Die US-Börsen haben den Handel am Donnerstag mit massiven Abgaben bestritten. Besonders unter Druck standen dabei die Aktienbarometer an der Technologiebörse Nasdaq. Aber auch an der New York Stock Exchange (NYSE) sorgte das am Vortag angekündigte Zollpaket der neuen US-Administration für starke Kursabgaben.
Der Dow Jones sank um satte 3,98 Prozent auf 40.545,93 Zähler. Für den marktbreiten und für die US-Wirtschaft repräsentativeren S&P-500 ging es um 4,84 Prozent auf 5.396,52 Einheiten hinab und damit auf den tiefsten Stand seit August 2024. Der Nasdaq Composite rasselte indes um massive 5,97 Prozent auf 16.550,61 Punkte ins Minus.
Unter Experten ist man sich Großen und Ganzen einig über die negativen Folgen der Zollpolitik der Vereinigten Staaten. „Die geplanten Maßnahmen übertreffen die schlimmsten Befürchtungen“, kommentierte beispielsweise Chef-Volkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Er sieht einen globale Handelskrieg „in vollem Gange“.
Heftige Abschläge in ganz Europa
Die weitreichenden Zollankündigungen haben auch den Wiener Aktienmarkt am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar gedrückt. Der ATX verlor im Handelsverlauf sukzessive an Boden und kratzte zwischenzeitlich an der 4000-Punktemarke. Letztlich schloss er mit einem Abschlag von 3,05 Prozent auf 4.001,00 Punkten knapp darüber.
Damit fiel der Leitindex auch wieder unter die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend und verbuchte den größten Tagesverlust seit Anfang August. Der ATX Prime verlor am Donnerstag 2,97 Prozent auf 2.010,35 Zähler.
Auch die anderen europäischen Börsen haben den Handel am Donnerstag mit massiven Verlusten beendet. Die am Vorabend angekündigten US-Einfuhrzölle schickten den Euro-Stoxx-50 mit minus 3,59 Prozent auf Talfahrt. Er schloss bei 5.113,28 Einheiten. Bei den Länderindizes wurden ebenfalls klare Abgaben verzeichnet. Der Frankfurter DAX rasselte um 3,01 Prozent auf 21.717,39 Punkte ab. Der CAC-40 sackte um 3,31 Prozent auf 7.598,98 Zähler ab. Der Londoner FTSE-100 ging mit minus 1,55 Prozent auf Tauchstation und sank somit auf 8.474,74 Punkte.
Angesichts der starken Unsicherheiten zog es die Anleger in sichere Häfen. So markierte der Goldpreis in der Nacht ein weiteres Rekordhoch und die Anleihekurse legten kräftig zu. Letztere profitierten auch von den gestiegenen Erwartungen, dass die Notenbanken mit Leitzinssenkungen auf die konjunkturellen Folgen der Zölle reagieren könnten.
Bankaktien und Industriewerte besonders unter Druck
Die Renditen an den Anleihemärkten kamen dementsprechend zurück. Dies belastete die europäischen Bankaktien, die zuletzt vom normalisierten Zinsniveau in der Eurozone profitiert hatten. In Wien sackten BAWAG um 4,6 Prozent ab, RBI-Titel verloren 6,7 Prozent und Erste Group verbilligten sich um drei Prozent.
Schwäche zeigten auch Industrie- und Grundstoffwerte. voestalpine, Wienerberger und Lenzing verloren zwischen 3,4 und 6,4 Prozent. AT&S rasselten um 7,7 Prozent hinab. Die Steirer betonten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, nicht unmittelbar von den US-Zöllen betroffen zu sein. Indirekte Auswirkungen seien jedoch möglich, etwa wenn Autos mit AT&S-Leiterplatten mit den Zöllen belegt werden.
OMV verloren vor dem Hintergrund sinkender Ölnotierungen vier Prozent. Die Ölpreise wurden einerseits von den Sorgen einer zurückgehenden Nachfrage belastet. Hinzu kam, dass die Staaten der OPEC+ sich darauf einigten, die Fördermenge erneut auszuweiten.
Unter den wenigen Gewinnern fanden sich inzwischen Werte aus der Versorger- und Immobilienbranche. Diese gelten wegen des kapitalintensiven Geschäftsmodells als Profiteure niedriger Zinsen und sind zudem kaum exportabhängig. An der ATX-Spitze stiegen Verbund und CA Immo um 1,5 respektive 4,4 Prozent.