Noch in den 1990ern nächtigten wahre Fußballstars während ihrer Trainingslager in der Obersteiermark. Und es waren wirkliche Stars von Rapid Wien oder dem legendären VSE St. Pölten wie zum Beispiel Fußballweltmeister Mario Kempes. Ein Foto des argentinischen „Matadors“, sowie Aufnahmen mit Arnold Schwarzenegger und Reinhold Messner hängen an der Wand im Speisesaal von Silvia Schusters imposantem Alpengasthof. Jede Prominenz aufzuzählen, die dort zu Gast war, würde einen Großteil des Platzes dieser Geschichte beanspruchen.

Silvia Schuster mit einer Aufnahme der Mannschaft des VSE St. Pölten aus 1990, für die Superstar Mario Kempes kickte
Silvia Schuster mit einer Aufnahme der Mannschaft des VSE St. Pölten aus 1990, für die Superstar Mario Kempes kickte © KLZ / Tobias Graf

Vor allem die Beziehung zu Rapid war aber besonders. So war Gerhard Hanappi regelmäßiger Gast im Touristenort, der direkt an der B 20 und vielen Pilgerwegen nach Mariazell liegt und für sein einmaliges Panorama des Hochschwabs bekannt ist. Hanappi war nach dem Fußball gefeierter Architekt, baute in Seewiesen ein eigenes Haus, entwarf angeblich in diesem das ehemalige Rapid-Stadion, das nach seinem Tod nach ihm benannt wurde – und er entwarf die Kegelbahn in Schusters Gasthof. Heute ist sie eine der wenigen in der Umgebung, die noch genutzt werden kann.

Betrieb läuft in achter Generation

Doch die Zeit brachte insbesondere in den letzten Jahren nicht nur schöne Erinnerungen für die Familie – eher war das Gegenteil der Fall. Nach der Feier zum 200. Bestehen im Jahr 2019 vernichtete ein Großbrand 2021 einen großen Teil des Komplexes, dann starb etwa ein Jahr später auch Schusters Mann. „Ein halbes Jahr war nach dem Feuer zu, sonst war immer offen“, sagt Silvia Schuster. „Nach dem Tod des Papas stand aber die Frage im Raum, wie es weitergeht“, wirft Tochter Melanie ein: „Meine Mutter betreibt den Gasthof in achter Generation. So eine Familiengeschichte kann man nicht versickern lassen.“

Deshalb überlegten sich die beiden ein Konzept, um den Betrieb wiederaufzubauen. „Wir wollten es so einfach wie möglich machen, um es im Familienverbund schupfen zu können“, sagt Melanie. Für sie ist es aber eigentlich gar nicht so einfach: Sie ist hauptberuflich Rechtsanwaltsanwärterin bei einer Wirtschaftskanzlei in Graz, übernahm deshalb das Organisatorische. Vor Ort sind Mutter Silvia und zwei ständig fix angestellte Mitarbeiter im Tagesgeschäft involviert.

Konzept mit Altbau und Neubau

Eine intensive Bauzeit von einem Jahr folgte, das Projekt wurde auch mit Mitteln aus der Umweltförderung des Bundesministeriums für Klimaschutz unterstützt. „Es hat sich viel getan, aber es war immer die Devise, dass es weitergeht. Wo ein Wille, da ein Weg“, sagt Melanie Schuster. Das Gebäude wurde dabei in zwei Teile getrennt: Der Altbau mit Restaurant und „gutbürgerlicher Küche“ sowie die Kegelbahn und sechs Zimmer blieben vom Brand größtenteils unbeschädigt, wurden deshalb in ihrer rustikalen Art belassen. „Die Zimmer sind nun ‚Bergsteigerzimmer‘, für Wanderer und Pilger, die schnell eines brauchen“, sagt Melanie Schuster. Sie sind einfach und für den kurzen Aufenthalt eingerichtet.

Dann gibt es einen Neubau. Wo früher 18 Zimmer waren, wurden nun neun Apartments völlig neu gebaut und eingerichtet. „Das Ziel ist, dass Leute kommen, die drei, vier Wochen bleiben“, sagt die Tochter. 40 bis 63 Quadratmeter groß, wollte sie auch eine „Besonderheit hineinbringen“, wie sie erklärt. Jedes der drei Stockwerke hat eine eigene Farbe: Handtücher, Vorhänge und sogar die Porzellanteller sind entweder gelb, grün oder blau.

Der Neubau mit den neun Apartments auf drei Stockwerken
Der Neubau mit den neun Apartments auf drei Stockwerken © Werner Veits

„Wir wollten dabei wirklich ein Zuhause für die Gäste schaffen“, sagt Melanie Schuster. Die Apartments sind für zwei bis fünf Personen ausgerichtet und auf eine Selbstversorgung ausgerichtet. Diese Variante wurde auch gewählt, um den Betrieb personell zu entlasten. Neubau und Altbau sind aber auch miteinander verbunden, falls Gäste das Gasthaus besuchen möchten. Etwas Spezielles ließ man sich außerdem einfallen: Auf der eigenen Website kann man sich jedes einzelne Apartment bei einem virtuellen Rundgang ansehen.