Die Holzbau-Innung hat einen Wechsel vollzogen: Nach 17 Jahren reicht Oskar Beer das Zepter an Holzbaumeister Reinhard Hansmann weiter. Stellvertreter bleibt Engelbert Schrempf, mit Maritta Hasler ist auch eine Frau ins Team gekommen.
Der Wechsel geht auch mit einer Reihe an Forderungen einher, Oskar Beer begründet das auch mit seiner ganz persönlichen Bilanz als Innungsmeister: „Wir haben mit unseren Partnern zum Beispiel neue Holz-Werkstoffe eingebracht, mit denen man perfekte Neubauten gestalten und bauen kann – das betrifft den modernen Holzbau. Wir sind einer der Zweige im Gewerbe, die eine Steigerung bei Lehrlingszahlen haben, das zeigt auch die Wirkung eines nachhaltigen Baustoffs Holz, der bei der Jugend und der jüngeren Generation gut ankommt.“
Weitere Erfolge seien bei der Lehrlingsausbildung gelungen. Und der Holzbaupreis, der im Oktober wieder verliehen wird (bis zum 2. Juni kann man noch Projekte einreichen, siehe Info unten) sei zu einer fixen Größe in Sachen Architektur und Holzbau geworden, der eine enorme internationale Strahlkraft entwickelt hat.
„Wenn der Klimaschutz ernst genommen wird, brauchen wir den Holzbau“
Engelbert Schrempf ergänzt: „Wir sind ein wachsendes Gewerbe, in der Innovation sind wir Weltmarktführer, das sieht man an internationalen Projekten, von Amerika bis Schweden, wo Volvo zum Beispiel mit Holz ein klimaschonendes Hauptquartier gebaut hat. Die Steiermark war jenes Land in Europa, das die Entwicklung im Holzbau angeführt hat. Jetzt baut die Welt mit Holz und bei uns verschlafen wir die Entwicklung ein bisschen. Wir müssen wieder vorangehen im Holzbau, gerade im öffentlichen Bereich – wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, wie behauptet wird. Die ganze Welt wechselt aus Klimagründen. Wir dürfen oft nicht, weil die Genehmigungsverfahren so komplex geworden sind.“ Und: „ Wenn wir jetzt nicht dranbleiben, sind wir nicht mehr das Vorzeigebundesland.“
Die Politik ist beim Holzbau gefordert
Und genau hier hakt der neue Innungsmeister Reinhard Hansmann ein: „Es ist viel geleistet worden. Jetzt geht es darum, dass man diese Arbeit weiterführt, und vorantreibt. Da ist jetzt auch die Politik gefordert. Wir brauchen auch einen Bürokratieabbau. Bis ein Projekt genehmigt wird, dauert es ewig. Es muss schnellere Abläufe geben.“ Es gibt viele Verbesserungsvorschläge von Hansmann. „Etwa bei der Wiederbelebung leerstehender Gebäude mit speziellen Fördermodellen.“ Hansmann hat auch Zahlen, die die Kritik der Holzbauinnung belegen: 86 Prozent des Gesamtauftragsbestandes entfielen im vierten Quartal 2024 auf private/gewerbliche Auftraggeber, lediglich neun Prozent auf öffentliche Bauprojekte und nur fünf Prozent auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden.
Der ganze Forderungskatalog für den Holzbau
Beer ergänzt: „Wenn wir das, was wir haben, nicht nutzen, dann wäre es schade. Es wäre wichtig bei öffentlichen Bauten, Schulen, Gemeinden und beim geförderten Wohnbau den Holzbau wieder zu stärken. Ein Fördern in der Ausschreibung und in der Planung wäre genauso wichtig. Die Deutschen haben die Autoindustrie, wir haben den Holzbau mit der ganzen Holzwertschöpfungskette. Man darf sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen.“
Mit dem neuen Innungsmeister Reinhard Hansmann haben Oskar Beer und das Innungsteam einen Forderungskatalog aufgesetzt. Das sind die wichtigsten Punkte neben Senkung der Lohnnebenkosten und einer begünstigten Besteuerung von Überstunden:
1. Die Holzbau-Innung fordert mehr Einsatz von Holz erreicht durch eine bessere Abschreibung (AfA, Abschreibung für Abnützung) bei Neubauten, Zubauten und Aufstockungen. Der allgemeine AfA-Satz für Betriebsgebäude beträgt für alle betrieblichen Einkunftsarten einheitlich 2,5 Prozent (= 40 Jahre Restnutzungsdauer). Ein Satz von 1,5 Prozent (= 66,6 Jahre Restnutzungsdauer) ist anzuwenden, soweit Gebäude des Betriebsvermögens zu Wohnzwecken vermietet sind. Diese AfA Sätze sind für nachwachsende Baustoffe (Holz) zu verdoppeln bzw. ist die Nutzungsdauer zur Absetzung zu halbieren.
2. Die Holzbau-Innung fordert mehr Einsatz von Holz bei öffentlichen Bauten, Studien zeigen, dass der Einfluss von Holzwerkstoffen positiv auf die Gesundheit und das Gemüt der Bewohner und Nutzer von Häusern aus Holz ist. Die privaten Auftraggeber haben dies erkannt, 86 Prozent der Gebäude aus Holz werden von den privaten/gewerblichen Auftraggebern gebaut, die Herstellung von Bundesgebäuden (BIG) und die weiteren öffentlichen Gebäude im Land haben hier noch Aufholbedarf. Der zweite Wald, Gebäude die CO2 speichern, ist kein Wunsch, sondern ein Muss.
3. Die Holzbau-Innung fordert in der Umsetzung von Richtlinien und Normen Ausnahmen für die Dokumentation und Errichtung von kleineren Objekten einzuführen und das Handwerk nicht mit bürokratischen Regulierungen zu überfordern – Handwerk ist nicht Industrie, Handwerk ist meisterliche und regionale Qualität!
4. Die Holzbau-Innung fordert zur Erhaltung der handwerklichen Qualität in der Steiermark beziehungsweise Österreich ein Einwirken auf die Bezirkshauptmannschaften als Gewerbebehörde die Regelungen für die Nachsicht bei der Anmeldung eines Gewerbebetriebes einheitlich zu regeln. Die Auftraggeber erwarten sich von einem Betrieb, dass dieser von einem Meister geführt wird und entsprechende Qualitätsstandards, welche in Normen und Regelwerken definiert sind, einhält. Wir bieten dafür Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im „Holz+ Campus“. Derzeit erfolgen zwei Drittel der Anmeldungen zur Gewerbeausübung ohne eine Meisterqualifikation (Nachsicht).
5 Die Holzbau-Innung fordert eine angepasste Tagesarbeitszeit auch bei Lehrlingen, die 10. Arbeitsstunde muss für Jugendliche in Ausbildung möglich sein. Wir bieten dafür einen freien Freitag
6. Die Steiermark mit 61% Waldfläche ist das waldreichste Bundesland von Österreich und war schon immer Vorreiter in der Umsetzung von Konzepten entlang der gesamten Holzwertschöpfungskette, Landesrat Johann Seitinger hat 2004 zusammen mit Peter Mühlbauer, Elisabeth Leiter und Heinz Gach die Holzbaucharta unterschrieben – diese gibt es zu erneuern und anzupassen. Wir fordern, dass der Anteil des Holzbaus an den neu errichteten Gebäuden in der Steiermark auf 33 Prozent angehoben wird.