„Ich bin in den Flieger gestiegen und habe mir gedacht, das werden ein, zwei Jahre Abenteuer. Und dann bin ich picken geblieben“, erzählt Juliane Wisata lachend im Büro der Kleinen Zeitung in Feldbach. Die gebürtige Gnaserin ist über Weihnachten auf Heimatbesuch, beinahe ihr halbes Leben verbringt sie aber schon in Australien – gemeinsam mit ihrem Mann Martin Wisata und ihrem neunjährigen Sohn Cosmo.

Juliane Wisata im Büro der Kleinen Zeitung während ihres Heimatbesuchs in der Südoststeiermark
Juliane Wisata im Büro der Kleinen Zeitung während ihres Heimatbesuchs in der Südoststeiermark © KLZ / Julia Schuster

Dort lebt die Familie ganz nach dem Motto „Go Big or Go Home“: „Ich bin so weit weg von meiner Familie und gebe in Österreich viel auf. Da habe ich keine Lust, am anderen Ende der Welt irgendeinen Job zu machen, ich will etwas bewegen“, findet Wisata klare Worte. Dafür arbeitet sie mit ihrem Mann nonstop: Gemeinsam bauen sie den größten Mountainbike Park Australiens, die Mogo Trails in Batemans Bay an der Südküste des Bundesstaats New South Wales. Mehr als 100 Kilometer (von 130) sind schon gebaut, 70 Kilometer sind sogar schon befahrbar. Ende Oktober ging bereits das erste Test-Rennen mit mehr als 300 Fahrerinnen und Fahrern über die Bühne. Im April 2025 soll der Park offiziell eröffnet werden.

Auf Umwegen zur Berufung

Man würde meinen, um einen riesigen Mountainbike Park mehr als 15.000 Kilometer Luftlinie von der Heimat entfernt aufbauen zu können, braucht es eine Profikarriere im Radsport oder zumindest jahrzehntelange Erfahrung. Juliane und Martin Wisata fanden ihre Leidenschaft hingegen auf Umwegen: Weil sie anfangs in Australien ohne Auto lebten, kauften sie sich Räder und erkundeten mit Freunden an den Wochenenden die Umgebung rund um Sydney. Nach einem 24-Stunden-Rennen kam Martin Wisata, gebürtig aus Ried im Innkreis, die Idee, selbst solche Rennen zu veranstalten. „Ein Jahr lang haben wir einen Businessplan geschrieben. Von 2010 weg haben wir Vollzeit Events geplant“, erzählt Juliane Wisata von den Anfängen. Es sei damals mehr ein Lifestyle als das bloße Verdienen von Geld gewesen: „Es war ein Riesenabenteuer, wir sind viel gereist, waren campen und haben neue Strecken entdeckt.“ Wenige Jahre später veranstalteten sie bereits 20 Rennen im Jahr, stellten zwei Mitarbeiter ein und gründeten eine weitere Firma.

Wie sich heute zeigt, war das aber nur das erste Kapitel einer ganz großen Erfolgsgeschichte: Die Mogo Trails in Batemans Bay werden im Oktober 2025 innerhalb weniger Tage tausende Besucherinnen und Besucher anziehen. Dort veranstalten die Wisatas das Sea Otter Australia: das größte internationale Radfestival mit zehn verschiedenen Rennveranstaltungen und einer großen Messe. Sie sicherten sich einen Zehn-Jahresvertrag mit dem originalen Sea Otter-Festival in den USA. „Das Mountainbiken boomt, und das ist ein langfristiger Trend. Was früher die Skilifte waren, sind heute die E-Bikes“, weiß Wisata.

Regionalentwicklung vorantreiben

Für die Wisatas sind die Mogo Trails und das Sea Otter Australia aber weit mehr als ein Mountainbike Park und ein Festival. Nach den verheerenden Buschbränden in den Jahren 2019 und 2020 in Australien gab es von der Regierung Förderungen, um zerstörtes Land wieder aufzubauen. Das Projekt Bikepark in Mogo wurde von der Gemeinde ausgeschrieben – unter anderem, um junge Menschen in die Region zu holen, den Tourismusansturm im Sommer auf das ganze Jahr aufzuteilen und die Regionalentwicklung voranzutreiben. Das hat bei Juliane Wisata den richtigen Nerv getroffen: „Der Vulkanland-Gedanke sitzt in mir so tief. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind in Workshops gesessen bin, wo es darum gegangen ist, wie sich die Region weiterentwickeln könnte – und sie hat sich toll entwickelt.“ Nach diesem Vorbild möchte Wisata auch an der Südküste von New South Wales wirken und eine ganzheitliche Tourismusattraktion schaffen – immer gemeinsam mit der Bevölkerung und den Aborigines vor Ort und im Einklang mit der Natur.