Zwei Tage Klausur in Graz – an deren Ende streichelt der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings die Seele der steirischen Landeshauptstadt: „Ich würde mir wünschen, dass die Zusammenarbeit auch woanders so gut funktioniert wie das hier der Fall ist“, sagt Jens Bischof, flankiert von den Geschäftsführern des Graz Airport, Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig. Seit Mai 2023 ist Graz fixe Basis von Eurowings, eine von rund zehn in Europa. Den hier stationierten Airbus A 319 ziert seit dem Vorjahr das Steiermark-Herz. „Das sorgt für Interesse bei Spottern“, merkt der Luftfahrtprofi an.
Die Zahlen nach fast zwei Jahren könnten kaum besser sein. 2024 flogen ab Graz 221.000 Passagiere mit Eurowings, ein Plus von neun Prozent zum Jahr davor, wie Grimus erklärt, sie machen mehr als ein Viertel des gesamten Passagieraufkommens in Graz aus, das zuletzt um etwas mehr als elf Prozent gewachsen ist. Den Aufwind verdankt man der blühenden Reisebranche. Eurowings hat sich nach der Pandemie weg vom Low-Cost-Carrier hin zu Deutschlands größtem Ferienflieger entwickelt, dürfte 2024 das wirtschaftlich bisher beste Jahr auf den Boden gebracht haben. Auch von der Steiermark aus werden (neben Hamburg, Düsseldorf und Berlin) vor allem „Warmwasserziele“ in Griechenland und Spanien (Palma) bedient.
Kommt ein zweiter Eurowings-Jet?
„Eurowings ist bei den Direktflügen die größte Airline in Graz“, sagt Grimus. Die Auslastung der Flugzeuge sei nahe am Limit. 2025 fliegt die Airline ab Graz 13 Destinationen an, das bedeutet 29 wöchentliche Abflüge, davon 14 nach Mallorca, Heraklion ist heuer neu im Programm.
Den dringenden Wunsch des Airports, dass Eurowings eine zweite Maschine stationiert (in Salzburg stehen drei), kann Bischof 2025 dennoch nicht erfüllen. „Es ist unser erklärtes Ziel und wir würden es lieber heute als morgen tun“, betont der Eurowings-Chef. Das Warten begründet er mit mangelnder Verfügbarkeit, „verspäteten, knappen Auslieferungen“ neuer Flugzeuge.
40 neue Boeings ab 2027
Eben erst kommunizierte die Konzernmutter Lufthansa, dass Eurowings 40 neue Boeings 737-8 Max (zum Listenpreis von fünf Milliarden US-Dollar) erhalten wird, doch auch die werden nicht vor 2027 geliefert. Es ist die größte Flottenmodernisierung für Eurowings, sorgt dann für weniger Kerosinverbrauch und mehr Sitze. Warum nicht wieder beim europäischen Hersteller Airbus geordert wird? Auf Flugzeuge des Boeing-Konkurrenten hätte man länger warten müssen, erklärt Bischof.
Steigende Ankünfte aus Hamburg und Berlin
Ein zweites, fix stationiertes Flugzeug würde Graz zusätzlich zwischen 100.000 und 150.000 Passagieren bringen. Ziele wie London und Amsterdam stehen auf der Wunschliste ganz oben, zeichnen sich aber nicht unmittelbar ab. Umgekehrt beschert die Eurowings-Achse dem Steiermark-Tourismus kräftige Zuwächse. Grimus: „Die Nächtigungen von Gästen aus Hamburg ist im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen, jene von Gästen aus Berlin um 59 Prozent.“
Im Mai kehrt Eurowings nach dann zweijähriger Pause nach Klagenfurt zurück und nimmt die Route nach Köln wieder auf. Insgesamt werde Eurowings, das in Österreich rund 300 Menschen beschäftigt, im Sommer „156 wöchentliche Frequenzen aus Österreich“ fliegen, Tendenz steigend.