Die mit Spannung erwartete Nationalratswahl 2024 ist geschlagen und die erste Hochrechnung wurde veröffentlicht: Die FPÖ hat bei der Nationalratswahl am Sonntag demnach erstmals klar Platz eins erreicht. Rang zwei geht an die ÖVP. Abgeschlagen auf Platz drei liegt die SPÖ. Eng ist es weiter zwischen Neos und Grünen. Gescheitert am Einzug sind die übrigen Listen.

Und wie sieht das vorläufige Wahlergebnis in der Südoststeiermark – die traditionellerweise als türkises Kernland gilt – aus? Diese Zuschreibung hält nur mehr auf den ersten Blick. Denn die ÖVP holte sich mit 36,67 Prozent zwar den Sieg, aber nur ganz knapp vor der FPÖ (36,5 Prozent). Den Unterschied machen nur rund 100 Stimmen. Die SPÖ rangiert auf Platz drei mit 11,24 Prozent – dahinter die Neos mit 5,83 Prozent und die Grünen auf Rang fünf mit 4,87 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 77,6 Prozent.

Enttäuschung bei ÖVP

Agnes Totter, Nationalratsabgeordnete und ÖVP-Spitzenkandidatin für die Südoststeiermark, zeigt sich vom Ergebnis schwer enttäuscht: „Es spiegelt aus unserer Sicht nicht die Arbeit wider, die wir für die Region geleistet haben. Wir sind im Vergleich zu anderen Bezirken in der Südoststeiermark zwar knapp vorne, aber die Enttäuschung ist groß. Es haben jene gewonnen, die für die Region genau gar nichts gemacht haben. Aber wenn das die Leute wollen, dann ist das so“, übt sie Kritik an der FPÖ. Ob Totter wieder ins Parlament einziehen darf, ist noch unklar.

Agnes Totter im Videointerview:

Freiheitliche feiern

Ein paar Meter weiter, im Café Casa Mia in Feldbach, ist Feierlaune angesagt. Dort verfolgten die Freiheitlichen im Bezirk das Wahlergebnis – und den massiven Zugewinn von 14,27 Prozentpunkten. Bei der Nationalratswahl 2024 gelang es der FPÖ, elf von 25 Gemeinden in der traditionell türkisen Südoststeiermark blau einzufärben.

Die südoststeirischen Freiheitlichen feiern die massiven Zugewinne
Die südoststeirischen Freiheitlichen feiern die massiven Zugewinne © FPÖ

„Das ist ein großartiges Ergebnis für unseren Bezirk. Die abgehobene Politik von Schwarz-Grün in den letzten Jahren wurde abgestraft“, so Michael Wagner, FPÖ-Spitzenkandidat für die Südoststeiermark und Bezirksparteiobmann, in einem ersten Statement. Nun wolle man den Rückenwind aus dem Bezirk mitnehmen, um Mario Kunasek als Landeshauptmann sicherzustellen. „Für uns ist diese Wahl ein Riesenzeichen, dass sich unsere harte Arbeit ausgezahlt hat.“

Michael Wagner im Videointerview:

Eichkögl ist FPÖ-Hochburg, Klöch ÖVP-Hochburg

Übrigens: Die FPÖ-Hochburg im Bezirk ist Eichkögl – mit 46,03 Prozent. Eine Überraschung für Bürgermeister Heinz Konrad: „Das habe ich nicht erwartet.“ Zu den generellen Zugewinnen der FPÖ sagt er nur so viel: „Es ist traurig und schlimm. Ich mache mir Sorgen um unser Land.“

Die ÖVP erzielte in der Gemeinde Klöch mit 51,88 Prozent das beste Bezirksergebnis. Darauf – und auf eine Wahlbeteiligung von 80,2 Prozent – ist Bürgermeister Daniel Tegel stolz: „Seitens der ÖVP sind wir mit unserem Ergebnis sehr, sehr zufrieden.“ Dass die FPÖ einige Gemeinden im Bezirk blau färbte, findet auch er untypisch, hält jedoch fest: „Der Wähler entscheidet.“

Die Grünen (hier am Bild: Andreas Lackner und Maria Anna Müller-Triebl) nehmen wie auch in Weiz und Hartberg-Fürstenfeld den fünften Platz ein
Die Grünen (hier am Bild: Andreas Lackner und Maria Anna Müller-Triebl) nehmen wie auch in Weiz und Hartberg-Fürstenfeld den fünften Platz ein © Die Grünen

Fakten zum Wahltag

Hochspannung bei der Nationalratswahl 2024: Exakt 6.346.059 Menschen durften österreichweit ihre Stimmen abgeben. Im Bezirk Südoststeiermark waren es 67.975. Im ganzen Wahlkreis Oststeiermark gab es somit 214.694 Wahlberechtigte (um 2689 weniger als bei der letzten Wahl im Jahr 2019). Quer durch die Region hatten 327 Wahllokale aufgesperrt (107 in Weiz, 115 in Hartberg-Fürstenfeld und 105 in der Südoststeiermark).

Alle Infos und Geschichten zur Nationalratswahl

Die Abgeordneten aus der Oststeiermark

Wie war die Oststeiermark in der letzten Periode im Nationalrat vertreten? Als Abgeordnete der ÖVP sitzen Christoph Stark (Gleisdorf), Kerstin Fladerer (Fürstenfeld) und Agnes Totter (Kirchbach-Zerlach) im Parlament. Walter Rauch (Bad Radkersburg) ist Abgeordneter der FPÖ, er scheidet nun aber aus. Hinzu kommt der grüne Parlamentarier Jakob Schwarz, gebürtig aus Sinabelkirchen. Das oststeirische ÖVP-Urgestein Reinhold Lopatka (Nationalratsabgeordneter seit Juli 2003 und zwischendurch auch Sportstaatssekretär) war im Juli als EU-Abgeordneter nach Brüssel bzw. Straßburg gewechselt.

In der Oststeiermark werden sechs Mandate vergeben, steiermarkweit sind es 27.

Hier finden Sie die Kandidaten-Listen aller Parteien

Offizielle Wahl-Informationen des Innenministeriums

Rückblick auf die Ergebnisse 2019

Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren – die bundesweite Wahlbeteiligung betrug damals 76,9 Prozent – wurde wie folgt gewählt:

Die ÖVP kam im Wahlkreis 6B (Bezirke Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Südoststeiermark) auf 48,4 Prozent, gefolgt von der FPÖ (21,3 Prozent), der SPÖ (13,6 Prozent), den Grünen (9,2 Prozent), den Neos (5,5 Prozent), der Liste Jetzt (1,1 Prozent) und sonstigen Parteien (1,0 Prozent).

Im Bezirk Südoststeiermark kam die ÖVP auf 51,2 Prozent, gefolgt von der FPÖ (22,2 Prozent), der SPÖ (11,9 Prozent), den Grünen (7,5 Prozent), den Neos (5,2 Prozent), der Liste Jetzt (1,1 Prozent), der KPÖ (0,6 Prozent) und der Liste Wandel (0,3 Prozent).