Dass Graz international in die Schlagzeilen gerät, kommt nicht alle Tage vor - dafür braucht es schon eine wirklich aufsehenerregende Meldung. Wie die des Grazers Erhard Walter, der am Montag beim Toilettengang mit einer Schlange Bekanntschaft gemacht hat. Die Nachricht verbreitete sich über die Agenturen Reuters und AP über den Globus - so berichteten sowohl die US-Nachrichtennetzwerke CNN und CBS und die Zeitung USA Today als auch die britischen Medien The Guardian,The Sun und The Independent. Auch die internationale Plattform Yahoo News schickte die Nachricht aus der steirischen Landeshauptstadt rund um die Welt.

In den Kommentaren zu den Berichten laufen die Leserinnen und Leser teils auch zur Höchstform auf: "Habt ihr da nicht Australien mit Österreich verwechselt?", fragt jemand. Ein anderer witzelt: "Große Schlange: 1, kleine Schlange: 0".

Die britische The Sun erinnert dabei aber auch gleich an einen ähnlichen Fall, der sich allerdings in einem Land ereignet hat, wo man einen Schlangenbiss eher vermutet hätte als in Österreich: Letzten September wurde in Nordthailand ein junger Student von einer Schlange in die Genitalien gebissen, als er gerade auf der Toilette saß und am Handy Nachrichten las.

Für Lacher sorgten hingegen die beiden Wiener Gratiszeitungen "Heute" und "Österreich", die sich in ihren Titeln nicht ganz einig über die Bissstelle waren: Oe24 titelte "Schlange beißt Mann am Klo in Po". Bei "Heute" hieß es auf Seite 1: "Python im Klo biss Mann, aber nicht in Po." Robert Kratky las in seiner Instagram-Story genüsslich die Schlagzeilen vor - und fand auch eine "literaturnobelpreisverdächtige" Unterzeile dabei ...

Besitzer werden Schlangen nicht abgenommen

Der Halter des Tieres wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt. Außerdem wurde überprüft, ob dem 24-jährigen Nachbarn des Verletzten die Tiere abgenommen werden müssen. Nachdem er nach Angaben des Veterinäramts die Wildtiermeldung nachgeholt hatte und die Tierhaltung kontrolliert wurde, darf er nun seine elf Schlangen und den Gecko behalten.

Bei der Schlange, die den 65-Jährigen in die Genitalien gebissen hatte, handelte es sich um eine Albino-Netzpython, die ungiftig ist. Auch die anderen Tiere sind nur melde-, aber nicht bewilligungspflichtig.

Eine Überprüfung des Veterinäramtes ergab, dass die Schlangen gepflegt und nicht vernachlässigt waren. Für das Amt gab es daher keinen Handlungsbedarf, es wurden lediglich kleine Nachbesserungen verlangt. Anders wäre es gewesen, hätte es sich um gefährliche Schlangen gehandelt, denn dann wäre ein eigenes Schleusensystem notwendig, das ein Ausreißen der Tiere verhindert, meinte Veterinär-Referatsleiterin Alexandra Gruber gegenüber der APA. Dass der 24-Jährige elf Schlangen in der Wohnung hält, sei kein Problem, eine mengenmäßige Beschränkung sehe das Gesetz nicht vor.

Ob gegen den Halter der Schlange Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft. Das Delikt ist in etwa mit dem Biss eines Hundes, der nicht angeleint war, zu vergleichen, hieß es seitens der Polizei.

Biss-Opfer im Videointerview

Vom großen Medienrummel hatte der betroffene Grazer Erhard Walter am Tag nach dem großen Schrecken schon genug - für die Kleine Zeitung hat er aber eine Ausnahme gemacht und trotzdem noch ein Video-Interview gegeben: "Ich sage ja nichts, wenn ich im Dschungel wohnen tät', da wäre das ja normal."

Trotz viel Galgenhumor gab er am Tag danach zu, dass ihm Toilettenbesuche noch Angst machten: Erst am Dienstag hatte er sein Klo wieder benutzt: "Aber mit gemischten Gefühlen und dem Blick nach unten."