"Das ist nicht ohne", sagt Alessandro Hämmerle und muss tief durchatmen. „Mein jüngerer Bruder Luca hat sich schwerer verletzt. Er hat sich zwei Wirbelquerfortsätze gebrochen und starke Schmerzen. Klar, dass einem viel durch den Kopf geht.“ Dass er, der große Bruder, nach solch einem Schock in China tags darauf eine Machtdemonstration liefert und seinen insgesamt 13. Weltcupsieg feiert, zeigt, dass er sich bereits zu Beginn der Olympiasaison in bestechender Form befindet. Dabei war es auch die Verletzung und die Diagnose, „die mir den Druck genommen haben“. Stürze und Verletzungen wie diese relativierten eben alles, sagt er. Und: „Der größte Fehler wäre es gewesen, deshalb zurückzustecken. Denn genau dann würde man das Risiko erhöhen.“ Der Sieg? Nebensache. „So schön der Erfolg ist, ich bin nur froh, dass ich gemeinsam mit Luca nach Hause fliegen kann und er daheim genau untersucht werden kann“, erzählt Hämmerle, der in „Secret Garden“ bei der Olympia-Generalprobe nicht nur fahrerisch, sondern auch taktisch beeindruckte.

„Der Kurs war extrem lang. In der Mittelpassage gab es eine Windschattenpartie, sodass man das Rennen nicht von vorne wegfahren konnte. Gegen Ende hat der Kurs dem Körper viel abverlangt. Ich bin erleichtert, dass ich es so durchgestanden habe“, meint der Vorarlberger, der seine körperliche Fitness als „Grundbaustein“ bezeichnet und den direkten Kampf Mann gegen Mann bevorzugt. „Das macht den Reiz aus“, sagt Hämmerle, der 2010 sein Debüt im Weltcup feierte.

Heißer Kandidat auf Olympiagold in Peking

Seine bisherige Karriere ist geprägt von Höhenflügen und Tiefschlägen. Denn als sein älterer Bruder Michael vor sieben Jahren aufgrund einer Verletzung seine Laufbahn beenden musste, fühlte sich der 1,90-Meter-Mann in gewisser Hinsicht „alleingelassen. Die Saison war zum Vergessen. Auch unser damaliger Teamleader Markus Schairer verletzte sich, ich dann auch, weil der Kopf irgendwo war“, gesteht Hämmerle, der diesen Tiefpunkt aber rasch überwand. Im Jahr darauf überraschte er mit einem Triumph beim Heimweltcup, sein Siegeszug begann. Vergangene Saison schnappte er sich zum dritten Mal in Serie den Gesamtweltcup, holte drei Weltcupsiege und kürte sich zum Vizeweltmeister. Kein Wunder, dass der 28-Jährige heißer Kandidat auf Olympiagold in Peking ist.

Das starke ÖSV-Ergebnis komplettierte Jakob Dusek als Vierter. Bei den Frauen zeigte Pia Zerkhold ebenfalls als Vierte mit ihrer bisher besten Karriereplatzierung auf. Weiter geht es von 9. bis 11. Dezember im Montafon. Das Heimspiel kann Hämmerle kaum erwarten: „Hier durfte ich schon große Erfolge feiern, die Strecke liegt mir irrsinnig – ich bin bereit.“