Um 06:01 Uhr früh sind die auf nunmehr 50 Prozent verdoppelten US-Importzölle für Stahl in Kraft getreten. Wenige Stunden später präsentierte der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine die Jahresbilanz, die nicht nur, aber auch im Zeichen schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der Verunsicherung durch die US-Zollpolitik stand. Konzernchef Herbert Eibensteiner betonte abermals, dass die Voestalpine mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte der Produkte für den US-Markt dort auch lokal produziere, was Risiko und Auswirkungen stark begrenze. Sollten die Zölle jedoch dauerhaft bei diesen 50 Prozent bleiben, bedeute das „natürlich weiter Unsicherheit“, so Eibensteiner – und das könnte auch zu Rückgängen bei den Absatzmengen führen. Mit potenziellen Folgen für die Steiermark. Eibensteiner: „Das würde vor allem die beiden steirischen Standorte Kapfenberg im Unternehmensbereich High Performance Metal und den Rohrbereich Tubulars in der Metal Engineering Division, also Kindberg, betreffen.“ Er hoffe auf eine Verhandlungslösung zwischen den USA und der EU. Man stelle sich aber so auf, „dass wir möglichst rasch auf neue Gegebenheiten reagieren können“.

Insgesamt bietet die Rückschau auf das Geschäftsjahr 2024/25 Licht und Schatten. Man habe vor dem Hintergrund der „äußerst herausfordernden Rahmenbedingungen“ Stärke gezeigt und „ein solides Ergebnis erzielt“, so Eibensteiner. Der Umsatz ging um knapp eine Milliarde Euro auf 15,7 Milliarden Euro zurück, der Gewinn nach Steuern von 207,1 auf 178,6 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBITDA) erreichte 1,3 Milliarden Euro, nach 1,7 Milliarden im Geschäftsjahr davor. Das Betriebsergebnis sank von 569 auf 455 Millionen Euro. Neben der Gesamtwirtschaftslage drückten auch Restrukturierungskosten auf die operative Performance.

Einsparungsmaßnahmen in Kapfenberg

Die Bereiche Bahninfrastruktur und Luftfahrt sowie das Segment Lagertechnik würden sich weiterhin sehr positiv entwickeln. Nicht gut ist es indes in der Konsumgüter- und Maschinenbauindustrie gelaufen, die Nachfrage der Automobilindustrie habe sich auch nicht verbessert, der Energiebereich im Jahresverlauf an Dynamik verloren.

Mit mehr als 9000 Beschäftigten bei 14 Produktionsgesellschaften an acht Standorten zählt die Voestalpine in der Steiermark zu den großen Arbeitgebern. Die Auslastung in den Bereichen Bahninfrastruktur (u. a. Weichen aus Zeltweg, Schienen aus Donawitz) und Luftfahrt (Voestalpine Böhler Aerospace in Kapfenberg) wird weiterhin als „sehr gut“ bewertet.

Spurlos ist die gesamtwirtschaftlich insgesamt schwierige Lage aber auch an der Steiermark nicht vorübergegangen. „Das wirtschaftlich herausfordernde Jahr hat jedoch bei der Voestalpine Böhler Edelstahl am Standort Kapfenberg zu Einsparungsmaßnahmen geführt“, wird auf Anfrage der Kleinen Zeitung bestätigt. Konkret habe man die Zahl der Stellen (Vollzeitäquivalente) um 250 reduziert, „dies passierte in erster Linie durch den Abbau von Überstunden und Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern, das Stammpersonal reduzierte sich um 89 Mitarbeitende“. Zu Anpassungen ist es auch bei Rotec in Krieglach gekommen. Bei der Voestalpine Stahl Donawitz sei der Beschäftigtenstand mit 1300 indes stabil geblieben. In Summe zählte die Voestalpine in der Steiermark – mit Bilanzstichtag 31. März – 9350 Vollzeitäquivalente. Ein Jahr davor waren es noch 9620.