Nach der brutalen Attacke eines Unbekannten auf eine 73-jährige Friedhofsbesucherin in Graz am Mittwochnachmittag laufen die Ermittlungen der LKA-Mordgruppe weiter auf Hochtouren. „Der Fall hat für uns jetzt absolute Priorität“, heißt es von den Ermittlern. Allein, die Spurenlage ist dürftig und auch die bisher eingetroffenen Hinweise aus der Bevölkerung noch nicht wirklich vielversprechend. Jedem dieser Hinweise werde freilich nachgegangen. Wenig Hoffnung gibt es derzeit auch, dass der Täter auf einer Überwachungskamera festgehalten wurde. Im Umfeld des Tatortes gibt es kaum welche.

Die Polizei bittet weiter die Bevölkerung um Mithilfe. „Dabei muss es nicht unbedingt um Beobachtungen rund um den Tatort gehen“, sagt Pressesprecher Heimo Kohlbacher. Es zähle auch schon der Hinweis, dass jemand einem bestimmten Menschen zutraut, so etwas zu tun. Konfrontiert wurde die Exekutive auch mit Fragen, ob denn für eine Bevölkerung Gefahr bestehe. Das lasse sich seriös aber nicht sagen, weil man über die Hintergründe des Täters und sein Motiv bisher nur Vermutungen anstellen kann. Am wahrscheinlichsten gilt die Theorie von einem psychisch kranken Einzeltäter, der sein Opfer nur zufällig ausgesucht hat.

Anfragen aus Deutschland

Diese Antwort bekamen auch deutsche Medienvertreter aus der Landespolizeidirektion. In unserem Nachbarland erregte der Fall deshalb eine hohe Aufmerksamkeit, weil die innenpolitische Debatte nach dem Messerangriff eines 28-jährigen Afghanen in einem Park in Aschaffenburg (Bayern) mit zwei Todesopfern enorm aufgeheizt ist. Ein zweijähriger Kindergartenbub und ein 41-jähriger Mann, der helfen wollte, wurden getötet. Der festgenommene Afghane hatte mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie hinter sich und sollte bereits abgeschoben werden.

Parallelen zu diesem Fall könne man mit jenem in Graz derzeit aber noch nicht ziehen, solange der Täter unbekannt ist, wird betont. Eine Einvernahme des Opfers wird so schnell nicht möglich sein. Die Grazerin liegt weiter auf der Intensivstation am LKH Graz und wird intubiert. Lebensgefahr besteht nicht mehr.

Versuchter Mord am Friedhof
Die Frau wurde unweit des Grabes ihres verstorbenen Mannes angegriffen © Klz / Stefan Pajman

Erinnerungen an 2020

Manch einen erinnert die Attacke auf die 73-jährige Friedhofsbesucherin auch an einen dramatischen Fall in Graz-St. Peter vor fast genau fünf Jahren. Eine 33-jährige Frau, eine zweifache Mutter, wurde beim Überqueren eines Zebrastreifens plötzlich von einem 27-jährigen Grazer mit einem Messer angegriffen. Mehrmals stach der an Schizophrenie und Wahnvorstellungen leidende Mann, der erst am Tag davor aus der Psychiatrie entlassen worden war, auf die Frau ein. Zwei mutige Zeugen konnten den bewaffneten Täter zwar überwältigen, das Opfer verstarb jedoch einen Tag später im Spital.