Mit viel Elan wurde die Arbeitskräfteagentur im Vorjahr angekündigt. Als Reaktion auf den Fachkräftemangel definierte ein Expertenbeirat der Sozialpartner und des AMS besonders betroffene Schlüsselbranchen, in denen die Situation mithilfe internationalen Personals gemildert werden soll. Inzwischen wurden die ersten Verträge zwischen Unternehmen und der Agentur bereits abgeschlossen, die Aufträge vergeben, heißt es auf Anfrage der Kleinen Zeitung aus dem Büro des zuständigen Landesrats Sebastian Schuschnig (ÖVP). Sowohl die Suche als auch die Vermittlung von passenden Arbeitskräften seien im Laufen, in Kärnten eingetroffen sei noch niemand.

Als Dienstleister für das Anwerben hat sich im Vorfeld in einer europaweiten Ausschreibung der Personalvermittler Trenkwalder durchgesetzt. Nach den ersten drei Branchen-Calls, in denen interessierte Betriebe ihren Bedarf melden konnten, scheint man nicht gänzlich zufrieden zu sein. „Der nächste Call wird angesichts der aktuell schwachen Konjunktur und der Entwicklungen am Arbeitsmarkt erst nach einer Evaluierung des Projekts und des Bedarfs durch den Expertenrat erfolgen“, so die Auskunft. Und: „Auch beim Prozess muss vom Anbieter nachgeschärft werden.“

90 Prozent entfiel auf Pflegebereich

Bisher seien rund 2,2 Millionen Euro für die Akquisen und Leistungen für die Arbeitskräfte-Integration aufgewendet worden, sprich an Trenkwalder gegangen. Ursprünglich wurde angekündigt, jährlich fünf Millionen Euro investieren zu wollen. In drei Branchen wurden insgesamt 113 Akquisen vergeben. Der Fokus lag nach Auswahl und Zuteilung durch den Expertenrat auf dem Pflegebereich, wo nach wie vor ein großer Arbeitskräftemangel bestehe. In den metallverarbeitenden Branchen und der Elektrotechnik gebe es aktuell zehn Akquisen. Im Frühjahr sollen die Ersten ihre Arbeit aufnehmen. Einige Unternehmen mussten aufgrund der schwachen Konjunktur ihre Zusage zurücknehmen. Für jede vermittelte Arbeitskraft wird dem Betrieb ein Kostenbeitrag von 3500 Euro verrechnet. Bei anderen sei die Suche am inländischen Arbeitsmarkt erfolgreich gewesen. Die Fachkräfteagentur wird nur tätig, wenn die Suche im Inland erfolglos verlief.

Ein Kärntner Pflegeheimbetreiber hinterfragt indes die Gesamtkosten für Steuerzahler und Land in der Höhe von 17.000 Euro pro Rekrutierung. Am Markt gebe es auch Angebote um 12.000 Euro.

Kritik aus der Opposition

Vom Büro des Landesrats wird auf das Gesamtpaket an Leistungen verwiesen, also Deutschkurse, Behördenwege und die Onboarding-Begleitung, was sich nicht mit dem klassischen Recruiting vergleichen ließe. Grundsätzlich sei der Bedarf an Arbeitskräften durch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen deutlich gesunken. Viele Unternehmen würden nicht nur die Konjunkturdelle spüren, sondern auch zurückhaltend bei der Personalplanung agieren. Noch im ersten Quartal soll über einen neuen Call und die Branchen entschieden werden.

Indes äußerte sich Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer, der jüngst eine schriftliche Anfrage an Schuschnig eingebracht hatte, kritisch: „Mit besagter Agentur schaffte man neuerlich Doppelstrukturen, die zudem bis jetzt nicht den gewünschten Erfolg brachten.“ Er erwarte sich eine umgehende Beantwortung zu den bisherigen Erfolgen und Kosten des Projekts. FPÖ-Klubobmann Erwin Angerer bezeichnet die Initiative als „Nullnummer“ und kritisiert, „mit Steuergeld-Millionen Personen aus Afrika und Asien zu suchen“, anstatt die Abwanderung zu stoppen und mehr selbst auszubilden.