Wie ist es möglich, sechs Millionen Euro Schulden anzuhäufen für ein Sportevent, das gar nicht stattfindet? Und wenn 6,7 Millionen Euro an Buchwerten da sind – warum dann die Zahlungsunfähigkeit, obwohl keine Überschuldung da ist? Nach dem Insolvenzantrag von „Mr. Beachvolleyball“ Hannes Jagerhofer (63) und seinem Unternehmen Acts Communication herrscht Rätselraten.
Klar ist bisher: 80 Gläubigern schuldet Acts Geld. Laut René Jonke vom KSV 1870 entfallen davon rund drei Millionen Euro allein auf zwei Banken und rund zwei Millionen Euro auf die Acts Sportveranstaltungen GmbH, deren Eigentümerin wiederum Acts Communication ist. „Von Acts Sport hat die Schuldnerin Markenrechte übertragen bekommen, daher die Ausstände“, sagt Jonke. Auch beim Finanzamt sind offenbar hohe Beträge offen, ebenso bei der Österreichischen Gesundheitskasse. Dazu kommen Verbindlichkeiten aus „Offenen Posten“ – also bei Lieferanten. Außerdem stehen Arbeitnehmerforderungen im Raum.
Palais Herbertstöckl - wer will mich?
Was das Vermögen betrifft: Acts Communication ist Alleineigentümerin der über 3000 Quadratmeter großen Liegenschaft am St. Veiter Ring 1 in Klagenfurt. Das im 17. Jahrhundert erbaute so genannte Herbertstöckl, das nach dem Industriellen Franz Paul von Herbert benannt ist, soll mehr als drei Millionen Euro wert sein. Es wurde 2022 angeschafft, um dort gemeinsam mit einem Investor ein Udo-Jürgens-Museum zu verwirklichen. Doch daraus wurde nichts. Das Palais inmitten eines Parks – es steht unter Denkmalschutz – ist allerdings mit einem Pfandrecht der BKS Bank in Höhe von zwei Millionen Euro belastet. Es steht seit Jahren zum Verkauf. Herzog Immobilien hat es aktuell um 3,8 Millionen Euro im Angebot. Jetzt ist es Teil der Konkursmasse.
Red Bull-Erbe Mateschitz ist beteiligt
Hat Jagerhofer sich verkalkuliert? Wie und womit macht er weiter? Er selbst – er hat seinen Wohnsitz in Krumpendorf – ist nicht zu erreichen. Die Pleite-Firma Acts ist nur ein Bruchteil seines Konstrukts aus diversen Unternehmen mit Sitz am St. Veiter Ring 3 in Klagenfurt – die gemietete Villa grenzt an das Herbertstöckl an.
Da wären die HJ Holding Flex und die HJ Multisport Event, deren Eigentümerin wiederum die HJ Holding Flex ist. Dann das House of Web und die Inter Acts, deren Eigentümerin die Konkurs-Firma Acts ist. Und schließlich sind da noch die myrobin und die myrobin Technologies. An ersterer sind neben Jagerhofer auch andere bekannte Namen beteiligt. Etwa Red-Bull-Milliardenerbe Mark Mateschitz mit seiner Beteiligungsfirma, weiters der Unternehmer Hans Schmid, seines Zeichens Eigentümer des Wiener Kaufhauses Steffl. Auch Ex-Kika-Eigner Herbert Koch und die Eder Privatstiftung (Humanomed) halten Anteile an dem Paketdienstleister.
Insolvenzverwalter Bernhard Fink prüft indes die Forderungen der Acts-Gläubiger, bevor er mit der Verwertung der Aktiva starten kann. „Fix ist, dass Acts nicht weitergeführt wird und, dass in Sachen Herbertstöckl zunächst die Bank befriedigt wird, die das Pfandrecht hat.“