Normalerweise bekommen wir für unsere Baby-Rubriken in der Kleinen Zeitung und online süße Fotos von Neugeborenen mit ein paar Angaben wie Gewicht und Größe zugeschickt. Bei Stella Stangl, geboren am 29. März 2023, war es etwas mehr an Infos – "liefert" ihre Mama Timea doch gleich eine abenteuerliche Geschichte über die Geburt der Kleinen mit.

Losgegangen sei es zwei Tage nach dem errechneten Geburtstermin: Um 4.30 Uhr morgens hatten sich erste Wehen bemerkbar gemacht, da es für Timea Stangl (35) schon das zweite Kind war, ließ sie sich noch etwas Zeit: Soe weckte eine Stunde später ihren Mann und ihre erste Tochter Aurora (drei Jahre alt), informierte die Hebamme im Sanatorium St. Leonhard, wo die Geburt geplant war, und außerdem ihre Schwägerin, die in der Nähe des Spitals wohnt und die auf Aurora aufpassen sollte.

Stella Stangl
Stella Stangl © privat

"Gib Gas, das Baby kommt!"

Um 5.50 Uhr fuhren die drei in Werndorf los, von dort fährt man etwa eine halbe Stunde bis zum Sanatorium. Der kleinen Stella im Bauch war das offenbar nicht schnell genug: Die Wehen nahmen während der Fahrt extrem stark zu, was auch am Kindersitz hinten nicht unbemerkt blieb – "Aurora hat ständig gefragt, ob ich Kopfweh habe, und wollte mir liebevoll ein Bussi geben", schildert Stangl. Sie habe sich anfangs noch bemüht, nicht zu schreien, spätestens ab der Münzgrabenstraße, also ungefähr der halben Strecke, sei es aber nicht mehr anders gegangen: "Ich habe meinen armen Mann Dominik genötigt, über jede rote Ampel zu fahren", so Stangl. Sie habe ihn dabei mit einer Stimme wie eine Mischung aus Dinosaurier und Drache angebrüllt: "Das Baby kommt!"

Um die werdende große Schwester nicht zu verängstigen, habe ihr Mann, "besonnen wie immer", die Musik etwas lauter gedreht – "damit man 'Mamasaurier' nicht hört", scherzt Stangl, die mit ihrem Mann einen Gastronomiebetrieb führt. Er habe auch versucht, sie zu beruhigen – "Halt noch ein wenig durch, wir sind gleich da" – sie habe immer wieder gesagt: "Gib Gas, das Baby kommt!"

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Eine überstürzte Geburt, drei Minuten vor dem Sanatorium

Nur drei Fahrtminuten vor dem Sanatorium ging es nicht mehr anders – und vor allem sehr, sehr schnell: "In der Engelgasse habe ich mich während der Fahrt abgeschnallt, bin aufgestanden und habe meine Jeans runtergelassen, den Presswehen freien Lauf gelassen ... und hielt meine Tochter Stella in der Hand", schildert Stangl die überstürzte Geburt.

Geistesgegenwärtig habe sie die Nabelschnur um Stellas Hals gelöst und sich wieder hingesetzt. "Sie hat angefangen, zu schreien, und ich wusste, es geht ihr gut", so die frisch gebackene Doppelmama. Zum Rufen der Rettung war keine Zeit mehr, ihr Mann konnte sie nur moralisch unterstützen und sich inzwischen um die andere Tochter kümmern.

Was ihr dabei durch den Kopf gegangen ist? "Ich habe natürlich auch Angst gehabt, dass etwas passieren kann, wenn mein Baby nicht gleich versorgt werden kann, aber die Presswehen waren so stark, dass es gar nicht anders gegangen ist." Sie habe nur noch ferngesteuert, nach Mutterinstinkt, funktioniert und nicht einmal registriert, ob auf der Straße Passanten unterwegs waren. 

Im Sanatorium kam die Familie mit Baby im Arm an

Dann ging es bereits zu viert ins Sanatorium, wo die Familie für ziemlich überraschte Blicke sorgte: "Als wir ankamen, hielt ich bereits mein Baby im Arm", sagt Stangl. Hier durfte der Vater noch die Nabelschnur abschneiden, die kleine Stella wurde gewaschen und gewogen.

Den Namen Stella hätten die Eltern übrigens nicht besser wählen können: "Stella und der Mercedes-Stern an unserem Auto haben nun eine ganz große Gemeinsamkeit."

Das Allerwichtigste: Mama und Kind sind wohlauf, die Kleine wog bei der Geburt 3600 Gramm und ist 51 Zentimeter groß. Am Wochenende wurden Mama und Baby bereits aus dem Sanatorium entlassen. "Wir sind alle überglücklich und dankbar, dass alles so gut gegangen ist – uns ist bewusst, dass es auch anders hätte kommen können", so die Mama von Stella und Aurora.

"Hoffentlich drückt die Polizei ein Auge zu"

Nachdem bei der dramatischen Blitzgeburt alles gut gegangen ist, hofft man nun auch, dass der rasende Pkw nicht geblitzt wurde: "Hoffentlich liest auch die Polizei diese Zeilen und drückt bei den zahlreichen Verkehrsübertretungen ein Auge zu", schmunzelt Stangl. Sie will sich aber auch bei ihrem Mann und ihrer Tochter bedanken – sie haben die Nerven im Auto bewahrt. Ein Dankeschön geht auch an den Rest der Familie, die sich um Aurora kümmerten und das Team im Sanatorium Leonhard für die schnelle Erstversorgung. Und, nicht zuletzt: "Ein Dankeschön an die Firma Carlovers" – schließlich hatte man kurzfristig einen Termin für eine Spezialreinigung gebraucht.