Aufgrund ihrer bis dato gezeigten Leistungen galt Sara Marita Kramer als Medaillen-Bank für Österreich bei den Olympischen Spielen. Ehe sie positiv auf das Coronavirus getestet wurde und keine Chance hatte, in Peking anzutreten. "Ich bin dann eineinhalb Wochen fast nur herumgelegen. Das ist untypisch für mich", sagt die 20-Jährige. "Ich hatte schlaflose Nächte, es waren grausige Tage. Ich wollte das Ganze nicht wahrhaben. Es war, als würde ich einen Albtraum leben, den man sich so nie zusammenreimen könnte. Es war aber leider wahr."

Nicht der gesundheitliche Zustand war das Problem ("Ich hatte leichte Symptome, aber nicht so schlimm."). Vielmehr war es psychischer Natur.  Am Anfang war es nicht einfach für mich, eine Motivation zu finden. Die Wettkämpfe, bei denen sie so gerne um Gold mitgesprungen wäre, hat sie sich dann im Fernsehen doch angeschaut. "Ich wollte es mir nicht entgehen lassen. Es war schwierig und komisch, weil ich es mir noch nie im Fernsehen angeschaut hab. Sonst war ich ja immer selbst dabei." Auch mit ihren Teamkolleginnen war sie stets in Kontakt. "Wir haben Videocalls gemacht, ich habe ihnen alles Gute gewünscht. Es war voll nett, sie wiederzusehen. Sie haben ja auch mit mir mitgelitten und geschaut, dass sie mich wieder aufbauen."

Olympiamedaille nur aufgeschoben

Anfang dieser Woche ist Kramer wieder ins Training eingestiegen. "Ich bin jetzt wieder voll motiviert", sagt die sechsfache Saison-Weltcupsiegerin. "Und ich habe einen richtig zachen Muskelkater vom Krafttraining." Sprungtraining stand bisher noch keines am Programm. "Seit dem positiven Test in Willingen habe ich die Sprungski nicht mehr angeschaut. Das fühlt sich echt komisch an."

Das Saisonziel ist klar: der Gesamtweltcup. 172 Punkte liegt die Salzburgerin in der Gesamtwertung in Führung. "Ich weiß, dass ich gut Ski springen und viel erreichen kann. Alles, was möglich ist, versuche ich zu erreichen." Nächste Woche (24.–27. Februar) ist sie in Hinzenbach im Weltcup dabei.

Und die Medaille bei den Olympischen Spielen soll nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sein. "Eine Medaille ist natürlich mein Traum. Aber ehrlich gesagt denke ich noch gar nicht so richtig dran, vier Jahre sind eine lange Zeit und ich habe keine Ahnung, wohin der Weg führt. Es passieren immer Sachen, die man nicht am Schirm hat."