Seit Wochen war bereits immer wieder darüber spekuliert worden, jetzt ist es fix: „Stefan Pierer wird den Vorsitz im Vorstand der Pierer Mobility AG und der KTM AG an Gottfried Neumeister übergeben und ihn als Co-CEO weiterhin durch den Sanierungsprozess begleiten“, teilt das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Am Freitagvormittag geht ja im Milliarden-Insolvenzfall KTM die Prüfungstagsatzung über die Bühne.

Gleichzeitig teilt die börsennotierte Pierer Mobility AG mit, dass die Gruppe für das Jahr 2024 mit einem Konzernumsatz von rund 1,9 Milliarden Euro rechne – ein deutlicher Rückgang von 29 Prozent im Vergleich zum Jahr davor, da waren es 2,7 Milliarden. Aufgrund „einer deutlich reduzierten Betriebsleistung und einmaliger Restrukturierungsaufwendungen“ rechne der Vorstand für das Geschäftsjahr 2024 zudem mit einem negativen Ergebnis (EBITDA, Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit vor Abschreibungen) von rund 300 Millionen Euro – und das noch vor notwendigen Wertberichtigungen im Rahmen des laufenden Sanierungsverfahrens. „Zu erwartende Impairments (Wertverfälle, Anm.) auf immaterielle Vermögensgegenstände und Firmenwerte werden das EBIT (Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit nach Abschreibungen) zusätzlich belasten“,

ABD0053_20241220 - RIED IM INNKREIS - ÖSTERREICH: Co-CEO Gottfried Neumeister (KTM), anlässlich der ersten Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung der KTM AG, aufgenommen am Freitag, 20. Dezember 2024 vor dem Eingang des Landesgerichts in Ried im Innkreis. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI / WERNER KERSCHBAUMMAYR
Gottfried Neumeister © APA / Fotokerschi / Werner Kerschbaumm

Der freie Cashflow werde sich zudem „auf einen hohen negativen dreistelligen Millionenbetrag belaufen“, folglich sei auch „mit einem weiteren Anstieg der Nettoverschuldung im zweiten Halbjahr 2024 zu rechnen“.

Konzernweit wurden bereits 1800 Mitarbeiter abgebaut

Das Geschäftsjahr 2024 sei „von tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen geprägt, bis heute wurden konzernweit in Summe mehr als 1800 Mitarbeiter abgebaut“, wird weiters mitgeteilt. Darüber hinaus sei bewusst die Produktionsleistung gesenkt worden, „um den Bestand an Motorrädern bei den Händlern als auch bei den Importeuren zu reduzieren“. Durch die Reduzierung des Produktionsvolumens auf rund 230.000 Motorräder (minus 26 Prozent zu 2023) „konnten die weltweiten Lagerbestände um rund 40.000 Einheiten (minus 18 Prozent) entlastet werden. „Damit ist ein erster wichtiger Schritt des Restrukturierungsplans gelungen“, wird betont.

Auf dem europäischen Markt seien voriges Jahr rund 110.000 Motorräder abgesetzt worden. Damit trug Europa 38 Prozent zum Konzernabsatz bei. Auf Nordamerika entfielen 24, auf Indien und Indonesien (über den Partner Bajaj) 21 und auf die übrigen Absatzländer 17 Prozent. Die Endkundennachfrage sei trotz der tiefen Konzernkrise „stark“ geblieben. Vertriebspartner und Händler verkauften rund 268.000 Motorräder an Endkunden, was dem Vorjahresniveau entspreche, so Pierer Mobility.

Entscheidende Tage für die KTM-Rettung

Bis zur Prüfungstagsatzung am Freitag (bei der KTM AG und den zwei ebenso insolventen Tochterfirmen Components und F&E) werden indes die bis zur vergangenen Woche eingebrachten Forderungen zur KTM-Pleite vom Insolvenzverwalter geprüft. Ohne mögliche Nachmeldungen gab es zuletzt 5.380 Gläubiger, die Forderungen gegen die KTM AG und die Töchter KTM Components und KTM F&E angemeldet haben, berichtete am Montag der ORF Oberösterreich. Alleine bei Banken soll der Konzern von Pierer ja 1,3 Milliarden Euro Schulden haben.

Die drei Firmen hatten rund 3.600 Beschäftigte. Die Verbliebenen bekommen das nicht bezahlte November-Gehalt und das Weihnachtsgeld aus dem Insolvenzentgeltfonds.

Entscheidend wird dann der 25. Februar, an dem die Gläubiger über die Sanierungsquote abstimmen werden. KTM hatte zuletzt 30 Prozent geboten und möchte binnen zwei Jahren zahlen.