In Liezen ist die SPÖ bei Gemeinderatswahlen seit 1950 stärkste Kraft. Von 1965 an gelang elf Mal in Folge sogar eine absolute Mehrheit. Erst 2020 ging diese wieder verloren. Und nicht nur das: Die ÖVP kam gefährlich nahe und war lange bemüht, eine Mehrheit für ihren Spitzenkandidaten Egon Gojer als Stadtchef zu finden. Letztendlich aber schlossen die Sozialdemokraten ein Abkommen mit der FPÖ und der „Liste Liezen“ und sicherten Roswitha Glashüttner so das Amt.

Auch am 23. März zeichnet sich ein rot-schwarzes Duell um den Bürgermeistersessel ab. Die SPÖ geht mit Andrea Heinrich, die 2022 von Glashüttner übernommen hat, als Listenerste ins Rennen, die ÖVP mit Gojer. Insgesamt werden Stand derzeit – bis Freitag können noch Wahlvorschläge eingebracht werden – fünf wahlwerbende Parteien antreten: neben Rot und Schwarz auch noch die Freiheitlichen, die Grünen sowie die Neos.

„Hoffe, dass ich wieder Bürgermeisterin werde“

Prognosen seien angesichts der derzeitigen Umbrüche auf allen politischen Ebenen zwar schwierig, so Heinrich, aber sie trete mit der Hoffnung an, wieder Bürgermeisterin zu werden. „Ich habe viel vor“, so die rote Spitze. Auch sei in den letzten Jahren viel in die Wege geleitet worden, das nun zur Umsetzung gelange, etwa der Hauptplatzumbau, Verkehrssicherheitsmaßnahmen oder die Erweiterung des Bewegungsparks.

Aktueller Stand beim Hauptplatz: die Ausschreibungen für die erste Etappe, den Marktplatz, laufen. Tempo 30 und verkehrsberuhigende Begleitmaßnahmen seien auf Schiene. „Ganz wichtig ist mir auch die Jugend“, so Heinrich. Neben einem Pumptrail und einem Skateplatz beim Bewegungspark wolle sie für diese auch einen Treffpunkt schaffen. Diesen Wunsch hätten junge Bürgerinnen und Bürger in persönlichen Gesprächen geäußert.

Gojer erteilt Großprojekten Absage

Ganz andere Töne schlägt Gojer an. „Mit mir wird es keine Großprojekte geben.“ Letztes Jahr habe man zum Beispiel beim Schülertransport aus dem Oberdorf und den Taxigutscheinen für Pensionisten eingespart, nun aber wolle man viel Geld für den Marktplatzumbau „raushauen“, kritisiert er. Man könnte dieses sinnvoller einsetzen, etwa Einsatzorganisationen und Vereine – „das Rückgrat unserer Gemeinde“ – noch stärker unterstützen.

Aus seinem Wahlziel macht der ÖVP-Spitzenkandidat keinen Hehl: Ja, er wolle Bürgermeister werden. Und schätzt die Chancen dafür als gut ein: „Ich bin 2015 das erste Mal angetreten und konnte zwei Mandate dazugewinnen. 2020 konnte ich noch einmal vier Mandate dazugewinnen. Von 2020 bis 2025 haben wir gute Arbeit geleistet. Warum sollte es jetzt also schlechter ausgehen?“

Freiheitliche, Grüne und Neos

Anders sieht das FPÖ-Spitzenkandidat Ronald Wohlmuther: „Ich glaube, dass die SPÖ mindestens ein Mandat gewinnt, die ÖVP ein bis zwei verliert.“ Selbst rechnet er mit zwei bis drei Sitzen. Seine Themen: Erweiterung des Verkehrsreferats um das Thema Sicherheit und eine Ordnungswache an neuralgischen Punkten. Wenn das Thema wieder auf den Tisch komme, wovon er ausgehe, wolle er sich außerdem für Liezen als Leitspitalstandort einsetzen und dabei auch das Thema Umfahrung neu verhandeln.

Der grüne Listenerste Josef Gruber rechnet mit einem, eventuell auch mit einem zweiten Mandat. Er möchte grünen Anliegen in der Gemeinde mehr Gehör verschaffen, nennt die Erweiterung der Bauhof-Photovoltaik-Anlage, den Kampf gegen Lichtverschmutzung oder die Flächenverschwendung – „die Widmungspolitik in Liezen ist reformbedürftig“ – als Themen.

Die Neos, die erstmals antreten, haben August Singer an vorderster Front. „Geht es der Wirtschaft gut, kann sich die Kommune auch Sozial- und Umweltprojekte leisten“, so Singer, der aktuell noch für die „Liezener Initiative engagierter Bürger“ (LIEB) im Gemeinderat sitzt. Zwei Mandate seien machbar, Mitstreiter vorhanden, weitere „Interessierte, die bereit sind, auf die Liste zu gehen, auch auf wählbare Stelle“, trotzdem noch willkommen.

Diskussion zur Gemeinderatswahl Ende Februar

Unter dem Titel „Reden wir“ lädt die Kleine Zeitung am 27. Februar zur Diskussion mit den Spitzenkandidaten im kleinen Kulturhaussaal. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr. Es wird um Anmeldung via Online-Formular gebeten.