„Die Zeiten von Bequemlichkeiten sind vorbei“. Erwartungsgemäß fand Georg Knill, Chef von Österreichs Industriellenvereinigung, beim offiziellen Jahresauftaktgespräch am Donnerstag deutliche Worte. „Deindustrialisierung findet statt“, konstatiert Knill etwa und liefert gleich unterstreichende Zahlen. 2023 und 2024 seien etwa in Summe „6,8 Prozent unserer industriellen Wertschöpfung in Österreich verloren gegangen“. Darüber hinaus drohe „ein drittes Rezessionsjahr“.

Einige der aktuellen Herausforderungen seien dabei durchaus hausgemacht. „Wir dürfen uns nicht auf eine globale Situation ausreden“, sagt Knill. Und ergänzt: „Wir haben uns in Österreich aus dem Markt gepreist“.

Die Wunschliste des IV-Chefs

Drängendes Ziel müsse es sein, wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Deswegen erneuert der IV-Chef bekannte Polit-Forderungen, diesmal freilich an neue Adressaten gerichtet. Es brauche laut Knill eine „Reduktion der Lohnstückkosten, die Senkung der Energiekosten und einen Abbau von Bürokratie und Überregulierung“. Um letzteren Punkt zu beschleunigen, macht sich die IV-Spitze zugleich für ein neues Deregulierungsgesetz stark. Übrigens: Das Ausmaß der nunmehrigen Budgetkonsolidierung in Österreich kam auch für den IV-Chef „doch etwas überraschend“.

Weltpolitisch blickt zurzeit alles in die USA, wo Donald Trump bald offiziell als neuer US-Präsident wirken wird. Mit Blick auf Trumps bisherige Ankündigungen rechnet Knill mit „Maßnahmen, die sich negativ auf die wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa und Österreich auswirken werden“.

Knill: „Brauchen qualifizierten Zuzug“

Am Donnerstag warf die IV-Spitze aber auch einen Blick zurück, auf die gescheiterten Regierungsverhandlungen. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer, selbst einer der Mitverhandler: „Diese Regierungsverhandlungen sind nicht an der Industrie und nicht an der Wirtschaft gescheitert“. Man möge sich lieber „bei anderen bedanken“, ließ er recht unverblümt in Richtung SPÖ wissen.

Einer Zusammenarbeit zwischen FPÖ und ÖVP steht man bei der IV offiziell durchwegs hoffnungsfroh gegenüber. Zugleich müsste eine neue Regierung jedenfalls auch „heiße Themen wie Arbeitsmarkt, Pensionssystem und Föderalismus mitansprechen“. Manch Zweifel regt sich innerhalb der heimischen Industrie, was die künftige außenpolitische Positionierung des Landes mit einem möglichen FPÖ-Kanzler betrifft. „Es geht um die starke Stimme Österreichs in der Europäischen Union“, sagt Georg Knill dazu. Eine Festung Österreich könne kein Ziel sein. Knill: „Wir brauchen qualifizierten Zuzug“.

Mit einem Regierungsprogramm rechnet die Industrie-Spitze „im Februar“. Grundsätzlich gelte: „Lieber zwei Wochen länger verhandeln und ein gutes Programm haben“.