"Unterwald 1 für Unterwald 47. Wir brauchen bei der Ausfahrt Rastplatz Herzogberg die Feuerwehr, da hängen schon einige Lkw", knistert es aus dem Funkgerät. Das Rauschen zwischen den Funksprüchen, es vermittelt noch eine Botschaft: Einsatzmodus.
An längst vergangen geglaubte Zeiten erinnert nicht nur dieser selbst im Handyzeitalter noch hochgeschätzte Gesprächskanal, sondern auch das Bild, das sich ein paar Meter vor der Fahrerkabine mit den vielen bunten Knöpfen und Hebeln bietet: tiefster Winter. Reines Weiß – auch dort, wo erst 15 Minuten zuvor mit "Unterwald 36" ein Räumfahrzeug gefahren ist.

Chef fährt "Unterwald 1"

"Oh, der Chef selbst ist auch schon im Lkw unterwegs", interpretiert Manfred Rumpf – alias "Unterwald 47" – hinter dem Lenkrad seines orangen 400-PS-Boliden den Funkspruch von "Unterwald 1" als Zeichen, dass es wirklich rund geht auf der Pack. Der Chef, das ist Autobahnmeister Markus Bratschko.

Der Einsatz im Video:

Bratschko verantwortet mit einem 16-köpfigen Team eine winterliche Schlüsselstelle im heimischen Autobahnnetz: Den 32 Kilometer langen Packabschnitt der A2-Südautobahn zwischen Mooskirchen und dem 1200 Meter hohen Packsattel. Sechs Räumfahrzeuge der Autobahnmeisterei Unterwald rotieren seit Montagfrüh im Dauerbetrieb, damit aufgrund der heftigen Schneefälle das Räumungsintervall von 30 auf 15 Minuten halbiert werden kann.

"Zumindest eine Spur befahrbar"

Und weil es gerade wirklich brenzlig ist, klinkt sich aktuell Bratschko – vulgo "Unterwald 1" – mit dem siebten Fahrzeug noch zwischen den Räumkolonnen ein. "Damit immer zumindest eine Spur befahrbar bleibt."

Eine Stunde zuvor, vor den vielen Kamerabildern in der Leitzentrale, war beim sonst sogar in Stressmomenten locker wirkenden Autobahnmeister die Anspannung greifbar. "Wenn es wirklich bis Dienstagabend so stark weiterschneit, bleibt das eine haarige G’schicht." Seine Leute fahren in 12-Stunden-Schichten, einige Betriebselektriker haben bereits am Montag das Gewand für heute mitgenommen.

Die große Frage: Halten bei einem Meter schweren Schnee, der für Pack und Koralm prognostiziert ist, die Stromleitungen? Zumindest beim Kalcherkogeltunnel wurde per Notstrom-Aggregaten vorgesorgt.

"Jetzt kommt der Wiiinter"

Zurück in der Kabine von "Unterwald 47" summt Manfred Rumpf, der diesen Job nun die 19. Saison macht, ein fröhliches "Jetzt kommt der Wiiinter". Ehe er bestätigt: "So stark hat es wirklich schon lange nicht mehr geschneit." Dringendste Aufgabe: Die Auf- und Abfahrt Modriach freizuräumen, hier haben sich in kürzester Zeit nicht nur 15 Zentimeter Schnee, sondern auch einige quer stehende Autos und Lkw zusammengesammelt.

Dass man es Autofahrern schwer recht machen kann – die Floskel "Warum räumt da niemand?" wechselt sich situationselastisch mit "Warum lässt mich der Schneepflug nicht vor?" ab–, ist ihm bewusst. Mit der Routine von 19 Einsatzjahren steuert er dennoch mühelos nicht nur das 28-Tonnen-Gefährt, sondern auch die beiden angebauten Pflüge und die Salzstreuer. Und sagt: "Die meisten, die drängeln oder gar rechts überholen, bedenken halt nicht, dass die Straße hinter dem Schneepflug besser geräumt ist als davor."