Die Gemeinderatswahl am 23. März hat in den 16 Gemeinden des Bezirks Leoben für politische Umbrüche gesorgt. Neu war diesmal, dass die beiden Gemeinden Vordernberg und Kalwang statt 15 Mandaten nur noch neun Mandate zu besetzen hatten. Der Grund dafür lag 17 Monate vor der Wahl: zum Stichtag 31. Oktober 2023 hatten beide Gemeinden unter 1000 Einwohnern und somit weniger Mandate zu vergeben.

Nicole Sunitsch wurde mithilfe der ÖVP erste freiheitliche Bürgermeisterin in der Steiermark. Im Bild mit Vzbgm. Stefan Kreisl (ÖVP)
Nicole Sunitsch wurde mithilfe der ÖVP erste freiheitliche Bürgermeisterin in der Steiermark. Im Bild mit Vzbgm. Stefan Kreisl (ÖVP) © KLZ / Johanna Birnbaum

Die meisten Zuwächse im Bezirk konnte die FPÖ mit einem Plus von 12,4 Prozentpunkten verzeichnen. In St. Michael konnte sich die Partei mit Nicole Sunitsch an der Spitze sogar vervierfachen und stellt nun – durch eine Koalition mit der ÖVP und deren Spitzenkandidaten Stefan Kreisl – die erste freiheitliche Bürgermeisterin in der Steiermark. Schwer zu verkraften für den abgewählten Manuel Gößler, der mit der SPÖ von 15 auf neun Mandate rutschte. Damit lag die SPÖ nur noch ein Mandat vor den Freiheitlichen. Es folgten Streitereien und Vorwürfe Gößlers, von Entscheidungen ausgeschlossen zu werden.

Ebenfalls vervierfacht hat die FPÖ ihren Stimmenanteil in St. Peter-Freienstein und Traboch. Dort trat ÖVP-Bürgermeister Joachim Lackner nach dem Verlust von sieben Mandaten zurück.

Leoben wird von Allianz regiert

Acht von neun Mandaten holte in Vordernberg die SPÖ mit Bürgermeister Walter Hubner. Ebenfalls ausgebaut hat VP-Bürgermeister Thomas Rauninger in Eisenerz seine Mandate – von neun auf elf. Radmer wurde von rot auf schwarz gedreht und Klaus Gottsbacher neuer Bürgermeister.

„Allianz für Leoben“ mit Bgm. Kurt Wallner (SPÖ), Susanne Sinz (Grüne) und Walter Reiter (Bürgerliste Walter Reiter)
„Allianz für Leoben“ mit Bgm. Kurt Wallner (SPÖ), Susanne Sinz (Grüne) und Walter Reiter (Bürgerliste Walter Reiter) © KLZ / Andreas Schöberl-Negishi

Große Verluste für die SPÖ gab es in Leoben, wo Bürgermeister Kurt Wallner die absolute Mehrheit verlor. Um weiter in der Stadt regieren zu können, musste er eine Koalition mit Susanne Sinz (Grüne) und Walter Reiter von der gleichnamigen Bürgerliste eingehen. Die „Allianz für Leoben“ war geboren und hat eine hauchdünne Mehrheit. In Trofaiach konnte die SPÖ mit Bürgermeister Mario Abl an der Spitze wiederum jubeln, legte sie um 4,2 Prozentpunkte zu.

Mario Abl (sitzend, 4.v.l.) konnte mit der SPÖ bei der Gemeinderatswahl Gewinne erzielen, wie auch die FPÖ mit Monika Puntigam
Mario Abl (sitzend, 4.v.l.) konnte mit der SPÖ bei der Gemeinderatswahl Gewinne erzielen, wie auch die FPÖ mit Monika Puntigam © Silke Walcher

Auch in Kalwang musste Bürgermeister Mario Angerer den Verlust der absoluten Mehrheit hinnehmen. Seitdem sichert ihm die SPÖ die Mehrheit.

Streitigkeiten und ein Abschied

Geprägt war das Jahr 2025 auch von Streitigkeiten um den Tourismusverband Erzberg Leoben, die Stadtrat Walter Reiter im Namen der Stadt Leoben mit den Verantwortlichen im Verband ausficht. Reiter wirft den Verantwortlichen Intransparenz vor, was diese vehement zurückweisen. Bei der Mehrheit der Kommissionsmitglieder sorgt er damit für viel Unverständnis.

Viel Verständnis wurde hingegen Johannes Freitag entgegengebracht, als feststand, dass er neuer Weihbischof wird. 19 Jahre lang war er Pfarrer des Seelsorgeraums Vordernbergertal und wurde am 1. Mai zum neuen Weihbischof geweiht. 2023 kamen, nach der Pensionierung von Pfarrer Anton Reinprecht, die Gemeinden Eisenerz, Radmer und Hieflau dazu. Für seine obersteirischen Pfarrgemeinden ein großer Verlust, wie auch der Trofaiacher Bürgermeister Mario Abl betonte. Mit einem Gottesdienst wurde Freitag Ende Juni verabschiedet. Zugunsten seines silbernen Priesterjubiläums bekam er eine Glocke, die nun in Trofaiach läutet. Außerdem verlieh ihm die Stadtgemeinde die Ehrenbürgerschaft.

Polsterei sperrte auf, Reichensteinhütte zu

Erfreuliches auf dem touristischen Sektor gab es durch die neue Pächterin des Polster-Schutzhauses, das seit 2025 Polsterei heißt. Hüttenwirtin Denise Enci kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken und wird auch während des Winters geöffnet haben.

Gerhard Pilat und Jenny Braier haben „ihre“ Reichensteinhütte verlassen
Gerhard Pilat und Jenny Braier haben „ihre“ Reichensteinhütte verlassen © KLZ / Klara Erregger

Doch auch Abschiede prägten das heurige Jahr auf den Bergen. Nach 22 Jahren war für Hüttenwirt Gerhard Pilat Schluss auf der Reichensteinhütte. Das völlig marode Bauwerk, das dem Alpenverein Leoben gehört, wird im Frühjahr 2026 abgetragen und vom Alpenverein durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt. Die Kosten betragen rund 2,5 Millionen Euro. Auch ein neuer Hüttenpächter wird gesucht, denn Pilat und seine Lebensgefährtin Jenny Braier wollen sich eine andere Hütte in der Region suchen.

Zweite Brücke ersetzt

Zügig vorangegangen ist die Abtragung und Aufschüttung der Erlengrabenbrücke am Präbichl. Die Maßnahme ist Teil eines Großprojektes. Die zwischen 1960 und 1974 errichtete B 115 Eisenstraße führt über 13 Brücken mit einer Gesamtlänge von knapp 2,3 Kilometern von Eisenerz auf die Präbichl-Passhöhe. Insgesamt sechs Brücken werden nach und nach durch Dammkonstruktionen ersetzt. Bereits 2023 wurde die Waldbachbrücke abgetragen.

Neuer Nahversorger und Schließungsgerüchte

Grund zur Freude hatte man auch in Wald am Schoberpass, wo im April nach sieben Monaten Ute Christöfl einen Nahversorger eröffnet hat. Erfreut wurde auch die Eröffnung des Primärversorgungszentrums in Leoben im Oktober aufgenommen. Betrieben wird es von den Barmherzigen Brüdern.

Ute Christöfl (2.v.l.) übernahm die Nahversorgung in Wald am Schoberpass
Ute Christöfl (2.v.l.) übernahm die Nahversorgung in Wald am Schoberpass © KLZ / Vanessa Gruber

Seit Monaten im Gespräch ist die Eishalle in Leoben, wo steigende Kosten und Sanierungsbedarf für Schließungsgerüchte sorgen. Die Stadtgemeinde prüft alternative Zusatznutzungen.