Das vergangene Jahr war für Österreichs Gewerbe und Handwerk ein überaus schwieriges. Einmal mehr. Denn nach den vorläufigen Schätzungen von KMU Forschung Austria wurde das Jahr mit einem realen (mengenmäßigen) Umsatzminus von 4,5 Prozent abgeschlossen, nominell (wertmäßig) betrug das Minus ein Prozent. Damit war 2024 schon das fünfte Jahr in Folge mit einem realen Umsatzminus. „Pandemie, Lieferkettenprobleme, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation, Zinshoch und zudem noch Fachkräftemangel: Diese dramatischen Umstände haben zur längsten Rezessionsphase der Nachkriegszeit geführt. Jetzt gilt es zu verhindern, dass sich diese Schwächephase strukturell verfestigt“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk.

Die steirischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe bekommen die Konjunkturkrise ebenfalls kräftig zu spüren, wie die aktuelle Erhebung der KMU Forschung verdeutlicht. Im vierten Quartal 2024 wurde die Geschäftslage von 35 Prozent der Betriebe mit „schlecht“ bewertet, 49 Prozent sahen eine „saisonübliche“ Entwicklung und nur noch 16 Prozent eine „gute“ Lage – das sind deutlich schlechtere Werte als im Vergleichszeitraum des Jahres davor. Auch der Ausblick auf das laufende erste Quartal 2025 fällt durchwachsen aus, die pessimistischen Einschätzungen überwiegen. So rechnen 37 Prozent der Betriebe mit Auftrags- und Umsatzrückgängen, 51 Prozent sehen eine gleichbleibende Entwicklung, nur zwölf Prozent gehen von Steigerungen aus.

„Stimmung ist alles andere als euphorisch“

Ein Lichtblick ergibt sich aus dem Umstand, dass sich das nicht in einen massiven Personalabbau niederschlagen sollte. Laut der Umfrage will fast jeder fünfte Betrieb (18 Prozent) den Personalstand sogar erhöhen, 72 Prozent wollen ihn konstant halten, zehn Prozent der Betriebe gehen von einer Verringerung der Beschäftigtenzahl aus. Das gilt zunächst für das erste Quartal, im weiteren Jahresverlauf könnte sich das aber ändern, befürchtet der steirische Spartenobmann Hermann Talowski, „die Stimmung ist alles andere als euphorisch, die Lage bleibt sehr angespannt, mit einer echten Erholung ist wohl nicht vor 2026 zu rechnen, es gilt also auch dieses Jahr noch durchzutauchen“. Insbesondere der Bau und das Baunebengewerbe stünden weiterhin stark unter Druck, „das zeigen ja auch die Insolvenzzahlen sehr deutlich“, so Talowski. Es liege dennoch „in der DNA unserer Betriebe, sich auch diesen Herausforderungen zu stellen“.

Hermann Talowski
Hermann Talowski © WK

„Wäre eine schnelle und unbürokratische Entlastung“

Dennoch seien Entlastungen „ganz wichtig“. Vor dem Hintergrund der Bundesbudgetmisere sei nicht von raschen Senkungen bei den Lohnnebenkosten auszugehen. Daher erneuert Talowski seine Forderung nach Neuregelungen des Krankenstands. Wie berichtet, hat er vorgeschlagen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Tag unbezahlte Karenz bei Krankenständen übernehmen sollten. „Aktuell entsteht ein Urlaubsanspruch auch im Krankenstand, und zwar auch dann, wenn kein Entgeltfortzahlungsanspruch gegenüber dem Arbeitgeber mehr besteht. Wir sprechen uns dafür aus, dass dieser Urlaubsanspruch entfällt. Das wäre eine schnelle und unbürokratische Entlastung.“

Einmal mehr pocht er auch auf Änderungen bei der ORF-Abgabe, die von Unternehmen für jeden Standort meist extra zu entrichten sei, das sorge für Unverständnis. „Beschäftigte, aber auch Unternehmerinnen und Unternehmer bezahlen die ORF-Gebühr ohnehin privat an ihren Wohnadressen. Warum werden Unternehmen zusätzlich belastet? Das muss repariert werden“, so Talowski.

Dass beim Handwerkerbonus jene Mittel, die nicht abgeholt wurden, von einer neuen Regierung eingespart werden sollen, werfe noch Fragen auf, so Talowski, „es war ohnehin nicht vorgesehen, dass die für 2024 nicht abgeholten Volumina dann für 2025 zusätzlich zur Verfügung stehen“. Hier gelte es noch Details abzuwarten. Die Sparte empfehle jedoch, 2024 in Anspruch genommene, förderwürdige Handwerksleistungen noch für die Förderung (handwerkerbonus.gv.at) einzureichen, das sei bis Ende Februar möglich. Dass es ein grundsätzliches Bekenntnis zu Förderungen gebe, etwa für den Heizkesseltausch oder für Sanierungen, wenn auch redimensioniert, sei für die steirischen Handwerksbetriebe wichtig, sagt Talowski. Doch auch hier sei rasch Klarheit über die Modalitäten nötig.