Der von US-Präsident Donald Trump frisch entfachte Zollwettlauf sorgt für große Verluste an den Finanzmärkten – und zwar weltweit. Österreich ist diesbezüglich keine Insel der Seligen, der Leitindex ATX rutschte am Freitag zeitweise um 7,7 Prozent ins Minus. Eine unmittelbare Folge der Bekanntgabe Chinas, nun selbst zusätzliche 34 Prozent Zoll auf US-Importe zu verhängen.
„Die Anleger sind zurzeit extremst nervös“, sagt dazu Kapitalmarktprofi Alfred Kober, Vorstand bei der Security Kapitalanlage AG, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Die Tragweite der – in ihren Grundzügen ja erwarteten – Ankündigung Donald Trumps hätte weltweit für massive Unsicherheit gesorgt. Ein Zustand, mit dem Börsen per se nichts anfangen können.
Bemerkenswert sei diesbezüglich die vorangegangene Kehrtwende des US-Präsidenten, wie Kober erklärt: „Ein großer Unterschied zu Trumps erster Amtszeit: Damals setzte er seinen Erfolg mit der Entwicklung der Börsenindizes gleich. Das scheint sich komplett geändert zu haben.“
Bankaktien unter Druck
Grosso modo ist zurzeit zu beobachten, dass „Investoren aus dem Risikomodus aussteigen“. Aktien werden abverkauft, sichere Häfen, wie Staatsanleihen oder Gold, gesucht. Dass es an der Wiener Börse noch einmal deutlicher nach unten geht als auf anderen europäischen Märkten hat primär mit der starken Gewichtung von Bankaktien zu tun. Deren Kurse leiden zurzeit besonders. Warum eigentlich?
„Banken profitieren von gesunder Wirtschaft und einer hohen Zinsspanne“, erklärt Alfred Kober. Nun aber würden „die Zeichen nicht nur in Österreich, sondern auch in den USA, auf Rezession stehen. Zinsen werden also auf absehbare Zeit definitiv nicht steigen“. Das wiederum belastet die Kurse der Bankpapiere.
Wie aber sollten Anlegerinnen und Anleger nun reagieren? „Die Aktienmärkte haben extremst nervös reagiert, vielerorts binnen zwei Tagen zehn Prozent verloren. Das ist Crashniveau. Ich würde aber nicht raten, jetzt noch kurzfristig zu stark zu verkaufen“, sagt dazu Experte Kober.
Schwarzer Freitag an den Börsen
Freilich könnte eine tatsächliche Rezession in den USA – zurzeit liegt dort die Wahrscheinlichkeit aktuellsten Prognosen zufolge bei knapp 50 Prozent – die Situation an den Börsen noch einmal verschärfen. Grundsätzlich seien die Finanzmärkte aber derart volatil, „dass ein positiver Kommentar seitens der US-Politik ausreichen kann, die Kurse wieder stark ins Positive zu drehen“, sagt Kober. Schlussendlich sei „historisch gesehen jede Krise eine Kaufgelegenheit gewesen“, meint der Kapitalmarktprofi.
Kober: EZB und Fed werden Zinsen senken
Spannend ist in diesem Umfeld freilich auch der Blick auf nahende Zinsentscheidungen der Zentralbanken. In Europa entscheidet die EZB am 18. April erneut über die Zinsen. Für Kober ist es „wahrscheinlich, dass die EZB abermals die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird“. In den USA, dort findet die nächste Zinssitzung am 7. Mai statt, rechnet Kober gar mit „drei bis vier Zinssenkungen in den kommenden zwölf Monaten“.
In Summe jedenfalls würden sich die USA laut Kober wirtschaftspolitisch zurzeit „selbst ins Knie schießen“. AIfred Kober: „Ihre Wirtschaft hängt stark am Konsumenten, der jetzt aber zutiefst verunsichert ist. Die Stimmung scheint zu kippen“.