschuldung fiel von 460 auf 411 Millionen Euro. Am 24. Juli fand ein Treffen mit den Gewerkschaften statt, um den Übergang zur zweiten Phase des Plans zu besprechen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern - unter anderem durch die Beschleunigung der Kollektionsentwicklung, die Stärkung des E-Commerce, und die Aufwertung von Unternehmenswerten wie der Logistik.
Zehn erfolglose Jahre
Benetton steckte jahrelang in einer tiefen Krise. Das Unternehmen ist in 80 Ländern weltweit vertreten. Es bekommt die Konkurrenz von Billiganbietern zu spüren. In den vergangenen zehn Jahren hat der Modekonzern aus der Region Venetien 1,6 Mrd. Euro Verlust gemacht. 800 Mio. Euro wurden von Benettons Mutterkonzern Edizione gedeckt, die im Infrastrukturbereich aktiv ist.