Gemeinsam mit Adele Neuhauser, Miriam Stein und Brigitte Kren brachte sie uns in der letzten Staffel der TV-Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“ kürzlich wieder zum Lachen: die Schauspielerin Martina Poel. Wir machen mit der gebürtigen Grazerin, die seit einigen Jahren mit ihrer Tochter in Wien lebt, eine kleine Zeitreise im Grazer Bezirk Lend, wo sie aufgewachsen ist.

Zurück in die 80er

„Es ist wie Heimkommen“, seufzt Poel, als wir sie vor dem Grazer Orpheum treffen. Als das Gebäude noch unter dem Namen „Haus der Jugend“ bekannt war, ging sie dort in den 80er Jahren aus und ein. „Ich wusste schon als Sechsjährige, dass ich Schauspielerin werden will und bin in dem Alter todesmutig allein mit dem 67er-Bus zum Schauspielkurs hierher gefahren“, erinnert sich Poel schmunzelnd. Bei Märchenproduktionen wie Zwerg Nase schupperte die ehrgeizige Taferlklasslerin im Orpheum Bühnenluft, wie Generationen von Grazer Kindern seither.

Sie bleiben derzeit coronabedingt ausgesperrt, genauso wie Andreas Vitasek und der Kasperl. Auch wir können nur die goldenen Riesenfüße aus einer Schauspielhaus-Produktion vor dem Eingang bestaunen. „Mit der Band Super-Nova hab ich doch glatt hier 1997 den Bandwettbewerb gewonnen“, erinnert sich die 46-Jährige lachend noch an einen Höhepunkt ihrer Jugendjahre in Graz, bevor wir weiterziehen.

Szenetreff Café Wolf

Das Theater im Lend, wo die Schauspielerin früh andockte, bevor sie mit Fernseh- und Kinorollen von sich reden machte, zeigt in der Wiener Straße nach wie vor mit innovativem Theater auf. Wir bleiben aber im Annenviertel und steuern mit dem Café Wolf ein Stück Gastrogeschichte an. Seit fast 90 Jahren ist das Lokal hier in der Annenstraße neben dem legendären, aber mittlerweile geschlossenen Gummineger zu finden. Die ehemalige Espressobar wurde nach Jahren des Dämmerschlafs 2016 wieder aufgesperrt. Ein Szenetreff war geboren.

Vor dem Café Wolf in der Annenstraße
Vor dem Café Wolf in der Annenstraße © Alex Danner

„Es wurde Gott sei Dank alles so gelassen, wie es war“, schwärmt die Schauspielerin, die sich hier in normalen Zeiten gern unter die kulturaffinen Nachtvögel mischt. Der gelbe Schriftzug auf dem glänzenden Portal, die in die Jahre gekommene Einrichtung – alles so altmodisch, dass es schon wieder als lässig durchgeht. Auf Neues setzt man beim Kulturprogramm, bei dem Rainer Binder-Krieglstein seine Finger im Spiel hat. „Mein nächstes Projekt sollte eigentlich hier stattfinden“, seufzt Poel. Einen Vorgeschmack auf „Karli Braun feat. Martina Poel“ gibt es derzeit nur auf Youtube.

Lenz & Lotte

Welche Lokale (nicht nur) ihr in den Lockdown-Wochen besonders fehlen werden: „Bei Lenz im Lend oder Macello am Lendplatz zu sitzen, das ist jedes Mal wie ein kleiner Urlaub. Die Scherbe mag ich sehr gern, weil da auch viele Konzerte stattfinden, der Mohrenwirt ist legendär und natürlich die Lotte“, wird sie mit dem Aufzählen gar nicht mehr fertig.

„Wenn ich in Graz bin, komme ich aus Lend oft gar nicht hinaus. Warum auch, hier gibt’s ja alles, was ich brauche“, wird der Schauspielerin klar, während wir vom Kunsthaus in Richtung Lendplatz spazieren. In ersterem stillt sie gerne ihren Hunger nach Kultur, am Platz wird nicht nur in Lokalen mit Freunden geratscht, sondern auch eingekauft.

Einer von Poels Lieblingsorten im Bezirk: Der Lendplatz mit seinem Markt und den vielen Lokalen
Einer von Poels Lieblingsorten im Bezirk: Der Lendplatz mit seinem Markt und den vielen Lokalen © Alex Danner

„Dort gibt es den besten Erdäpfelbauern überhaupt“, ist sich Poel sicher. Gutes vom Bauernmarkt ist immer mit dabei, wenn sie zurück nach Wien fährt. Vorher gibt es aber noch eine Extraportion Familie. „Ich bin in der Kalvarienbergstraße aufgewachsen. Wir waren als Kinder den ganzen Tag draußen unterwegs und haben allein die Gegend erkundschaftet. Heute undenkbar!“, nimmt uns die Schauspielerin noch ein letztes Mal mit auf Zeitreise im Universum Lend.

Unterwegs im Annenviertel
Unterwegs im Annenviertel © Alex Danner