Für die Voestalpine sind die USA ein „sehr wichtiger Markt“, wie Vorstandschef Herbert Eibensteiner betont. Entsprechend groß war im Rahmen der Präsentation der Quartalsbilanz auch das Interesse, wie der österreichische Stahl- und Technologiekonzern nun die von US-Präsident Donald Trump angekündigten 25-prozentigen Stahlzölle bewertet. Ganz grundsätzlich appelliert Eibensteiner an die EU-Verantwortlichen, „sofort Gespräche mit den USA einzuleiten“, um derartige Zölle, sie sollen ab 12. März gelten, womöglich noch abzuwenden. Denn insgesamt sei eine Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen „kritisch zu betrachten, weil sie wachstumsdämpfend und inflationstreibend wirken können“. Für die Voestalpine selbst seien die Folgen dennoch „managebar“. So habe man die lokale Produktion sukzessive ausgebaut und damit das Zollrisiko deutlich reduziert. Die Exporte in die USA entsprechen rund zwei bis drei Prozent des Konzernumsatzes, während das gesamte US-Geschäft elf Prozent der Erlöse ausmacht. Jene Spezialprodukte, die in die USA geliefert werden und für die es bisher vielfach Zollausnahmen gab, seien in den USA sehr gefragt, sollte es zu Zöllen kommen, würde man diese preislich aufschlagen. Die Voestalpine betreibt in den USA 49 Standorte mit 3000 Beschäftigten, weltweit ist man mit 500 Konzerngesellschaften in mehr als 50 Ländern tätig.
Der Personalstand verkleinerte sich seit Beginn des laufenden Geschäftsjahres um 1,8 Prozent von insgesamt 51.589 auf 50.670 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von 900 abgebauten Stellen entfallen rund 600 auf das Ausland, hier vor allem Deutschland und rund 300 auf Österreich, wo in Summe 23.600 Menschen für den Konzern tätig sind. Weitere Personalmaßnahmen könne man nicht ausschließen, derzeit werde in Österreich, wo es nötig ist, vor allem mit Urlaubs- und Überstundenabbau, Teilzeitlösungen oder Reduktion von Leasingpersonal reagiert, so Eibensteiner zur Kleinen Zeitung. Zuletzt war dies, wie berichtet, etwa bei den Gesellschaften Voestalpine Böhler Edelstahl in Kapfenberg und Voestalpine Böhler Bleche in Mürzzuschlag der Fall. Einschnitte beim Stammpersonal könne man in Österreich perspektivisch zumindest „punktuell nicht ausschließen“
Wettbewerbsfähigkeit? Offenbar „keine besondere Wichtigkeit“
Die Entwicklungen in der österreichischen Bundespolitik kommentiert Eibensteiner nur knapp – aber klar: Bei wichtigen Weichenstellungen, die auch international anstehen, habe Österreich keine handlungsfähige Regierung, immer wieder geäußerte politische Bekenntnisse zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts haben offenbar „keine besondere Wichtigkeit“, kritisiert der Voestalpine-Chef.
In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024/25 hat sich im Konzern der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 415 auf 207 Millionen Euro reduziert. Der Umsatz ist von 12,4 auf 11,7 Milliarden Euro gesunken. Der Ergebnisausblick (EBITDA) wurde leicht nach unten korrigiert. Dem aktuell schwierigen Marktumfeld wolle man aktiv begegnen, so Eibensteiner. So werde man das Prinzip „local for local“ forcieren, also die Produktion direkt in den Abnehmerländern. Das geschehe in Indien und in den USA ebenso wie beispielsweise auch in Ägypten, wo man einen Großauftrag für Weichen erhalten habe und dafür in Kairo auch ein Fertigungsprojekt habe.
Gute Auftragslage in den Bahn- und Luftfahrt-Bereichen
Insgesamt bekommt die Voestalpine vor allem die Schwäche der europäischen – hier vor allem der deutschen – Autoindustrie zu spüren. Für die Bereiche Bau, Maschinenbau, Konsumgüter und Automobil werde auch für das letzte Quartal des aktuellen Geschäftsjahres mit keiner Erholung gerechnet. Es gibt aber auch Bereiche, die sehr gut laufen, hier vor allem die auch für die steirischen Werke besonders wichtigen Segmente Bahn (Schienen, Weichen, Signaltechnik in Donawitz bzw. Zeltweg) sowie Luftfahrt. Die bisher gute Nachfragesituation bei Eisenbahninfrastruktur, Lagertechnik und Luftfahrt (Kapfenberg) soll sich in den kommenden Monaten in allen Wirtschaftsregionen weltweit fortsetzen.