Für Konzernchef Sergio Ermotti hat sich seine Rückkehr zur UBS ausgezahlt. Für seine neun Monate an der Spitze der Schweizer Großbank strich er eine Gesamtvergütung von 14,4 Millionen Franken (14,7 Millionen Euro) ein, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht des Instituts hervorgeht. Damit stieg Ermotti, der zur Integration der in Schieflage geratenen Credit Suisse engagiert worden war, zum bestbezahlten europäischen Bankmanager auf.

Der Bonus-Pool für den Gesamtkonzern sank dagegen. Der Verwaltungsrat lobte „die hervorragenden Leistungen von Herrn Ermotti in einem entscheidenden Jahr in der Geschichte der UBS,“ wie es in dem Geschäftsbericht hieß. „Er war maßgeblich daran beteiligt, das Kundengeschäft rasch zu stabilisieren, Risiken zu managen und die Credit Suisse nach der Ankündigung der Übernahme operativ zu stabilisieren.“ Mit seinem Gehaltspaket ließ Ermotti andere europäische Bankchefs hinter sich. So erhielt die Lenkerin der spanischen Santander, Ana Botin, 12,2 Mio. Euro, HSBC-CEO Noel Quinn 10,6 Mio. Pfund (12,4 Mio. Euro) und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing 8,8 Mio. Euro.

Gelernter Investmentbanker

Ermottis Vorgänger Ralph Hamers hatte das Aufsichtsgremium 12,6 Mio. Franken für 2022 zugebilligt. Hamers musste kurz nach der Notübernahme der taumelnden Credit Suisse seinen Hut nehmen, weil Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher die Herkulesaufgabe der Integration lieber Ermotti anvertraute. Der gelernte Investmentbanker hatte die UBS während seiner ersten, neunjährigen Amtszeit tiefgreifend umgebaut. Als Präsident des Rückversicherers Swiss Re war Ermotti auf ein Gehalt von 3,8 Mio. Franken gekommen.

Der Tessiner und der Ire Kelleher ließen die Tür offen für eine Verlängerung von Ermottis Zeit an der Spitze des Geldhauses. „Sergio hat sich verpflichtet, mindestens bis zum Abschluss des Integrationsprozesses zu bleiben, wenn nicht länger“, hieß es in einem im Geschäftsbericht veröffentlichten Brief der beiden an die Aktionäre. Im vergangenen September hatte Ermotti angekündigt, den CEO-Posten bis Ende 2026 zu behalten. Bis dahin will die UBS früheren Angaben zufolge die Integration des kleineren Rivalen weitgehend abschließen.

Sergio Ermotti
Sergio Ermotti © AFP / Fabrice Coffrini

Ermotti kann auf einen erfolgreichen Start seiner neuen Amtszeit zurückblicken. Bisher ist der erste Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken weitgehend plangemäß verlaufen. Die Transaktion trug dem weltweit zweitgrößten Vermögensverwalter für Millionäre und Milliardäre 2023 einen Rekordgewinn von 27,7 Mrd. Dollar (25,6 Mrd. Euro) ein. Treiber war dabei ein Buchgewinn durch einen Bewertungsabschlag („Badwill“), denn der Kaufpreis entsprach nur einem Bruchteil des Credit-Suisse-Eigenkapitals. Die UBS musste allerdings den im Februar genannten Jahresgewinn von 29 Mrd. Dollar nach unten korrigieren, weil die Anpassungen der Credit-Suisse-Vermögenswerte stärker ins Gewicht fielen als zunächst gedacht.

Novartis-Boss verdient mehr

Der Bonus-Pool für den gesamten Bankkonzern sank auf 4,5 Mrd. Dollar von den 5,3 Milliarden, die UBS und Credit Suisse 2022 kombiniert ausgewiesen hatten. Die Geschäftsleitung kam beim Fixgehalt und den Boni auf 140,3 Mio. Franken nach 106,9 Millionen im Vorjahr. Der Anstieg ging auf den Ausbau der Geschäftsleitung zurück.

Ermotti ist zwar in seiner Branche europäischer Spitzenreiter. Gemessen an sämtlichen Unternehmen muss er sich allerdings vom Chef eines anderen Schweizer Unternehmens geschlagen geben: Vasant Narasimhan trug als CEO des Pharmakonzerns Novartis insgesamt 16,2 Mio. Franken nach Hause. Schon in der Vergangenheit war die Schweiz das lukrativste Pflaster für Firmenchefs. In einer ganz anderen Liga spielen allerdings die USA. Dort erhielten die CEOs 2022 einer Auswertung der Technischen Universität München für die Aktionärsvereinigung DSW zufolge im Schnitt 24,9 Mio. Euro.