Was haben der erste Game Boy, der elektrische Föhn und das iPhone der zweiten Generation gemeinsam? Richtig, sie wurden alle auf der IFA erstmals der europäischen Öffentlichkeit präsentiert. Seit einhundert Jahren zeigen Hersteller aus aller Welt ihre neuesten Errungenschaften im Zuge der IFA.
Von der IFA aus startete Willy Brandt das Farbfernsehen in Deutschland, hier wurde die CD erstmals der breiten Masse gezeigt und 1930 eröffnete gar Albert Einstein die damalige Ausgabe der Ausstellung. Rund 94 Jahre später hat sich vieles geändert – aber längst nicht alles. Die IFA findet mittlerweile seit Jahren ausschließlich in Berlin statt, früher musste sie noch ab und an den Standort wechseln. Kamen 1930 mehr als 300.000 Menschen zur „Großen Deutschen Funkausstellung“, hoffen die Veranstalter heuer auf rund 180.000 Besucherinnen und Besucher. Auf rund 150.000 Quadratmetern Gesamtfläche zeigen 1800 Hersteller ihre Neuheiten.
Eigenheim der Zukunft
Die Messe steht dieses Jahr einerseits ganz im Zeichen ihres Geburtstages, andererseits ist Künstliche Intelligenz das dominierende Thema. Software statt Hardware also. Kaum ein Gerät ist mittlerweile noch smart, alles wird nun intelligent. „AI wird uns allen helfen“, heißt es etwa von Samsung bei der eigenen Pressekonferenz. „Mit künstlicher Intelligenz, die sich an Sie anpasst, können Sie effizienter und besser arbeiten und leben.” Das Statement hätte aber auch von jedem anderen Hersteller stammen können. In diesem Punkt ist sich die Tech-Welt einig: Künstliche Intelligenz ist „the next big thing”.
Dass das Interesse an den nächsten technologischen Errungenschaften nach wie vor groß ist, auch wenn Hersteller-exklusive Events und die Unmittelbarkeit digitaler Inhalte der IFA ihre einstige Vorreiterrolle mehr und mehr entziehen, zeigt sich an den schieren Massen, die sich ab Freitagfrüh durch die über 20 Hallen schieben. Es gibt viel zu sehen und noch mehr zu entdecken: Samsung zeigt wie angekündigt die KI-Welt der Zukunft, in der die Waschmaschine mit der Wärmepumpe, der hauseigenen PV-Anlage und natürlich auch den menschlichen Bewohnerinnen und Bewohnern im Haus spricht, was vor allem Menschen mit Sehbehinderungen das Leben erleichtern soll.
LG geht in eine ähnliche Richtung – und sogar ein Stück weiter: Der „AI Home Hub“ ist ein kleiner, rollender Roboter, der Stimmungen, Gesichter und Routinen erkennen kann und als eine Art Haushaltshilfe funktionieren soll. Er kann auch vorlesen, Geschichten erfinden und mit anderen Geräten im Haus kommunizieren. Wer gerne kocht, kann sich künftig auch dabei auf KI-Unterstützung freuen: Der neue Backofen von Bosch kommt mit integrierten Kameras, damit Hobbyköchinnen und -köche das Steak auch während des Brutzelns im Auge behalten können. Und selbstverständlich weiß der Ofen auch, wann das Stück Fleisch perfekt medium durchgebraten ist. Der „intelligente” Staubsauger von Miele erkennt Staubpartikel bis 0,3 Mikrometer und damit wohl besser als jeder Mensch, wann der Boden wirklich komplett sauber ist. Auch hier ist künstliche Intelligenz im Spiel.
KI und Albert Einstein
KI holte, 94 Jahre nach seinem ikonischen Auftritt, auch Albert Einstein noch einmal auf die Bühne. Das Video von 1930 wurde mittels AI überarbeitet und für den großen Screen aufbereitet. Parallel dazu übersetzte die KI die ikonische Rede in Echtzeit für das internationale Publikum. Aus „Verehrte Anwesende und Abwesende”, die Worte, mit denen der Physiker seine Rede einst einleitete, wird kurzerhand „Dear present and absent!”. Wer selbst präsent sein will: Bis 10. September ist die Messe noch geöffnet.
Hinweis: Die Teilnahme an der IFA erfolgte auf Einladung von Samsung und AVM