Berufsbegleitende Studien sind ein „absolutes Zukunftsfeld“, sagt der Rektor der Fachhochschule Kärnten, Peter Granig. Der Anteil der Studierenden, die berufsbegleitend ein FH-Studium belegen, stieg in fünf Jahren von 27 auf 33 Prozent. Vor allem solche berufsbegleitenden Studien böten die Chance, steirische Studierende „zu uns hereinzuholen“, so Granig. „Wir wollen mit den passenden Zeiten für Lehrveranstaltungen und Serviceangeboten Studierende aus dem Grazer Raum ansprechen, wir antizipieren die Koralmbahn.“
Weiterbildung als weiteres Standbein
Auch mit Weiterbildungsangeboten will die FH Kärnten punkten. Dazu gehören etwa Lehrgänge und Masterprogramme. Zuletzt stieg die Zahl der Teilnehmer von 1100 auf 1500, „in diesem Jahr peilen wir 1900 an“, sagt Granig. Neben der Bundes- und Landesfinanzierung sei die Weiterbildung eine bedeutende Finanzierungsschiene und somit eine große Chance für jede Kärntner Hochschule. „Es ist ein Wachstumsmarkt mit Zuwachsraten von 20 bis 30 Prozent jährlich. Wir wollen Kärnten als Eldorado der Weiterbildung positionieren“, sagt Granig. Dabei könne auch die vorhandene touristische Infrastruktur genutzt werden. Gleichzeitig räumt er ein, dass Graz für Kärntner Vollzeitstudierende mit der Koralmbahn noch attraktiver werde.
Einen Neustart erlebt in diesen Monaten die Kärntner Hochschulkonferenz, bestehend aus Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, FH Kärnten, Pädagogische Hochschule Kärnten und Gustav-Mahler-Privatuniversität. „Wir arbeiten ausgesprochen vertrauensvoll zusammen“, sagt Granig, derzeit laufe eine Portfolioanalyse durch zwei frühere Rektoren mit dem Ziel gemeinsamer Forschung und der Entwicklung gemeinsamer Studiengänge. Ein Bestreben eine die vier Bildungseinrichtungen: „Wir wollen den Kärntner Hochschulraum stärken.“ Parallel dazu stimme man sich mit den steirischen Hochschulen ab, das nächste Mal Mitte September bei einer gemeinsamen Sitzung in Kärnten.
„Wollen 4000 bis 5000 Studierende“
Die FH Kärnten hatte zuletzt im Wintersemester 3437 prüfungsaktive Studierende, ein Plus von zehn Prozent. „Wir wollen uns auf eine Zahl zwischen 4000 und 5000 einpendeln“, so Granig. „Damit sind wir eine mittelgroße Hochschule mit kritischer Größe.“ Neben Studierenden in Vollzeit- und berufsbegleitenden Programmen sowie im Bereich Weiterbildung sind internationale Studierende ein Wachstumsfeld. Ihr Anteil liegt derzeit bei 16 Prozent, Granig will 20 bis 25 Prozent erreichen. Vor allem die „European University“ – die FH Kärnten ist Teil eines europäischen Verbundes von Hochschulen – soll dabei helfen.
„Müssen ein Containerdorf errichten“
Überdurchschnittliches Wachstum verzeichnet die FH bei Wirtschaftsstudien und der Gesundheitsbereich. Doch gerade im Gesundheitsbereich bleibe man weit hinter den Möglichkeiten, meint Granig. Der Bau des vom Land angekündigten Gesundheitscampus in der St. Veiter Straße in Klagenfurt – unmittelbar anschließend an das Klinikum – verzögert sich weiter. Mit bereits mehr als 1100 Studierenden platze man aber „aus allen Nähten – und es geht nichts weiter“. 2023 kündigte die Landesregierung die Fertigstellung für das Jahr 2027 an, der Baustart hätte längst erfolgen sollen. Ursprünglich waren 50 Millionen Euro veranschlagt, Granig spricht bereits von einem 75-Millionen-Euro-Projekt. „Wenn nicht gebaut wird, müssen wir ein Containerdorf errichten“, warnt er.