Eine Woche nach der Notlandung eines Swiss-Flugzeugs am Flughafen Graz hat der schwer verletzte Steward am Montag am Uniklinikum Graz den Kampf um sein Leben verloren. Das hat die Schweizer Fluggesellschaft am Abend via X (vormals Twitter) bekanntgegeben: „Schweren Herzens müssen wir mitteilen, dass wir unseren lieben Kollegen nach der Notlandung von LX1885 verloren haben“.

Airline-Chef Jens Fehlinger zeigte sich „tieftraurig und fassungslos“, sein für das operative Geschäft zuständiger Vorstandskollege Oliver Buchhofer ließ per Aussendung wissen: „Es ist ein schwarzer Tag für uns alle.“ Staatsanwaltschaft Graz und Landespolizeidirektion Steiermark bestätigten den Todesfall. Noch am Montagnachmittag hatte es geheißen, der 23-Jährige sei weiter in kritischem Zustand auf der Intensivstation, während ein zweites Crewmitglied inzwischen das Krankenhaus verlassen konnte.

Flugbeteiligte werden befragt

Unterdessen wird die Ursache des Vorfalls von der Staatsanwaltschaft Graz untersucht. Sie hat gestern die Obduktion des Leichnams angeordnet. Außerdem wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Ein Routinevorgehen, wie Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz am Dienstag betont: „Der bedauerliche Tod des Flugbegleiters ändert grundsätzlich den Sachverhalt nicht, das Verfahren läuft unverändert weiter.“ Wichtig sei nun, die genaue Unfallursache abzuklären. Dafür wurde ein Flugsachverständiger beauftragt, um die Gründe für die starke Rauchentwicklung an Bord der in Bukarest gestarteten Maschine zu klären, die zum Flugabbruch führte. Das Ergebnis des Gutachtens wird für die strafrechtliche Beurteilung entscheidend sein. Wann ein Ergebnis des Gutachtens zu erwarten sei, ist noch unklar, sagt Bacher. „Es ist eher mit Wochen als Tagen zu rechnen.“

In weiterer Folge sollen dann alle Beteiligten des Fluges noch einmal befragt werden. „Die Leute befinden sich jetzt schon wieder in der Schweiz, aber wahrscheinlich werden sie für die Befragung nach Graz kommen“, so Bacher, die Airline habe dahingehend ihre Kooperation zugesichert.

„Unbekanntes Fehlerbild“ am Triebwerk

Zur genauen Ursache des Vorfalls gibt es auch seitens der Fluglinie keine abschließenden Informationen. Die Airline betonte, dass umfassende Untersuchungen notwendig seien, für die alle Daten und technischen Informationen ausgewertet werden müssen. Erste Analysen deuten aber auf ein „bisher unbekanntes Fehlerbild“ an einem Triebwerk hin, schrieb die Swiss in einer internen Mitteilung. Eine Sprecherin der Airline bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag den Inhalt des Memos. Darin hieß es, der Motor habe „plötzlich und unerwartet versagt“..

Swiss mahnte zur Zurückhaltung bei Spekulationen: „Wir wollen gemeinsam mit den zuständigen Behörden die Ursachen finden. Wir haben viele Fragen und wollen Antworten darauf“, so Buchhofer. Die Airline möchte die Gründe für die Rauchentwicklung und die Auswirkungen auf Passagiere und Besatzung lückenlos aufklären, hieß es weiter. Bisher habe man aber in der Schweiz noch nicht alle nötigen Informationen, da die Ermittler in Österreich mit der primären Untersuchung betraut seien.

17 Passagiere mussten ins Krankenhaus gebracht werden

Der Vorfall ereignete sich am Abend des 23. Dezember während des Flugs LX1885 von Bukarest nach Zürich, bei dem sich 74 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord des Airbus A220-300 befanden. Die Cockpit-Crew entschied sich aus Sicherheitsgründen für eine Notlandung, die erfolgreich durchgeführt wurde. Zwar konnten alle Passagiere evakuiert werden, jedoch wurden insgesamt 17 Personen, darunter zwei Piloten, zwei weitere Crewmitglieder und 13 Passagiere, in Krankenhäuser gebracht.