Als großer Star Trek-Fan „outete“ sich Infineon-Austria-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka bei „Kleine Zeitung ganz nah“ Donnerstagabend auf der Eventplattform in Klagenfurt. „Raumschiff Enterprise“ sei zukunftsweisend gewesen, etwa der „Communicator“, der das Smartphone um Jahrzehnte vorweggenommen hat. „Star Trek ist eine großartige Art und Weise, Wissenschaft zu vermitteln.“ Sie besitze sogar das offizielle Betriebshandbuch des „Raumschiff Enterprise“.

„Werden nicht so schnell fertig werden“

Die ausgebildete Biotechnologin tauche selbst bei einem großen Halbleiterkonzern wie Infineon hin und wieder in „die unendlichen Weiten unbekannter Welten“ ein, erzählte Herlitschka im Gespräch mit Chefredakteur Wolfgang Fercher im Rahmen von „Kleine Zeitung ganz nah“. Ob ihr das Voranschreiten der künstlichen Intelligenz Sorgen bereitet? „Die Veränderung erfolgt Schritt für Schritt, nicht auf einmal.“ KI werde vieles effizienter machen, was gerade für Hochlohnländer wichtig sei. KI brauche aber auch sehr viel Energie.

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Kleine Zeitung-Chefredakteur Wolfgang Fercher im Gespräch mit Sabine Herlitschka © Helmuth Weichselbraun

„Nicht wie im wilden Westen“

Hier kommt Infineon ins Spiel: Jede zweite Serverfarm weltweit nutze die Energiesparchips von Infineon, dem Marktführer energieeffizienter Halbleiter-Lösungen. Durch KI werden sich aber auch die Aufgaben massiv verändern. „Mit KI werden wir nicht so schnell fertig werden“, so Herlitschka. Es sei gut, dass sich die EU intensiv mit der Regulatorik für KI auseinandersetzt. „Es geht darum die Innovationskraft der KI zu nutzen, aber nicht wie im Wilden Westen.“ Herlitschka appellierte leidenschaftlich, mutige Projekte in Europa anzugehen, etwa ein einheitliches Bahnsystem oder ein einheitliches Stromsystem. PET-Flaschen zu sammeln sei gut, aber zu wenig. „Wir müssen viel größer denken.“

„Es gibt keine Lorbeeren“

Die größte Gefahr für ein Unternehmen sei immer der Erfolg von gestern und heute. „Man ist pausenlos Getriebener und muss permanent Innovation betreiben“, erzählt Herlitschka mit Blick auf China. „Da ist ein globaler Wettbewerb, es gibt keine Lorbeeren, auf denen wir uns ausruhen können.“ Was dem Land mehr Rückenwind verleihen kann, seien „Bildung und die besten Köpfe, aber auch bessere Rahmenbedingungen“. Es sei aber zu wenig, sich auf die Politik auszureden.

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Kleine Zeitung ganz nah: Viele Gäste beim Gespräch mit Herlitschka © Helmuth Weichselbraun

Die Halbleiterindustrie sei sehr zyklisch, das treffe auch Infineon Österreich. „Wir kennen die Dynamik und wissen, wie man damit umgehen kann.“ Man hoffe, dass im zweiten Halbjahr die Märkte wieder anziehen, am meisten sehe man das im Bereich künstliche Intelligenz und Rechenzentren. 1,6 Milliarden Euro investierte Infineon in die neue Fabrik in Villach, die Vollauslastung verzögert sich um ein Jahr.

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Kleine Zeitung-Chefredakteur Wolfgang Fercher stellte die Fragen © Helmuth Weichselbraun

Auch in militärischen Produkten

Stichwort globale Aufrüstung: Auch Waffensysteme brauchen elektrische Energie, daher seien Chips auch dort zu finden. Die Zeit habe sich verändert, man sei daher nicht mehr nur in zivilen Anwendungen, sondern auch in defensiven militärischen Anwendungen zu finden: „Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Produkte für die zivile Luft- und Raumfahrt, die auch in der Verteidigung eingesetzt werden können, entsprechend geltender Gesetze und Regularien“, sagt Herlitschka. Das potenzielle Volumen der Waffenindustrie für Infineon sei aber gering, maximal ein Prozent des Umsatzes.

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Geschäftsleiter Oliver Bergauer begrüßte die Gäste © Helmuth Weichselbraun

„Wertschöpfung von 30 Kirchtagen“

Infineon ist der größte private Arbeitgeber in Kärnten und Österreichs forschungsstärkstes Unternehmen. Wie sehr ist das Bundesland Kärnten, ist die Stadt Villach von Infineon abhängig, wollte Fercher wissen. Der Villacher Kirchtag generiere 50 Millionen Euro Wertschöpfung, rechnet Herlitschka vor, „Infineon 30 Kirchtage“, also 1,5 Milliarden Euro: „Das sind sieben Monate Kirchtag im Jahr.“ 70 Prozent des Kärntner Forschungsaufkommens trägt Infineon. „Sich auf einen großen Akteur zu verlassen, ist nicht gesund, Kärnten muss eigene Initiativen setzen.“