Den Fahrplan im Kampf gegen den hohen Blutzoll an Österreichs (unbeschrankten) Bahnübergängen hat die Eisenbahnkreuzungsverordnung 2012 festgelegt. Bis 2024 sollen die Behörden von Bund und Ländern rund 5000 unbeschrankte Kreuzungen mit Straßen überprüft und im Idealfall bis 2029 mit Schranken gesichert, oder wenn möglich aufgelassen haben.

Doch die – vom Stichtag an gerechnete – Übergangsfrist von 17 Jahren wird mit jedem schweren Unfall an unbeschrankten Übergängen unerträglicher. Mit an Bord sind von Anfang an Finanzierungssorgen, ist der vorgesehene Schlüssel doch mit 50:50 zwischen Bahnbetreibern und Straßenerhalter (also meist Städten und Gemeinden) aufgeteilt.

Bus gegen Zug: Die Einsatzkräfte schildern den Einsatz

Fixer Wegbegleiter des Fahrplans 2029 sind deshalb auch vor Gericht schwelenden Finanzierungsstreitigkeiten, weil Gemeinden sich gegen die Kosten zur Wehr setzen. Der furchtbare Unfall am Dienstag, der ein Todesopfer gefordert hat, bringt das Thema mit neuer Dringlichkeit aufs Tapet.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) fordert, dass angesichts des wachsenden Verkehrsaufkommens in Ballungszentren überhaupt kein Übergang ohne Schranken mehr betrieben werden solle: "Der Preis wie bei diesem schrecklichen Unfall, der ein Menschenleben gekostet hat, ist zu teuer. Im Stadtgebiet muss eine Eisenbahn-Kreuzung unterführt oder mit einem Schranken gesichert sein. Eine Ampelanlage genügt einfach ganz sicher nicht im urbanen Raum."

Der GKB-Infrastruktur-Chef, Ex-Minister Gerald Klug gibt „dem Bürgermeister hier voll und ganz recht.“ Die Unfall-Kreuzung im Bereich Heubergergasse/Grottenhofstraße sei zwar – wie von der Behörde vorgeschrieben – rechtlich korrekt und nach erster Prüfung auch mit einwandfrei funktionierender Rotlicht-Signalanlage betrieben worden, aber: „Die Behörde vom Land hat diese Eisenbahnkreuzung noch nicht auf Basis der Verordnung von 2012 neu evaluiert. Ich denke allerdings, dass hier eine Unterführung wahrscheinlich die beste Lösung wäre.

Ins selbe Horn bläst auch die Grazer Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ), die darauf hinweist, dass von en den zwölf GKB-Übergängen neun unbeschrankt sind.  „Ich werde dies zum Anlass nehmen, auch die Frage der Unterführungen neu aufzurollen. Für mehrere Anlagen gibt es Vorplanungen, aber die Projekte liegen seit 2006 auf Eis.“ In einigen Fällen müsse eine niveaufreie bauliche Lösung angestrebt werden, etwa bei derzeit schrankengesicherten Übergängen an der Ostbahn.

Bei der Unglückskreuzung in der Grottenhofstraße sei aber absehbar, dass eine Schrankenanlage verordnet werden wird, so Kahr. Daher müsse man umgehend mit den Verhandlungen für die Finanzierung mit GKB und Land eintreten, um die Mittel sicherzustellen. Mittwochabend wird der Verkehrsausschuss des Gemeinderats damit befasst.

Lange Übergangsfrist

GKB-Infrastrukturchef Klug ist selbst über das Tempo bei den Sicherheitsnachrüstungen unzufrieeden: „Diese 17-jährige Übergangsfrist ist ein Problem. Es sollten sich alle Verantwortlichen an einen Tisch setzen, um dieses Projekt zu beschleunigen, um diesem Leid ein Ende zu bereiten.“ Angesprochen wären da alle Eisenbahnbetreiber, aber auch das Infrakstruktur- wie das Finanzministerium und Städte- wie Gemeindebund. Klug sagt aber auch klar: „Wenn wir hier mehr Tempo machen wollen, wird das nicht ohne ein Sonderbudget über die Bühne gehen.“ Das müsse der Bund forcieren.

Infrastrukturminister Norbert Hofer verwies am Dienstag aber auf die Verordnung von 2012, die abgearbeitet werde. Dies zu Novellieren würde erst recht wertvolle Zeit kosten. Sollten Länder und Eisenbahnbetreiber aber hier rascher und nach Risikoprioritäten vorgehen, würde Hofer dies sehr begrüßen.

Video der Bergung des Busses von einem unserer Leser-Reporter:

Live-Artikel: Was am Dienstag geschah

In unserem Live-Artikel vom Dienstag können Sie die Ereignisse des Tages nachlesen.

15.40 Uhr: Zeugen gesucht! Die Lenker zweier Pkw, die offenbar direkt hinter dem Linienbus gefahren waren, werden von der Polizei als Zeugen gesucht. Auch andere Zeugen, die zur Aufklärung des Unfallhergangs beitragen könnten, sollen sich bei der Verkehrsinspektion 1 melden: Tel. 059133 65 4110.

14.40 Uhr: Der tödliche Unfall am Dienstag war der erste Todesfall eines Holding-Graz-Mitarbeiters im aktiven Fahrdienst.

13.50 Uhr: Während die Ermittlungen noch im Laufen waren, wurde schon am Vormittag an der Unglücksstelle über die möglichen Ursachen spekuliert. Als eine mögliche Variante wurde immer wieder genannt, dass am Bahnübergang die niedrig stehende Morgensonne so auf das Rotlicht der Ampel geblendet habe, dass das Rotlicht zu schlecht sichtbar war. Dass dies manchmal vorkomme, darauf wiesen zahlreiche Anrainer an der Unglücksstelle in der Grottenhofstraße hin.

13.30 Uhr: Die polizeilichen Erhebungen an der Unfallstelle sind noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Graz hat eine Obduktion sowie ein toxikologisches Gutachten bei der verstorbenen Buslenkerin angeordnet. Auch hinsichtlich der Verletzten gibt es noch keine exakten Angaben, weder hinsichtlich ihrer genauen Anzahl, noch über deren Nationalität. Fest steht: Von den Zugpassagieren wurde keiner in ein Spital eingeliefert.

© Wilfried Rombold

13.25 Uhr: Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) zeigte sich in einer Reaktion tief betroffen von dem tödlichen Unfall. „Ich möchte der Familie des Opfers mein Mitgefühl ausdrücken und wünsche den Verletzten eine rasche und vollständige Genesung“, so der Minister in einer Aussendung. Um die Ursachen des Unfalls und daraus ableitbare Sicherheitsempfehlungen für die Zukunft zu ermitteln, seien Ermittler der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) am Unfallort.

13.15 Uhr: Wie viele Passagiere sich in dem verunfallten Bus befunden hatten, ist laut Polizei noch unklar. Einige offenbar unverletzt gebliebene Insassen haben nach dem Unglück die Unfallstelle verlassen, noch bevor die Einsatzkräfte eintrafen. Diese Zeugen werden nun ersucht sich bei der Verkehrsinspektion 1 der Polizei (Tel. 059 133 - 65 4110) oder jeder anderen Dienststelle zu melden.

13.10 Uhr: Der Unfall hat weitreichende Auswirkungen auf die Linienführung der Buslinie 33. So gibt es bis auf Weiteres einen Pendelververkehr ab dem Knoten Don Bosco. Alle Details finden Sie hier.

13 Uhr: Die Grottenhofstraße wird ab jetzt für die Bergungsarbeiten des Busses und des entgleisten Zuges gesperrt.

12.55 Uhr: Da es sich beim Todesopfer um eine Buslenkerin der Holding Graz handelt, ist für die weiteren Mitarbeiter ein Kriseninterventionsteam im Einsatz, zum Beispiel rund ums Rondo am Grazer Jakominiplatz, dem (Diensttausch-)Treffpunkt der Bus- und Tramlenker. Barbara Muhr von der Holding Graz drückte ihr Mitgefühl für den Lebensgefährten der Verstorbenen aus, der ebenfalls bei der Holding Graz tätig ist. 

12.45 Uhr: Noch weitere Details zum Ablauf des heutigen Einsatzes. Insgesamt waren drei Rettungshubschrauber und 65 Rettungssanitäter im Einsatz. Während drei Schwerverletzte ins LKH Graz geflogen wurden und dort auf der Intensivstation liegen, wurden weitere (Schwer-)Verletzte ins UKH Graz und ins LKH Wagna geflogen.

12.30 Uhr: Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu schweren Unglücken auf steirischen Bahnübergängen verschiedener Betreiber. Allein im Jahr 2018 gab es bereits fünf Todesopfer nach Unfällen auf steirischen Bahnübergängen zu beklagen. Zwei Todesfälle betreffen dabei die Strecke der GKB, wo es in diesem Jahr schon zu mehreren weiteren schweren Unfällen gekommen ist. >>Mehr dazu lesen Sie hier<<  Erst am vergangenen Samstag kam es zu einem tödlichen Unfall im Bereich der Feistritztalbahn.

12.05 Uhr: Die GKB hat nach Angaben ihres Sprechers in den vergangenen Jahren die Sicherheitseinrichtungen an Bahnübergängen sukzessive erhöht. Auf den rund 112 Bahnkilometern zwischen Graz, Köflach und Eibiswald inklusive Anschlussstrecken gibt es rund 100 Kreuzungen, rund drei Viertel sind entweder mit Schranken oder Signal-Lichtanlagen gesichert.

Die Lichtanlage am Unglücksort in Graz - wo am Dienstag in der Früh ein Linienbus mit einer S-Bahn der GKB kollidierte und die Buslenkerin starb - habe laut Überprüfung funktioniert. Noch 2014 habe es auf der Strecke der Graz-Köflacher-Bahn von Graz nach Eibiswald und Köflach 129 Eisenbahnkreuzungen, davon 71 mit technischem Kreuzungsschutz (sieben Schranken, 64 Lichtsignalanlagen) gegeben. Seither wurden im Sinne des Eisenbahnkreuzungsverordnung aus dem Jahr 2012 die Übergänge evaluiert. "Wir haben einige davon stillgelegt, bei anderen die technischen Sicherungen ausgebaut", sagte GKB-Sprecher Ernst Suppan zur APA.

11.40 Uhr: Hier finden Sie die Bilder über den tragischen Zusammenstoß eines Linienbusses mit einem Zug der GKB.

11.30 Uhr: Als Ersthelfer waren sechs Bauarbeiter von einer Wohnhaus-Baustelle in der Heubergergasse den Verletzten im Bus zu Hilfe geeilt. Das Ereignis hat die Männer stark mitgenommen, berichteten sie später der Kleinen Zeitung. Auch ihnen wurde Unterstützung durch ein Kriseninterventionsteam angeboten.

Zeugen werden von der Polizei befragt
Zeugen werden von der Polizei befragt © Wilfried Rombold

11.20 Uhr. Von einem "Schwarzen Tag" spricht auch der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang. Zum Betrieb der Eisenbahnkreuzungen sagt er: "Generell werden sämtliche steirische Eisenbahnkreuzungen gemeinsam mit dem jeweiligen Streckenbetreiber und technischen Sachverständigen des Landes, das hier Behörde ist, nach den Kriterien der Eisenbahnkreuzungsverordnung des Bundes genauestens überprüft und entsprechende Sicherungsmaßnahmen vorgeschrieben.

11.15 Uhr. Video vom Rettungs- und Polizeieinsatz nach dem tragischen Unglück. Die Grottenhofstraße im Bezirk Wetzelsdorf ist nach wie vor gesperrt, Autofahrer sollen großräumig ausweichen.

11.11 Uhr. Nun gibt es auch eine Stellungnahme der GKB zum Unglück. Im Zug haben sich demnach 70 Personen befunden. Zur möglichen Ursache heißt es in der Stellungnahme der GKB: "Die Lichtzeichenanlage der GKB hat nach vorliegenden Aufzweichungen einwandfrei funktioniert". Die Chefetage des Bahnunternehmens befindet sich übrigens derzeit vollständig in Berlin bei der internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik "InnoTrans".

Das ganze Statement >>lesen Sie hier<<

11.02 Uhr. Das Rote Kreuz hat für Betroffene des Unglücks in Graz ein Hotline unter 14844 eingerichtet.

10.37 Uhr. Auch in der Grazer Stadtpolitik zeigt man sich "tief erschüttert". Bürgermeister Siegfried Nagl will aber noch keine Spekulationen über den Unfallhergang anstellen: „Denn als erstes gilt es, das tiefste Mitgefühl dem Gatten und den Angehörigen der tödlich verunglückten Buslenkerin auszusprechen. Wir hoffen und beten für jene, die schwer verletzt wurden. Mein Dank geht auch an die Einsatzorganisationen, die sehr rasch und effizient am Unfallort geholfen haben."

Verkehrsstadträtin Elke Kahr verwies darauf, dass "die Busfahrer, die in diesen schweren Stunden den laufenden Betrieb aufrecht halten müssen, vom Kriseninterventionsteam betreut werden.

10.30 Uhr. Die Vorstandsdirektion der für die Linienbusse zuständigen Holding Graz sagen zum tragischen Unfall: "Unser ganzes Mitgefühl gilt der Familie unserer bei diesem schrecklichen Unfall verstorbenen Kollegin. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Graz Linien, wir alle bei der Holding Graz, trauern um eine engagierte, junge Frau, sind tief betroffen."  

10.26 Uhr. Die Verbindung der GKB-Strecke zwischen Graz-Köflacherbahnhof und Straßgang bleibt bis auf weiteres unterbrochen. Es gibt keinen Schienenersatzverkehr.

10.21 Uhr. "Zwei schwer verletzte Frauen und ein schwer verletzter Mann wurden mit dem Hubschrauber zu uns gebracht. Sie sind laut Ärzten stabil, müssen aber weiterhin auf der Intensivstation bleiben", schildert die Sprecherin des LKH-Uniklinikums Graz, Simone Pfandl-Pichler.

10.13 Uhr. Auf dem Bahnüberang in der Grottenhoferstraße kam es bereits im Jänner 2017 zu einem Unglück: Damals waren ein Polizeiauto und ein Zug zusammengestoßen.

10.07 Uhr. Es ist dies bereits der dritte Unfall mit einem GKB-Zug auf einem ampelgeregelten Bahnübergang binnen eines Monats. Nicht nur gestern kam es in Köppling zu einem Zusammenstoß mit einem Auto auf einem ampelgeregelten Bahnübergang, sondern auch am 14. August 2018. Die Bilder davon finden Sie hier:

10.01 Uhr. Das Rote Kreuz ist Dienstagvormittag mit 65 Einsatzkräften an die Unglücksstelle geeilt. Erste Hilfe haben Bauarbeiter geleistet, die in unmittelbarer Umgebung des Bahnübergangs tätig waren und "nach einem lauten Kracher sofort zur Unfallstelle gelaufen" sind.

9.55 Uhr. Neue Informationen der Polizei: Bei dem Unglück kam demnach die 34-jährige Buslenkerin ums Leben. Auch die Zahl der Verletzten wurde von der Polizei wieder nach oben korrigiert: Demnach wurden acht Passagiere schwer verletzt und drei weitere leicht verletzt.

9.50 Uhr. Erst einen Tag zuvor war es auf den Schienen der GKB zu einer Kollision mit einem Auto auf einem Bahnübergang in St. Johann/Köppling gekommen. Brisant: in beiden Fällen waren die Bahnübergänge durch eine Rotlicht-Ampel geregelt. >>Mehr dazu hier<<

9.33 Uhr. Laut Feuerwehr wurden sieben Bus-Passagiere schwer verletzt, vorwiegend jene, die sich im vorderen Bereich des Busses aufgehalten haben. Dazu kommen zwei Leichtverletzte. Im Zug - der nach dem Zusammenprall entgleist ist - gab es laut ersten Informationen keine Verletzten.

9.31 Uhr. Der Polizeihubschrauber kreist über der Unfallstelle.

9.28 Uhr. Mittlerweile wurden alle Schwerverletzten vom Roten Kreuz versorgt und in umliegende Spitäler gebracht.

9.26 Uhr. Auch das Kriseninterventionsteam ist im Einsatz und betreut Passagiere, Verletzte und Angehörige.

© Rombold

9.17 Uhr. Dutzende Einsatzfahrzeuge eilten in der Früh Richtung Graz Wetzelsdorf.

9.10 Uhr. Der Pressesprecher des Roten Kreuzes, August Bäck, informiert: "Durch die aktuelle Lage haben wir alle verfügbaren Rettungskräfte zusammengezogen. Dadurch bitten wir die Bevölkerung um Verständnis, dass es heute bei Routine-Fahrten zu Verzögerungen kommen wird."

9 Uhr. Auch der Rettungshubschrauber C12 ist im Einsatz und mittlerweile auf dem LUV-Sportplatz gelandet.

8.50 Uhr. Der Bahnübergang ist normalerweise durch eine Ampel geregelt. Wie es zum Unfall kam, ist derzeit noch völlig unklar.

8.40 Uhr. 17 Rettungsautos sind am Einsatzort.

8.40 Uhr. Der Gelenksbus (Linie 33) war Richtung Straßgang unterwegs und steht mittlerweile auf einem Lagerplatz neben der Kreuzung. Bei dem Fahrzeug wurden die Seitentüren herausgerissen.

Der Zug (S61) kam 50 Meter stadteinwärts zum Stillstand.