Seit dem Sommer wehrt sich Kindberg gegen das Asylquartier, nun erreichte der Protest die TV-Bühne. So lud Puls 4 mit Corinna Milborn für "Pro und Contra Spezial" zum Gasthof Turmwirt, wo die Nationalratsabgeordneten Ernst Gödl (ÖVP), Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne), Hannes Amesbauer (FPÖ) und Kübra Atasoy, die Vorsitzende von "Asyl in Not", miteinander diskutierten.

Wer befürchtet hatte, die Diskussion könnte die Region schnell verlassen, sollte Recht behalten. Stolze 90 Minuten lang erlebten die Zuhörer einen wilden Mix aus Zahlen, der Vermischung von Migration und Asyl, der Situation in Spielfeld und in der Ukraine, der Rolle Ungarns, Schuldzuweisungen und dem Duell zwischen Links und Rechts.

Bürgermeister Christian Sander bei den Dreharbeiten vor dem Asylquartier
Bürgermeister Christian Sander bei den Dreharbeiten vor dem Asylquartier © STADTGEMEINDE KINDBERG

Dennoch gab es sie: Jene Themenbereiche, die den Vertretern aus Politik und Bevölkerung unter den Nägeln brennen. "Wir haben zwei Töchter, sieben und zehn Jahre alt, wir haben Angst", sagte ein Zuhörer. Die Unsicherheit, zurückzuführen auf mangelnde Kommunikation seitens des Bundes, war nicht zu leugnen. "Wenn man sich die ärztliche Versorgung ansieht, sind wir im Bezirk jetzt schon unterversorgt", sagte Ute Susnik, die Vorsitzende des Pensionistenverbands. "Warum geht ihr gegen das Asylquartier auf die Straße, nicht aber für eine bessere ärztliche Versorgung?", fragte Atasoy.

ÖVP verspricht maximal 250 Asylwerber

Bürgermeister Christian Sander (SPÖ) hatte auf Antworten von Andreas Achrainer, dem Chef der BBU (Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen), gehofft, doch dieser meldete sich nur in einem zuvor aufgezeichneten Video. Achrainer sprach davon, "Kinder, Familien und mobilitätseingeschränkte Personen" in Kindberg unterbringen zu wollen, konkreter wurde es nicht.

"Mit mir hat weder ein verantwortlicher Minister noch der Landeshauptmann gesprochen, auch schriftlich haben wir nichts", sagte Sander. So bleiben die Sorgen bestehen, wie es mit der Sicherheit, der Aufstockung der Polizei, der ärztlichen Versorgung oder der Betreuung - hier ortet Sander eine bewusste Überbezahlung zuungunsten der Pflegeheime - ab Jänner weitergeht.

Zumindest ein Versprechen konnte die Kindberger Politik, die bis zu 1000 Asylwerber befürchtet, ÖVP-Mann Gödl abringen: "Wenn von maximal 250 Asylwerbern die Rede ist, kann man sich darauf verlassen." Daran äußerte Amesbauer Zweifel: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Aussagen aus dem ÖVP-geführten Innenministerium nichts wert sind. Kommen werden vor allem junge Männer." Sander hakte ein: "Ich nehme Sie beim Wort, Herr Gödl!"

Kindberg soll Traiskirchen entlasten

Gödl war es auch, der erklärte: "Das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen ist überlastet, Kindberg soll für Entlastung sorgen." Das bedeutet wiederum, dass die Asylwerber mitunter nur wenige Tage bleiben werden. "Mit dieser Fluktuation wird keine Integration möglich sein", merkte Amesbauer an.

Vizebürgermeister Josef Grätzhofer (ÖVP) versicherte, dass die Gemeinde durchaus Flüchtlinge aufnehmen wolle, "50, 70 oder 80 könnten wir verkraften". Selbst die Grünen, so Ernst-Dziedzic, hätten aber Bedenken gegen Großquartiere am Rande der Stadt: "Wir haben ein Verteilungsproblem. Wenn nicht in den einzelnen Gemeinden einige wenige Flüchtlinge aufgenommen werden, sind Großquartiere die Folge."

Was aber passiert, wollte Gemeinderätin Julia Muhr (SPÖ) wissen, wenn das Quartier einmal eröffnet ist: "Wer spricht in sechs oder zwölf Monaten noch über uns, wenn die Probleme hier sind?" Mit dieser Wortmeldung beendete Milborn die Diskussion, ehe Gödl versprach: "Zum einen muss auf die Polizeipräsenz Wert gelegt werden, zum anderen werde ich mich dafür einsetzen, dass die Kommunikation verbessert wird."

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