Unabhängigkeit ist das oberste Gebot für die Finanzmarktaufsicht (FMA). Doch es wäre nicht Österreich, hätte die Politik bei der Besetzung der Chefposten nicht ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Zumal die FMA als Aufsicht von Banken und Versicherungen erheblichen Einfluss ausübt. Geführt wird sie von zwei Vorstandsmitgliedern.

Für fünf Jahre bestellt

Während der SPÖ-nahe Helmut Ettl, von der Nationalbank nominiert, bis 2028 verlängert wurde, lief das Mandat Eduard Müllers Anfang Juli aus. Die Nachfolgesuche begann schon im April 2024. Zwar setzte sich Mariana Kühnel als Erstgereihte unter elf Bewerbern durch, die Hearingkommission nannte sie als „in höchstem Maße geeignet“. Doch ÖVP und Grüne konnten sich nicht auf die frühere ÖVP-Bezirksrätin einigen – der einstige Juniorpartner der Türkisen sah mögliche Interessenskonflikte. Erst im März wurde Kühnel auf Antrag von SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer zur FMA-Vorständin bestellt. Nun bestellte sie der Bundespräsident für eine Funktionsperiode von fünf Jahren, seit Montag ist Kühnel im Amt.

Lernen von der Finanzkrise

Die 42-Jährige studierte Betriebswirtschaft an der WU Wien sowie Europäische und Internationale Beziehungen am Europakolleg Brügge. Knapp sieben Jahre war sie als Vize-Generalsekretärin in der WKÖ tätig und erwarb sich Verdienste in der Weiterentwicklung der Kammerorganisation. Fast acht Jahre war die Wienerin in der Erste Group Bank AG tätig, zuletzt führte sie in der Ära Andreas Treichl den Bereich Vorstandsangelegenheiten. Von 2022 bis Ende Mai war sie auch Aufsichtsrätin der Ersten. Nach der Finanzkrise leitete Kühnel das Büro von EU-Parlamentarier Othmar Karas – die europäische Gesetzgebung zur Bewältigung der Megakrise zählte zu ihren Aufgaben.