Die Steiermark geht einen neuen Weg im Umgang mit konfliktträchtigen Tierarten: Mit einem umfassenden Prädatorenmanagement wollen Naturschutzlandesrat Hannes Amesbauer (FPÖ) und Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) ab sofort alle Zuständigkeiten im Jagdrecht bündeln – und damit die Grundlage für praxistaugliche, rechtssichere Lösungen bei Wolfsrissen, Biberschäden oder Problemen mit Fischottern schaffen. Hintergrund dieser Änderung ist, dass die Zuständigkeiten bislang wenig praxistauglich auf zwei politische Büros sowie zwei Landesabteilungen (A10 Land- und Forstwirtschaft und A13 Umwelt und Raumordnung) aufgeteilt waren. „Wir zeigen mit dieser Reform, dass wir hinschauen, wenn es Probleme gibt – und Lösungen schaffen, die praktikabel sind“, sagt Amesbauer.

Wolfsrisse, Fischotterschäden - Konflikte werden mehr

Allein 2025 kam es laut Landesangaben bereits zu mehreren Wolfsrissen. Im Mai wurde im Bezirk Murau ein Kalb von einem Wolf gerissen, im Juni wurden im Seewigtal in Gössenberg vier Schafkadaver gefunden, zwölf weitere Tiere sind abgängig. „Man geht vom Fraßbild und dem Trittsiegel davon aus, dass es sich um einen Wolfsriss handelt. Es deutet alles darauf hin“, kann der Obmann der Landwirtschaftskammer Liezen, Peter Kettner, bestätigen. Die DNA-Spuren seien zu wenig eindeutig, es wurde auch Fuchs-DNA gefunden, der als möglicher Nachnutzer in Erscheinung getreten sein könnte. Auch der Fischotter verursacht in der Teichwirtschaft mittlerweile Schäden in Millionenhöhe. Bisher waren Zuständigkeiten für solche Fälle auf mehrere Verwaltungsbereiche verteilt – das sorgte oft für Verzögerungen, Unsicherheit und Frust bei Betroffenen.

Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer
Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer © KLZMichaela Lorber

Nun übernimmt die Abteilung 10 (Land- und Forstwirtschaft) die zentrale Koordination – von Monitoring über Prävention bis hin zu Förderungen und möglichen Entnahmen. „Mit der Übertragung der Zuständigkeiten ins Jagdrecht schaffen wir die Basis für ein praxistaugliches Management von Raubtieren“, erklärt Schmiedtbauer. „Wir wollen keine Tierart ausrotten – aber wir stehen an der Seite unserer Bäuerinnen und Bauern. Daher schaffen wir einfachere Lösungen, bis hin zur Entnahme, wenn es notwendig ist.“

Jägerschaft begrüßt Reform

Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Präsident von Jagd Österreich und Landesjägermeister der Steiermark, begrüßt die Reform ausdrücklich:

„Die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Ökosysteme verändern, braucht auch ein dynamisches und anpassungsfähiges Management. Die bisherige Doppelzuständigkeit hat die notwendigen Entscheidungsprozesse und deren Umsetzung aufwändig und langatmig gemacht. Ich gratuliere den Verantwortlichen zu dieser Entscheidung, die nun auch für die Steiermark gute Voraussetzungen für das Management der betroffenen Arten schafft. Über das flächendeckende Netz von Jägerinnen und Jägern kann das Monitoring dieser Arten zu vertretbaren Kosten umgesetzt werden. Auf den so gewonnenen Daten kann ein zeitgemäßes Wildtiermanagement aufgesetzt werden, das auch die Erhaltung seltener Arten berücksichtigt.“

,Franz Mayr Melnhof-Saurau, Präsident von Jagd Österreich.
Landesjägermeister Franz Mayr Melnhof-Saurau (Präsident Jagd Österreich) © Anna Rauchenberger

Bis Frühjahr 2026 soll die Reform in Kraft treten. Auch die bestehende Wolfsverordnung wird um ein Jahr verlängert, um Planungssicherheit zu geben. Diese soll abgeändert und an den herabgesetzten Schutzstatus der FFH-Richtlinie auf EU-Ebene angepasst werden. Somit könnten Abschüsse in der Steiermark erleichtert werden. Die neue Verordnung soll bis Frühjahr nächstes Jahr, aber spätestens bis zu Beginn der Almweidesaison in Kraft treten.

„Ein langjähriges Anliegen wird endlich ernst genommen!“

Der Steirische Bauernbund begrüßt die Umsetzung als wichtigen Schritt für die Land- und Forstwirtschaft: „Mit der Reform wird ein langjähriges Anliegen unserer Bäuerinnen und Bauern ernst genommen und endlich umgesetzt“, so Bauernbund-Direktor Franz Tonner. Besonders positiv wertet er die klare Ressortverantwortung unter Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Sie hat bereits als EU-Abgeordnete erfolgreich für eine Herabstufung des Wolfs-Schutzstatus gekämpft – und setzt nun konsequent um, was machbar ist.“ Der Bauernbund erwartet sich durch die Zusammenführung der Zuständigkeiten mehr Effizienz und Rechtssicherheit. Die Verlängerung der Wolfsverordnung, aber auch geplante Gesetzesnovellen seien ein starkes Signal an die Bauernschaft: „Diese Reform gibt Mut und bringt Planungssicherheit“, so Tonner.

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Gemeinderatssitzung Hart bei Graz am 14.12.2023.
Bild zeigt: GR Dipl.-Ing. Franz TONNER, Präs. Bauernbund Stmk. (ÖVP).
Foto © by der Plankenauer
Franz Tonner, Präsident Bauernbund Stmk. (ÖVP) © Horst Plankenauer

Sonderfall Biber: Neue Verordnung kommt

Ein eigenes Kapitel widmet die Landesregierung dem Biber: Wegen seiner Bedeutung für die Gewässerökologie bleibt die Zuständigkeit in der Umweltabteilung (A13). Gleichzeitig wird aber eine eigene Biber-Verordnung vorbereitet, die bei Problemen schnelle und rechtssichere Eingriffe bis hin zur Entnahme ermöglicht – etwa bei Gefährdung von Häusern oder schweren Schäden an landwirtschaftlicher Infrastruktur.

Dem Biber soll es in Kärnten künftig stärker an den Kragen gehen
Für den Biber soll es eine neue Verordnung geben, die bei Problemen rechtssichere Eingriffe ermöglicht. © APA/dpa

Auch Luchs, Fischotter, Wildkatze, Aaskrähe und Braunbär sollen künftig einheitlich unter das neue Prädatorenmanagement fallen. Ziel ist eine koordinierte Bearbeitung aller Fälle – rechtlich abgesichert und fachlich fundiert. Die Landesräte sprechen von einem zukunftsweisenden Schritt: „Wir setzen auf eine sachliche, lösungsorientierte Politik – ohne Ideologie, aber mit klarer Haltung gegenüber den Menschen im ländlichen Raum.“

Mehr Handlungsspielraum

Auch Landwirtschaftskammer-Präsident Andreas Steinegger begrüßt die Reform und spricht von einem „guten Signal“ für den ländlichen Raum:

Landwirtschaftskammer-Präsident Andreas Steinegger
Landwirtschaftskammer-Präsident Andreas Steinegger © Klz / Stefan Pajman

„Die Bündelung der Zuständigkeiten wird die Handlungsfähigkeit stärken und neues Vertrauen schaffen – auch was den Schutz der Nutztiere betrifft.“ Besonders positiv sieht er die geplante Biber-Verordnung, die unbürokratische Eingriffe bei Problemfällen ermöglichen soll. Steinegger sieht in der Neuregelung auch ein klares Bekenntnis zur Erhaltung der Almwirtschaft und erwartet sich eine ganzheitlichere Betrachtung von Landwirtschaft und Naturschutz.